Dass Staerke
mit seinem permanenten Nachbohren bis ins allerletzte, klitzekleinste Detail
der Planung und seiner fast schon provokant ruhigen und emotionsfreien Art des
Vortrags dem einen oder anderen Behördenvertreter ganz gewaltig auf den Keks
geht, ist nicht zu übersehen. Vor allem Rechtsanwalt Klaus-Peter Dolde, der das
Landratsamt vertritt, reagiert auf fast jedes Nachhaken ziemlich gereizt.
Dennoch bleibt ihm und den anderen Vertretern des Landratsamtes und der
verschiedenen Fachbüros nichts anderes übrig, als Staerke
fragen und reden, reden und fragen zu lassen. Es ist sein gutes Recht, und er
nutzt es weidlich aus.
Beim Thema Lärm platzt
einem einzelnen Zuhörer irgendwann der Kragen. Er ist Anwohner der B 33. „Ihr
sprecht hier immer von Dingen, die Euch selbst gar nicht betreffen. Um uns
kümmert Ihr Euch überhaupt nicht“, schimpft er in Richtung Frieder Staerke und der anderen Kritiker der Südumfahrung.
Laut Berechnung des Ingenieurbüros Modus Consult
würde die Südumfahrung die für das Jahr 2025
berechnete Lärmbelastung in der Kernstadt Markdorfs um zwei bis vier Dezibel
(dB(A)) reduzieren. Über der Grenze zur Gesundheitsgefährdung, die tagsüber bei
70 dB(A) liegt, läge die Belastung dann allerdings immer noch, weshalb Claus Kiener von Modus Consult betonte,
dass zur weiteren Beruhigung Maßnahmen im Rahmen des Lärmaktionsplans
erforderlich seien. Weil die Südumfahrung als
alleinige Maßnahme das Verkehrsaufkommen in Ittendorf
und Stetten leicht erhöhen und dadurch auch hier die Grenze von 70 dB(A)
überschritten wird, besteht laut neuem Lärmgutachten für eine ganze Reihe von
Wohnhäusern in den beiden Orten Anspruch auf passiven Lärmschutz.
Am Nachmittag stehen
Belange des Natur- und Landschaftsschutzes im Mittelpunkt der Verhandlung.
Allein die Diskussion über die Bachmuschel dauert weit länger als eine Stunde.
Für Franz Beer vom BUND ist das possierliche Tierchen eine „Perle der Stadt
Markdorf“. Die geplante vorübergehende Umsiedlung von etwa 3000 Exemplaren
innerhalb des Lipbachs sieht er kritisch. Wenn diese
in einen anderen Teilabschnitt des Bachs eingesetzt würden, in dem die Dichte
an Bachmuscheln wesentlich geringer ist, sieht Beer die Gefahr eines
schleichenden Aussterbens. Daran kann auch die Einschätzung von Jürgen Trautner von der Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung
J. Trautner - „Die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ist
sehr hoch“ – nichts ändern. Laut Beer ist die Bachmuschel für eine solche
Einschätzung noch nicht ausreichend erforscht. „Die Aufgabe eines
Fachgutachters kann nicht sein, wissenschaftliche Grundlagenforschung zu
betreiben“, entgegnet schließlich Norbert Schültke,
Leiter des Dezernats Umwelt & Technik im Landratsamt.
Und was ist nun das
Ergebnis der Erörterungsverhandlung, die gestern Abend zu Ende ging? Schwer zu
sagen. Frieder Staerke, Franz Beer und ihre
Mitstreiter haben dem Regierungspräsidium Tübingen jedenfalls ein ganze Reihe
weiterer Hausaufgaben mitgegeben. Die eine oder andere Frage gilt es noch zu
klären. Ob das letztendlich dazu führen wird, dass der Planentwurf noch ein
drittes Mal öffentlich ausgelegt werden muss, bleibt abzuwarten.
(Erschienen: 08.12.2011
23:00)