Südkurier vom 21.01.02

 

„Straßenfehlplanung im Doppelpack“

 

Bürgerinitiative „Pro Kluftern“ organisiert Trassenbegehung umstrittener Straßenprojekte - großes Bürgerinteresse

 

von Peter Möbius

 

Über hundert Bürger sind am Samstag einem Aufruf der Bürgerinitiative „Pro Kluftern“ gefolgt. Sie haben sich bei einer Trassenbegehung über die möglichen Auswirkungen von zwei geplanten Umgehungsstraßen informiert. Unverständnis, Empörung aber auch Solidarität zum Widerstand bekundeten sie mit ihrem Querfeldein-Marsch gegen die Politik der Nachbargemeinde Markdorf.

 

Kälte, Schneegraupel und schwere Dreckbatzen an den Schuhen konnten die Klufterner und Lipacher nicht von einem zweistündigen Marsch durch die Wiesen und Felder entlang der geplanten Umgehungsstraßen abhalten. Es ging von Lipach nach Efrizweiler. Rot-weiße Plastikbänder markierten den möglichen Trassenverlauf der südlichen Ortsumfahrt von Markdorf (L 205 neu). Bernhard Kettner erklärte die Problematik zweier Straßenvarianten über Megaphon: „Beide Straßenvarianten haben hier auf Klufterns Gemarkung nichts verloren.“ Markdorf verlagere damit seine eigenen Probleme mit Verkehrslärm und Abgasen nach Lipach. “Verkehrsentlastung auf Kosten der Nachbarn - das ist nicht in Ordnung!“

 

Empörung verbreitete sich: Der Lipacher Naherholungsraum würde zerschnitten, hieß es - nur weil wenige Markdorfer Segelflieger ihre Wiese behalten wollten. Geschickt und planvoll sei die Markdorfer Gemarkungsgrenze verbaut worden, um die Südumfahrung in vorgegebener Form durchzusetzen, mutmaßten Klufterner Ortschaftsräte und Initiative-Sprecher.

 

Die Forderung von „Pro Kluftern“ ist kurz und prägnant: ortsnahe Trassenführung entlang des Markdorfer Stadtrandes. Eine direkte Anbindung an die bereits bestehende K 7742 nach Raderach könne kostengünstig das zweite Umfahrungsproblem lösen, nämlich die vorgesehene L 207 neu. Sie soll parallel der Bahntrasse an Kluftern vorbei, in Richtung Efrizweiler, zur B 31 neu führen. Man befürchtet bei dieser Trasse eine Verkehrsbündelung mit zusätzlich 20 000 Fahrzeugen pro Tag und Lärm von Schwerverkehr auch in der Nacht. An vorbeifahrenden Zügen wurde vor Ort anschaulich, wie stark die Lärmbelastung gegenwärtig allein durch den Schienenverkehr ist. „Von Verkehrsentlastung keine Spur. Ich sehe in diesem Plan einen politischen Handstreich“, sagte Walter Zacke im Gespräch mit dem Südkurier. „Die Ortsumfahrung wird sich in Wahrheit zu einer Fernverkehrsachse entwickeln und das müssen wir mit allen demokratischen Möglichkeiten verhindern.“

 

Ein erster energischer Schritt in diese Richtung wird bei der nächsten Ortschaftssitzung am morgigen Dienstag getan. Die Bürger haben sich mit der Trassenbegehung gut für diesen Termin gerüstet. Bis zum April will „Pro Kluftern“ außerdem einen Bürgerentscheid initiieren. Dass die Interessengemeinschaft Bürgerinteressen wecken und auch sicher vertreten kann, hat sie mit dem Info-Marsch am Samstag deutlich gezeigt.