Umweltgruppe verzichtet auf Gutachten

MARKDORF - Die Umweltgruppe muss der Bevölkerung ihre Bedenken gegen die Südumfahrung ohne wissenschaftliche Grundlage vermitteln. Das geplante Gutachten ist am Widerstand der Fachhochschule (FH) Konstanz gescheitert

Von unserem Redakteur Gerd Ahrendt

Anfang des Jahres war die Umweltgruppe noch zuversichtlich, dass die FH-Absolventin Julie Rome im Rahmen eines so genannten Master-Projekts - vergleichbar mit einer Diplomarbeit - die Verkehrssituation Markdorfs und Alternativen zur Südumfahrung unter die Lupe nimmt (die SZ berichtete).

Die Zuversicht stützte sich auf entsprechende Vorgespräche mit FH-Professor Joachim Lauffer. Der ehemalige Leiter des Ravensburger Tiefbauamts war der Umweltgruppe als Verkehrsspezialist empfohlen worden. Was die Markdorfer damals nicht wussten: Lauffer ist nicht nur FH-Professor, sondern auch Regierungsbaumeister.

Erst mit Schreiben vom 23. Januar habe man erfahren, dass sich die FH "ohne offiziellen Auftrag von Seiten der Stadt Markdorf oder des Straßenbauamts Überlingen von jeglichen Aktivitäten in Sachen B 33 Umfahrung Markdorf heraushalten" werde, versichern Hansjörg Renner, Helmut Faden und Susanne Deiters-Wälischmiller von der Umweltgruppe.

Lauffer habe Anfang Januar lediglich durchblicken lassen, dass er keine Zeit für die Betreuung eines Master-Projekts habe. "Wir haben daraufhin mit Julie Rome auf privater Basis verhandelt", sagt Renner. "Und wir sind auch handelseinig geworden", fügt Deiters-Wälischmiller hinzu - ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.

Noch einmal offen gelegt wurden lediglich die Summen, die anlässlich der Gemeinderatssitzung vom 4. Dezember 2001 in dem von Helmut Faden, Barbara Klimmek, Christiane Oßwald, Hansjörg Renner, Susanne Deiters-Wälischmiller (alle Umweltgruppe), Uwe Achilles (SPD) und Roland Hepting (CDU) unterzeichneten Antrag enthalten waren. Für die Master-Arbeit waren 2500 Euro "Unkostenbeitrag" kalkulliert. Eine "offizielle Projektarbeit" summierte sich auf 25 000 Euro und für die offizielle Inanspruchnahme eines Ingenieurbüros waren mindestens 35 000 Euro veranschlagt.

Vor diesem Hintergrund nimmt die Umweltgruppe von dem Alternativ-Gutachten auf eigene Rechnung Abstand. Die Verlierer sind in den Augen der engagierten Kommunalpolitiker die Markdorfer Bürger. "Es gibt keine erweiterte sachliche Grundlagenerarbeitung, um beim Bürgerentscheid Abwägungen begründet fällen zu können", stellt Helmut Faden fest. "Es gibt gar keine echte Entscheidung", sagt Susanne Deiters-Wälischmiller.

Den Kopf in den Sand steckenwill die Umweltgruppe trotz allen Frustes aber nicht, beton Faden: "Wir werden uns auf den Gesamtzusammenhang Planungsfall 7 und Südumfahrung konzentrieren und die Bürger durch entsprechende Veranstaltungen informieren". Die Grundlagen dafür habe man kürzlich auf einer Klausurtagung geschaffen.

Kommentar

(Stand: 01.02.2002 22:40)