Ortsumfahrung Kluftern:  Riedheim fühlt sich übergangen

Bürger des Markdorfer Ortsteils protestieren gegen die Pläne für eine Ortsumfahrung Kluftern: Fünf von sechs vorgestellten Varianten würden den Ort immens belasten. Nun hat sich eine "Initiative Zukunft Riedheim" formiert, die die Verantwortlichen in der Klufterner Mediationsrunde dazu bewegen möchte, ihre Planungen nochmals zu überdenken – und dann die Belange der Riedheimer miteinzubeziehen

 

In Riedheim schrillen die Alarmglocken: Nach der Vorstellung der sechs Varianten für eine Ortsumfahrung (OU) Kluftern Mitte Oktober sind die Bürger des südöstlichen Markdorfer Ortsteils in tiefer Sorge. Sie fühlen sich von den Planern des Klufterner Mediationsverfahrens übergangen. Der Grund: Fünf der sechs in der Brunnisachhalle präsentierten Varianten (A2 bis D2) verlaufen in direkter Nachbarschaft zu ihrem Ort, alleine die von den Klufternern abgelehnte Trasse A1 würde die Riedheimer nicht berühren.

Ein knappes Dutzend Riedheimer hatten daher am Mittwoch die Presse zu einem Vor-Ort-Termin gebeten, an der Unterführung der K7742 zwischen Riedheim und Bergheim. Die Initiative nennt sich "Zukunft Riedheim", spricht nach eigener Aussage auch für die anderen Einwohner ihres Ortes und möchte nun bei den Planern ein Überdenken der bisherigen Planung erreichen. Den Treffpunkt hatte sie als eine besonders anschauliche problematische Stelle gewählt. Dort soll den Planungen zufolge der Zubringer für die Varianten A2 bis D2 auf die K7742 verlaufen, als Neubau einer Querspange (in der Grafik der rote Abschnitt zwischen dem blauen Knoten und der Abzweigung der blauen A2).

 

 

 

Kommentar: Klufterner Brille

Die Pläne zu möglichen Alternativen für eine Ortsumfahrung Kluftern haben einen schwerwiegenden Makel: Sie gehen alle zu Lasten des Markdorfer Ortsteils Riedheim. Dort stehen die Bürger nun auf – zu Recht. Die Planer wären gut beraten, das Paket noch einmal aufzuschnüren, meint SÜDKURIER-Redakteur Helmar Grupp

Der Ärger der Riedheimer ist verständlich: Da plant eine Dutzende Fachleute umfassende Mediationsgruppe über zwei Jahre hinweg eine Palette von Szenarien zur Verkehrsentlastung der Klufterner Bürger und heraus kommt eine Planung, die Varianten aufzeigt, die Kluftern entlasten würden, die aber nahezu allesamt stattdessen Riedheim belasten würden. Das Prinzip ist einfach, aber leider unprofessionell: Die Verkehrsbelastung wird nicht aufgehoben, sondern schlicht in eine benachbarte Raumschaft verschoben.

Dagegen laufen die Riedheimer, die bis vor vier Wochen noch nichts über die Pläne wussten, nun zurecht Sturm. Und das können auch Pro Kluftern und die Klufterner Bürger nicht wollen – und auch nicht die Planer: Dass statt ihrer die Bürger eines Nachbarortes unter Lärm und Verkehr leiden müssen. Doch gibt es noch einen Ausweg?

Die Situation ist verfahren. Denn die Pläne sind schon sehr weit gediehen. Eigentlich, so wurde es am 13. Oktober in Kluftern betont, gehe es nur noch um die Auswahl der Favoritenvariante unter den sechs vorgestellten. Damit hätte Riedheim aber verloren, nachdem jetzt schon sicher ist, dass die bahnparallele Variante A1 nicht gewählt werden wird. So aber wird es keinen Verkehrsfrieden in der Region geben. Im Gegenteil. Die Planer wären also gut beraten, das Paket nochmals aufzuschnüren.