Sechs Stimmen zum Thema Nummer Eins
MARKDORF - Viele Fragen, viele Antworten, keine Patentlösung. Bei der
SZ-Podiumsdiskussion am Donnerstagabend haben Befürworter und Kritiker
der geplanten
Südumfahrung Markdorfs ihre Standpunkte deutlich gemacht. Einigkeit
herrscht in einem
Punkt: "Markdorf braucht eine Verkehrsentlastung".
Von unserem Redaktionsmitglied Stefan
Steinhauer
"Lärm, Gestank und unerträgliche Verstopfung", knapp schildert
Renate Nitsche den Zustand,
den die B 33-Anwohner jeden Tag ertragen müssen. Renate Nitsche sitzt als Vertreterin der
"Interessengemeinschaft Pro Südumfahrung" auf dem Podium.
Auch unter den rund 450 Zuhörern in der prallgefüllten Stadthalle sind
viele vom
Durchgangsverkehr stark Betroffene. Aber nicht nur:
Verwaltungsangestellte, Gemeinderäte,
Vereinsvertreter, Umweltschützer und jede Menge interessierte Zuhörer
zeugen davon, dass
Thema Nummer eins in der Stadt die Verkehrsbelastung ist. Martin Hennings,
Lokalchef der
Schwäbischen Zeitung Markdorf, moderiert die Diskussion.
Hartmut Kohler, Leiter des Straßenbauamtes in Überlingen, führt ins
Thema ein: Derzeit 21
000 Fahrzeuge durchfahren Markdorf, Prognosen sagen für das Jahr 2010
derer 25 000
voraus. Durch Bermatingen rauschen täglich 14
800 Fahrzeuge. "Der Kreistag hat uns
beauftragt, für Bermatingen und Markdorf eine
Umgehungsstraße zu planen", sagt Kohler. Eine
Tunnellösung sei vier Mal so teuer wie die nun gedachte Südumfahrung.
"Außerdem würde der
Tunnel jährlich 620 000 Mark Unterhalt kosten."
Das Gesamtziel sei deshalb:
Südumfahrung und damit kombiniert der Planungsfall 7, also eine
seenahe Bündelungstrasse zwischen Immenstaad und Überlingen.
"Kommen die Südumfahrung und Planungsfall 7, ist das
eine brutale Zerschneidung der
Landschaft", hält Franz Beer vom BUND entgegen. "Wir müssen die gleichen
Voraussetzungen, die wir heute haben, auch folgenden Generationen
hinterlassen", bekräftigt
Karl King von der Umweltgruppe. Beide
plädieren für die Tunnellösung: "Ein Tunnel kostet ein
paar Millionen mehr", so Beer, das sollte der Erhalt der Umwelt
wert sein. Schließlich verlaufe
die geplante Südumfahrung durch die wenigen Naherholungsgebiete, die
Markdorf noch
verblieben sind.
Bürgermeister Bernd Gerber verweist auf den Kreistagsbeschluss: Nur die
Kombination der
Umfahrung von Markdorf und Bermatingen werde
vom Kreis mit finanziert. "Den Tunnel wird
der Kreis nicht bezahlen."
Nicht nur finanziell, sondern existenziell gefährdet seien die von der
Südumfahrung
betroffenen Bauern. Darauf macht Franz Mock, Landwirt vom Stüblehof, aufmerksam.
"Vergesst nicht, dass wir die Kulturlandschaft prägen." Der in
der jüngsten Vergangenheit
florierende Tourismus sei ohne die Arbeit der Bauern nicht
denkbar, so Mock.
"Wer für die Südumfahrung ist, muss nicht gegen Natur und Umwelt
sein", sagt Renate
Nitsche. Moderner Straßenbau verliefe heute tiefer als das
Umland, Lärmbelästigung werde so
eingeschränkt. "Grünbrücken und Froschtunnel gehören auch zum Umweltschutz."