Von Jens
Lindenmüller
Friedrichshafen Wenn ein Fischbacher auf einer Skala von eins bis fünf bewerten
müsste, als wie dringend er den Bau einer Umgehungsstraße empfindet, würde er
wohl ohne lange zu zögern die fünf wählen. Persönliche Befindlichkeiten haben
für das Stuttgarter Verkehrsministerium zwar keine Rolle gespielt, dennoch
kommt es für die B 31-neu Friedrichshafen-Immenstaad
auf dieser Skala auf einen Durchschnittswert von 3,9, den höchsten aller 20
baureifer Bundesfernstraßenbauprojekte in Baden-Württemberg.
Bewertet hat
das Verkehrsministerium die 20 Vorhaben nach sechs verschiedenen Kriterien,
wobei das Nutzen-Kosten-Verhältnis und die Verkehrssicherheit etwas stärker
gewichtet worden sind als die Netzfunktion, der Verkehrsfluss, die
Lärmentlastung und die Umweltverträglichkeit. Bemerkenswert ist, dass die B 31
Friedrichshafen-Immenstaad trotz der hohen Kosten von
fast 107 Millionen Euro für 7,12 Kilometer Straße beim Nutzen-Kosten-Verhältnis
die volle Punktzahl erhalten hat. In der Begründung ist von „hohen
Fahrzeitgewinnen“ und einer „nachhaltigen Entlastung der Stadt Friedrichshafen
vom Durchgangsverkehr“ die Rede. Ebenfalls mit fünf Punkten hat das
Verkehrsministerium die Lärmentlastung bewertet, da es aufgrund der langen
Ortsdurchfahrt eine sehr hohe Anzahl an Betroffenen gebe.
Hinter dem
Bewertungskriterium Verkehrsfluss verbirgt sich das Verhältnis des
tatsächlichen Verkehrsaufkommens zur Kapazität der aktuell vorhandenen Straße.
Das zu behebende verkehrliche Defizit, das sich
daraus ergibt, ist dem Ministerium immerhin noch vier Punkte wert. Nur zwei der
20 Straßenbauprojekte sind in dieser Kategorie höher bewertet worden, die B 33
Konstanz-Allensbach/West und die Ortsumgehung Holzgerlingen im Zuge der B 464. Vier Punkte erreicht die B
31 Friedrichshafen-Immenstaad zudem in puncto
Verkehrssicherheit.
Immerhin drei
Punkte sind’s in der Kategorie Netzfunktion. Hier ist der der Begründung zu
entnehmen, dass die B 31 eine Verbindungsfunktion zwischen Oberzentren erfülle,
zum Beispiel zwischen Konstanz und Kempten. Das sechste und letzte Kriterium,
die Umweltverträglichkeit, ist das einzige, bei dem die B 31 lediglich zwei
Pünktchen erhält. Diese unterdurchschnittliche Bewertung begründet das
Ministerium mit „hoher Flächenversiegelung“ und „hoher Zusatzbelastung, da die
Trasse zu einer Zerschneidung führt“. Außerdem wird darauf verwiesen, dass sich
innerhalb eines 500-Meter-Korridors ein geschütztes FFH-Gebiet befinde
(Flora-Fauna-Habitat).
Die B 30 in
Ravensburg punktet vor allem mit Verkehrssicherheit (fünf), Verkehrsfluss und
Lärmentlastung (je vier) – und hat es mit dem insgesamt dritthöchsten Durchschnittswert
von 3,40 ebenfalls in die Top 5 jener Vorhaben geschafft, für die der Baubeginn
ab 2014 nach Einschätzung der Landesregierung realistisch erscheint. Diese Top
5 hat die B 31 Überlingen zwar knapp verpasst, mit 2,9 Punkten führt sie aber die
zweite Gruppe der Vorhaben an, deren Baubeginn ab 2015/16 möglich sein soll.
Die höchsten Bewertungen hat Überlingen mit jeweils vier Punkten in den
Kategorien Nutzen-Kosten-Verhältnis und Netzfunktion erhalten.
(Erschienen:
19.06.2012 19:45)