Zornig über politische Grabenkämpfe

B31 zentrales Thema bei Neujahrsempfang. OB Brand besteht auf genehmigter Trassenführung. 2013 jährt sich Planungsbeginn zum 50. Mal

Die gerade neu angestoßene Diskussion um die B 31 bewegte die davon besonders stark betroffenen Fischbacher natürlich besonders. Sie warteten sehr gespannt darauf, was Oberbürgermeister Andreas Brand dazu und auch zum Thermalbad zu sagen hatte. Doch zunächst gab es Dankesworte an Christian Stenzel und die Fischbacher Runde, dem Sprachrohr für die Belange von Fischbach. Brand würdigte „ihren Einsatz und ihr großes Engagement“ obwohl das Verhältnis manchmal recht „anspruchsvoll ist“.

Dann kam der Oberbürgermeister erst einmal auf die anderen Fischbacher Themen zu sprechen. Zum Dauerthema Uferweg bekannte er, dass auch er gerne in Fischbach nah am See spazieren gehen wolle. Obwohl es bei der Wegführung Richtung Immenstaad weiterhin Probleme mit privaten Grundeigentümern gebe, seien zumindest die Gespräche für den Weg Richtung Friedrichshafen auf einem guten Weg, mit der MTU genauso wie mit dem Land. „Auch wir in der Verwaltung wissen, dass 2014 für Fischbach ein besonderes Jahr ist“, machte er Hoffnung, „und da wären wir froh, wenn eine jahrzehntelange Geschichte ein gutes Ende findet.“ Ob das Thema Thermalbad ein Ende finde, das wisse er noch nicht. Der Gemeinderat habe einstimmig festgelegt: „Was zählt, ist der 31. März.“ Bis dahin müsse Kurt Eicher die Finanzierungsunterlagen vorlegen, am 16. April wolle dieser dann mit dem Bau beginnen. Darüber, ob das tatsächlich so sein werde, wollte Brand nicht spekulieren. Falls die Bagger nicht anrücken könnten, sei man auch auf einen Betrieb des bestehenden Bades im Jahr 2012 vorbereitet.

Beim brisanten Thema B31 ist man in der Festhalle „mittendrin, nur wenige Meter von dieser Straße entfernt“. Oberbürgermeister Andreas Brand hatte diesmal nicht von einem Brief aus Berlin geträumt, „nachdem wir vor zehn Tagen wieder in der bitteren Realität angekommen sind“. Am Freitagabend gab es ein Gespräch zwischen ihm und MdL Martin Hahn. Bei allem Verständnis will Brand nicht von der genehmigten und rechtsfähigen Trasse abrücken und mit dem Gemeinderat zusammen weiter dafür kämpfen, dass das Geld dafür kommt. Den anwesenden Lothar Riebsamen, MdB, forderte er auf, sich in Berlin verstärkt einzusetzen. Die von Martin Hahn neu aufgeworfene Diskussion sei „kropfunnötig“, die Zeit der leisen diplomatischen Töne vorbei. Jetzt müssten auch die betroffenen Bürger über ihre Abgeordneten, gleich welcher Partei, mehr Druck auf Land und Bund aufbauen. „Diese Stadt hat jetzt eine Lösung für dieses Problem verdient“.

Zu diesem Thema hatte Christian Stenzel noch einiges hinzuzufügen. Ein denkwürdiges Jubiläum stehe 2013 ins Haus: „50 Jahre Planung Umgehungsstraße“. So lange schon, seit 1963 werde diese geplant, um die zweite Trennlinie im Ort zu entschärfen. Das muntere Hauen und Stechen von Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern, das speziell in den letzten zwei Wochen darüber eingesetzt habe, wer am meisten Schuld am Versagen dieser Planung habe oder wer am meisten für die Realisierung dieser Straße getan habe, habe nicht dazu geführt, dass auch nur ein Millimeter Straße gebaut würde. Das erregte Stenzels Zorn: „Verglichen mit dieser Kakophonie von Politikern aller Couleur ist das Dröhnen eines Vierzigtonners ein wahrer Wohlklang“. Fischbach sei es leid, die Kulisse für politische Grabenkämpfe abzugeben. Die Umgehung solle endlich gebaut werden. Inzwischen gäbe es sogar ein Buch von einem ZU-Mitarbeiter über die Gründe, warum diese Straße noch nicht realisiert sei. „Es gibt wahrlich schönere Gründe für einen Ort, in der Literatur verewigt zu werden“. Vielleicht könne man es wenigstens schaffen, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu verbannen. Zumindest eine Prüfung der Möglichkeiten hierzu forderte Stenzel.

Auch in der Jugendbefragung 2011 in Fischbach haben sich Jugendliche an erster Stelle eine Ortsumfahrung gewünscht, noch vor dem Fortbestehen des Freibades und einem Jugendtreff in Seenähe. Auch die zweite Trennlinie im Ort rückte Christian Stenzel ins Bewusstsein: Die Bahnstrecke, auf der es nur zwei Übergänge gibt. Stenzel forderte die Stadtverwaltung auf, Planungsgelder für einen dringend benötigten Übergang auf Höhe der neuen Ortsmitte einzustellen.

Eine wohlverdiente Ehrung erhielt Horst Böck für seine langjährige Arbeit im Leitungsteam der Fischbacher Runde und im Wassersportverein. Mit fast 70 Jahren will er sich aus diesen Tätigkeiten zurückziehen.

Für Wohlklänge und Entspannung zwischen den engagierten Reden sorgten die Musik des Harmonika-Orchesters Fischbach, das dieses Jahr 50sten Geburtstag feiert, und der ebenfalls laut beklatschte Kinderchor der Fischbacher Schule.