Geld statt Verkehr bündeln
– „Die
Bürgerinitiative Pro Kluftern begrüßt den neuen
Realismus in der aktuellen Straßenbaudebatte, der dank des Grünen
Landtagsabgeordneten Martin Hahn eingezogen ist“, teilte gestern Walter Zacke,
Vorstandsmitglied des Vereins Pro Kluftern e.V. mit.Selten zuvor habe ein Landes- und Kommunalpolitiker in
Sachen Straßenneubau so ehrlich den Blick auf das finanziell Mögliche, weg von
den verführerischen Wunschvorstellungen und den notorischen Versprechungen
gelenkt.
Weil die Finanztöpfe,
sowohl für den Bundesstraßenbau als auch für den Land- und Kreisstraßenbau um
ein vielfaches überzeichnet seien gingen die Realisierungschancen für die
Ortsumfahrungen Neufrach, Bermatingen,
Markdorf und Kluftern gegen Null. Völlig unverständlich
ist nach Ansicht der Bürgerinitiative dabei aber die gegenwärtige
Schuldzuweisung. „Nicht Martin Hahn hat mit überdimensionierten
Straßenneubaumaßnahmen im Bodenseekreis die hier erforderlichen Finanztöpfe zum
Überquellen gebracht, sondern die Straßenbaulobbyisten. Mit ihrem gigantisch
überzogenem Konzept, dem Bündelungskonzept 7.5, haben sie durch die Kombination
von Ortsumfahrungen im Hinterland und B 31 neu eine gewaltige finanzielle
Konkurrenzsituation geschaffen“, schreibt die Bürgerinitiative. Auch die
Kreisstraßen sollen über das heutige Entflechtungsgesetz (vormals GVFG)
größtenteils aus Bundesverkehrsmitteln finanziert werden, die jetzt, wie im
Falle der Westumfahrung Friedrichshafen, für einen
Bundesstraßenneubau fehlen. Noch verheerender wirkt sich diese
Konkurrenzsituation nach Auffassung von Pro Kluftern
auf den Landschafts- und Flächenverbrauch aus. Wer eine so einmalige Kultur-
und Erholungslandschaft wie die am Bodensee, gleich mit sechs neuen Fahrbahnen
zusätzlich zur bestehenden B 31 (Südumfahrung
Markdorf zweispurig, B 31 neu am See vierspurig) durchschneiden wolle, schaffe
nicht nur Entlastungen, sondern provoziere geradezu neue Konflikte. Noch
katastrophaler fällt nach Ansicht von Pro Kluftern
eine Kosten-Nutzenbilanz bei der geplanten Ortsumfahrung Kluftern,
K 7743 neu, aus. Dabei könnte man mit einem Anschluss der vorhandenen
Kreisstraße K 7742 an die B 31 neu Kluftern mit viel
weniger Geld und ohne enorme Neubelastungen wirkungsvoll entlasten.
Um in Zukunft die knappen finanziellen Mittel gezielt für sinnvollen
Straßenneubau zu bündeln, unterstütz Pro Kluftern
e.V. die aktuelle Forderung von Martin Hahn, die B 31 neu zwischen Immenstaad
und Überlingen nach dem Prinzip „Ausbau vor Neubau“ mit einer Tunnellösung für Hagnau schnellstmöglich weiter zu planen. Ebenso
befürwortet Pro Kluftern e.V. die B 31 neu vorerst
nur zweispurig ohne den Spaltensteiner Knoten zu
bauen. Wer weiterhin das Prinzip „alles oder nichts“ predige und nicht erkenne,
dass nicht der Verkehr, sondern vor allem das Geld gebündelt werden müsse,
bekomme Stillstand in der regionalen Verkehrsentwicklung für Jahrzehnte.