Der
gestrige Erörterungstag des Regierungspräsidiums (RP) zur Südumfahrung
war den Themen Lärm und Natur gewidmet. Zur Sprache kam aus den Reihen der
Einwender aber auch die Kostenfrage.
Stand jetzt, so
Finanzdezernentin Heidi Schwartz, rechnet man im
Landratsamt mit Gesamtbaukosten in Höhe von 18,5 Millionen Euro. Bleibt es bei
der 70-prozentigen Förderung durch Landesmittel, müssten sich Stadt und Kreis
die restlichen 30 Prozent teilen. In der mittelfristigen Finanzplanung des
Kreises seien die anteiligen knapp 2,8 Millionen Euro enthalten, sagte Schwartz. Gegenstand der Erörterung ist die Kostenfrage
jedoch nicht, sie wurde rasch wieder ad acta gesetzt.
Claus Kiener
von Modus Consult, der das Lärmgutachten zur Südumfahrung erstellt hatte, wies darauf hin, dass die
Grenzwerte in der Ortsdurchfahrt Markdorf deutlich überschritten seien, mit im
Schnitt 70 Dezibel tags und 60 Dezibel nachts; im Zentrum seien es sogar bis zu
79 respektive 71 Dezibel. Der Grenzwert für Wohngebiete liegt bei 59 bzw. 49
Dezibel, die offizielle Grenze der Gesundheitsgefährdung bei 70/60 Dezibel. Das
heißt: Die Anwohner sind teils gesundheitsgefährdendem
Lärm ausgesetzt. Durch die Südumfahrung erwarten die
Planer eine Reduzierung in der Ortsdurchfahrt von zwei bis drei Dezibel – also
im Grunde zu wenig. Die Umfahrung, so Kiener, gebe
der Stadt aber die Chance, beim Lärmschutz im Ort nochmals deutlich
nachzulegen, durch Tempo-30, Tonnage-Begrenzung oder Flüsterasphalt (siehe
Artikel „Stadt arbeitet an…“, Seite 20).
Auf Nachfrage von Frieder Staerke (BUND Markdorf)
bezifferte Kiener den Lärm durch eine Südumfahrung am Stüblehof mit
58/48 Dezibel und an der BZM-Bibliothek mit 51/41
Dezibel, also weit unter den Grenzwerten. Franz Beer (Kreis-BUND)
befürchtete Verkehrslärm bis hinauf in die Wohnlagen
am Gehrenberg. Dies konnte von Antragsteller-Seite
nicht ausgeschlossen werden. Staerke wiederum sagte,
trotz der Lärmschutzwälle werde das Naherholungsgebiet im Süden der Stadt
verlärmt werden. Doch die Umweltschützer mussten selbst auch Kritik einstecken:
Von einem Anwohner der Ortsdurchfahrt, der sich beschwerte, dass sich die
Naturschützer bislang jedenfalls nicht um sie gekümmert hätten.
Grundsätzlich uneinig waren
sich Beer und für den Antragsteller Jürgen Trautner
von der Filderstadter Arbeitsgruppe Tierökologie
hinsichtlich der bedrohten Bachmuschel. Im Lipbach
müsste die Population auf den 170 Metern Länge entnommen werden, die der Bach
verlegt werden soll, und in den anschließenden Espengraben umgesetzt werden.
Dies würden die Muscheln nicht überleben, so Beer: „Für die Tiere wäre das ein
Sterben auf Zeit.“ Trautner hingegen führte an, dass
es zwar nie eine „hundertprozentige Sicherheit, aber eine sehr hohe
Wahrscheinlichkeit des Erfolges“ gebe. Dies sei die „begründete gutachterliche Prognose“. Beer hatte zuvor darauf
hingewiesen, dass Markdorf quasi die Kapitale der Bachmuschel im Kreis sei.
Rund 13 000 der vom Aussterben bedrohten Tiere gebe es im Bereich vom Lipbach bis zum Eisweiher, 3000 seien von der geplanten
Versetzung betroffen.
Beer
forderte außerdem eine Grünbrücke über die Umfahrung auf Höhe Stüblehof. Dafür sehe man keine Chance auf ausreichende
Begründung, hieß es. Gestern um 19.30 Uhr hieß es, dass heute wohl nicht mehr weitererörtert werden müsse.