"Verkehr teilen statt seenah bündeln"
HAGNAU - Alternativen zur offiziellen B 31-neu-Planung hat der freie
Stadt- und
Verkehrsplaner Gerhard Heusch am Mittwochabend im Hagnauer Winzerhaus
vorgestellt.
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Scholz-Walters
"Ich stelle mich darauf ein, gegen die vorliegende Planung zu
klagen", sagte Gerhard Heusch
und fügte hinzu: "Das Vorhaben steht auf wackeligen Füßen."
Kein gutes Haar ließ er an der
Taktik der Straßenplaner, die Planungen zur B 31neu in Sektionen zu
zerhacken. Damit
würden künstliche Fixpunkte geschaffen, die eine Diskussion von
Alternativen von vornherein
abwürgen.
Heusch ist in der Region als Kritiker von Straßenplanungen bekannt.
Bereits vor elf Jahren
unterstützte er Fischbacher Bauern in ihrem Kampf gegen die
Straßenbaupläne des
Regierungspräsidiums.
Im Gegensatz zu den offiziellen Plänen will Heusch den Verkehr nicht
seenah bündeln,
sondern teilen. Nach seiner Vorstellung führt die erste Spange am See
entlang auf der
bisherigen B 31-Trasse. Die zweite Spange beginnt am Andelshofer Weiher
und schwenkt
nach dem Tüfinger Wald nach Salem ab. Durch zwei Kurztunnel kommt man an
Schloss und
Schlosssee vorbei. Bermatingen bleibt links liegen. Am Haslacher Hof
wird die B 33 gekreuzt.
Längs der Ortsgrenzen Kluftern und Immenstaad wird am Knoten Eichenmühle
die Umfahrung
von Friedrichshafen erreicht.
Diese Hinterlandtrasse könne zwei- bis dreispurig ausgebaut werden, aber
nicht als
Autobahn, sagte Heusch. Da die Alternative teilweise auf der ehemals
geplanten A 98
verläuft, sei sie nach Auskunft des Straßenbauamts immer noch
Freihaltetrasse. Als weiteren
Pluspunkt nannte er, dass auf dieser Straße der Verkehr von Salem,
Bermatingen und
Markdorf Richtung Friedrichshafen geführt werden könnte. "Eine
sinnvolle Teilung des
Verkehrs ist notwendig, dann ist eine vernünftige Lösung für alle
Beteiligten möglich, es geht
nicht um Kirchturmpolitik", so Heusch.
Das von den Straßenplanern entworfene Bündelungskonzept für den Quell-
und Zielverkehr ist
laut Heusch "völlig hohl". "Dann müssten auch Quellen und
Ziele gebündelt werden," so
Heusch. Nur Durchgangsverkehr könne gebündelt werden. Er gehe davon aus,
dass zwei
Fünftel des Verkehrs am See bleiben und drei Fünftel der Autofahrer die
Hinterlandtrasse
nutzen.
Ein weiterer Kritikpunkt des Verkehrsplaners: Die B 33 nach Ravensburg
wurde nicht in die
Planungen einbezogen. Laut offiziellem Konzept - Stichwort Planungsfall
7 - soll der Verkehr
künftig von Ravensburg über Friedrichshafen und zu den
Autobahnanschlüssen Singen und
Lindau fließen.
Als neuralgische Punkte nannte Heusch den Löwentalknoten und den viel zu
kleinen Messetunnel.
Unverständlich sei für ihn auch, dass im neuen Landesentwicklungsplan
die
Entwicklungsachse von Salem über Markdorf
nach Friedrichshafen gestrichen wurde, meinte
der Stadt- und Verkehrsplaner. "Das muss die Politik möglichst
rasch wieder rückgängig
machen."