Andere Zeiten

Alles hat sich geändert seit dem Bürgerentscheid von 2003: Die Verkehre, Straßenbaupläne, Kosten, nur die Planung der Südumfahrung Markdorf ist seither unverändert geblieben. Deshalb muss das Vorhaben nun nochmals kritisch und ohne Scheuklappen geprüft werden, meint SÜDKURIER-Redakteur Helmar Grupp

 

Die Zeiten haben sich geändert. Die Verkehre von 2003 sind nicht mehr die von heute, ebensowenig die Straßenbauplanungen im Bodenseekreis noch die Kosten im Baugewerbe noch die Ansprüche der Menschen an die Art von Mobilität, die sie für sich nutzen wollen.

55 Prozent haben sich im Bürgerentscheid von 2003 für die Südumfahrung ausgesprochen. Seither gilt das Vorhaben als gesetzt. Realisiert ist sie aber immer noch nicht, und wir schreiben inzwischen das Jahr 2017. Kann man 14 Jahre später einen Bürgerentscheid, zumal er so knapp ausgegangen ist, noch als repräsentative Legitimation für eine aktuelle Planung heranziehen? Eigentlich nicht. Denn von jenen, die seinerzeit im Licht der damaligen Faktenlage dafür gestimmt hatten, würden sich manche heute angesichts der veränderten Bedingungen dagegen entscheiden. Wieder andere leben längst nicht mehr in Markdorf. Neue Bürger sind hinzugezogen, ein Plus von 1300. Wie würden sie sich entscheiden?

Markdorf, die Region und die Kosten haben sich geändert, alleine die Pläne sind unverändert geblieben: Eine Straße von 3,2 Kilometern quer durch die grüne Fläche – für inzwischen 24,6 Millionen Euro. Ist das noch zeitgemäß?

Vor etlichen Jahren hatte diese Zeitung an dieser Stelle eine Südumfahrung ebenfalls noch befürwortet. Doch heute muss man das Vorhaben unter Einbezug der aktuellen Faktenlage bewerten. Und die stellt sich anders dar als noch vor Jahren. Eine aus- oder teils neu gebaute B 31 wird auch die Ortsdurchfahrt Markdorf entlasten. Ein Doppelbau inklusive einer möglichen Umfahrung Kluftern hingegen würde Ittendorf, aber auch den Markdorfer Süden immens belasten. Denn würde der Landkreis die Südumfahrung nun mit Tempo realisieren, sollte er die Zuschuss-Zusage bekommen, droht die Gefahr, dass der Grünpuffer zwischen Stadt und See bei einer darauf folgenden Realisierung der favorisierten seefernen B-31-neu-Trasse von sechs breiten Fahrspuren durchschnitten wird. Wollen wir das wirklich?

Bürgermeister Georg Riedmann, der seine Bedenken gegenüber dem Vertrag von 2013 klar formuliert hat, und Landrat Lothar Wölfle sollten sich zusammensetzen und gemeinsam und ohne Scheuklappen die Südumfahrung-Pläne nochmals aufschnüren.

 

helmar.grupp@suedkurier.de