"Markdorf verlagert Verkehr nach Kluftern"
MARKDORF/KLUFTERN -- Auch in Kluftern formiert
sich Widerstand gegen die geplante
Südumfahrung Markdorfs. "Pro Kluftern"
nennt sich eine neu gegründete Bürgerinitiative, die
dafür sorgen will, dass sich in Sachen Straßenbau etwas "pro Kluftern" bewegt. Vor wenigen
Tagen fanden sich 15 Familien aus allen Teilen des Häfler
Teilorts zusammen, um sich gegen
die Südumfahrung und für "eine faire Lösung" für Kluftern einzusetzen.
Von unserem Redakteur Bernd Galler
Wie eine agile Dame als Flugblattverteilerin, die "gerne im
Hintergrund bleibt", im
Redaktionsgespräch gestern betonte, habe man "eine Bewegung in Gang
gesetzt". Täglich
kämen neue Mitglieder hinzu, die sich die gleichen Ziele setzten:
Wichtig sei die Information
der Bürger, denen man die Problematik erklären müsse, um Widerstand
gegen zwei noch übrig
gebliebene Planungen - gemeint sind die beiden möglichen Trassen der
Südumfahrung - zu
leisten, die beide Klufterner Gebiet in nicht
akzeptabler Weise berührten.
Die ehemals als Ortsumfahrung Klufterns
vorgesehene L 207 neu bilde nämlich zusammen
mit der Südumfahrung eine
"Fernverkehrsachse mit Transitverkehr auch nachts und einer
Dauerbeschallung auf einer Trasse in Bahndamm-Höhe", die zudem noch
das
Naherholungsgebiet im Süden der Gehrenbergstadt
zerstöre. Ihnen liege "die Lebensqualität
von ganz Kluftern am Herzen", erklären
die Umfahrungsgegner, die in der
Gründungsversammlung Bernhard Kettner aus Lipbach, Walter Zacke aus Kluftern
und Alois
Henrichs aus Efrizweiler
als ihre Sprecher bestimmten.
Man wolle keine Lösung nach dem Sankt-Florians-Prinzip,
sondern eine, die den Verkehr
verteile, anstatt ihn zu bündeln. Wenn es zur Verwirklichung der von
einer satten
Ratsmehrheit in Markdorf jüngst befürworteten Umfahrung komme, dann
wären alle Ortsteile
betroffen, und Kluftern würde von Efrizweiler durch täglich 20 000 Fahrzeuge getrennt - laut
Gutachten von Verkehrsfachmann Professor Schaechterle.
Wie ungerecht das sei, das beweise die Verfahrensweise in der
Nachbarstadt. Die
BI-Vertreter erläutern, dass man auf Markdorfer
Gemarkung laut Zusicherung von
Bürgermeister Bernd Gerber einen Mindestabstand von einem Kilometer zu
Wohnhäusern
einhalte. Auf Klufterner Gebiet reiche die
geplante Straße bis auf 200 Meter an manche
Häuser in Alt-Lipbach heran.
"Rücksicht auf gar nichts"
In Markdorf nehme man außerdem Rücksicht auf einen Segelflugplatz und
ein
Wasserrückhaltebecken, "in Kluftern auf
gar nichts". Hier würden die Bürger "zugedröhnt bis
zum Abwinken". Die Nachbarstadt verlagere so ihr Verkehrsproblem
einfach auf Kluftern. Dies
führe zu extremen Belastungen.
Die neue Bürgerinitiative betont ihre Überparteilichkeit. Es gehe nur um
die Sache. Dabei hat
sie namhafte Mitstreiter, zu denen nicht nur der Häfler
Oberbürgermeister Josef Büchelmeier
nach seiner Erklärung im Ortschaftsrat gehört. Ortsvorsteher Leo Benz
hat vor kurzem der
Volksvertretung versprochen, man werde "mit aller Kraft kämpfen,
für Kluftern eine akzeptable
Lösung zu finden".
Wer wen wie gut informiert und mobilisiert, wird sich spätestens beim
Bürgerentscheid zum
Thema Südumfahrung herausstellen, der im Frühjahr 2002 in Markdorf
abgehalten wird.
(Stand: 18.12.2001 22:39)