Heute fällt wegweisende Entscheidung im "Planungsfall
7"
FRIEDRICHSHAFEN - Die B 30 neu von Ravensburg nach Friedrichshafen und
die B 31 neu
von Friedrichshafen-Ost nach Überlingen: Das ist der "Planungsfall
7". Für die
Streckenführung der B 31 neu gibt es vier Varianten. Der Tübinger
Regierungspräsident
Hubert Wicker wird heute die Variante, die Grundlage der weiteren
Straßenbauplanung wird,
bekannt geben.
Von unserer Redakteurin Hildegard Nagler
Ende der 80er-Jahre war der Auftrag des Bundesverkehrs- und des
baden-württembergischen
Landesverkehrsministeriums an das
Regierungspräsidium Tübingen ergangen: Nachdem eine
Autobahntrasse aus dem Bedarfsplan gestrichen worden war, sollte die
Trasse für eine B 31
neu von Stockach nach Friedrichshafen-Ost untersuchen. Zunächst war
geplant, diese Straße
einbahnig auf der Trasse zu führen, die für die Autobahn vorgesehen war.
Expertisen ergaben
jedoch, dass eine einbahnige Straße im Hinterland nicht die gewünschte
spürbare Entlastung
des Bodensee-Ufers bringen würde. Zudem hätte sie die Salemer
Weiherlandschaft und auch
das Flughafengelände Friedrichshafen durchkreuzt.
Ein neues Straßenbaukonzept war also gefragt. Eine möglichst
leistungsfähige Straße sollte
gebaut werden, die den Ost-West- und den Nord-Süd-Verkehr bündelt. Der
"Planungsfall 7"
war geboren. 1996 wurden Stellungnahmen vorgelegt. Das Ergebnis: Mehr
als 90 Prozent
aller angeschriebenen Behörden und Gremien sprachen sich für den
"Planungsfall 7" aus.
Dieser wird in drei Abschnitte unterteilt. Der erste umfasst die Strecke
Ravensburg-Süd bis
Friedrichshafen. Meckenbeuren wird westlich umfahren. Mit Forst- und
Naturschützern wurden
im Bereich Meckenbeuren Ausgleiche ausgehandelt.
Der zweite Abschnitt beinhaltet den Stadtbereich Friedrichshafen. Hier
hat sich die Stadt mit
dem Vorschlag durchgesetzt, den heute in Bau befindlichen Abschnitt der
B 31 neu zur
vierstreifigen Straße zu erweitern. Fraglich war, ob der Knotenpunkt
Löwental beim ZF-Werk 1
den gesamten künftigen Verkehr würde bewältigen können. Dies ist nur bei
einem
autobahnartigen Kleeblatt möglich. Deshalb entschieden die Planer, den
Verkehr der neuen
Flughafenstraße erst am Mühlöschknoten bei TWF in der Ailinger Straße
anzubinden.
Nicht seenah und nicht seefern
Für den dritten Abschnitt, die Strecke Überlingen-Friedrichshafen-West,
sind von 17
Varianten vier übrig geblieben. Sie bilden die Grundlage für das
Raumordnungsverfahren durch
das Regierungspräsidium Tübingen, dessen Ergebnis heute bekannt gegeben
wird. Das
Straßenbauamt Überlingen favorisiert eine Trasse, die sich zwischen der
seenahen und der
seefernen bewegt. Käme diese "Variante 7" zum Zug, würde
zwischen Überlingen und
Uhldingen-Mühlhofen die B 31 im Wesentlichen zweibahnig ausgebaut - mit
einer Ausnahme:
Im Bereich der Birnau würde die Trasse Richtung Hinterland verlegt, so
dass der Oberhof und
die Wallfahrtskirche wieder ein Ensemble bilden.
Bis Meersburg folgt die neue B 31 dem
Verlauf der bisherigen Bundesstraße. Ab Meersburg wird deren Trasse
verlassen, Stetten,
Hagnau und Immenstaad werden nördlich umfahren. Beim Grenzhof östlich
Immenstaad trifft
die Trasse wieder auf die vierspurig geplante Ortsumfahrung von
Friedrichshafen.
Entscheidet sich der Tübinger Regierungspräsident für die "Variante
7", so könnten Wünsche
der Gemeinden im nächsten Planungsschritt, dem Linienentwurf,
aufgenommen werden.
Bekannt ist die Forderung der Bürgerinitiative Nussdorf, die sich wegen
Lärmschutzes für eine
Verlegung der B 31 Richtung Norden
stark macht. Die Gemeinde Immenstaad hat sich für
eine weiter nördlich geführte Trasse ausgesprochen --ein Wunsch, der
wiederum auf Markdorf
Auswirkungen hätte und deshalb auch mit den Verantwortlichen dort
diskutiert werden
müsste. Die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen hat sich bisher gegen den
Ausbau der B 31
ausgesprochen.
Umgehungen und Umfahrungen
Weiter ist man bei der Umgehung
Friedrichshafen: Hier ist der Trassenverlauf vom
Bundesverkehrsministerium festgelegt und die Planung zur Genehmigung
vorgelegt. Das
Planfeststellungsverfahren für die Umgehung Überlingen (Tierheimknoten
West
--Überlingen-Ost) ist für 2002 geplant. Werden die Haushaltsmittel zur
Verfügung gestellt,
kann mit dem Bau beider Umfahrungen in der zweiten Hälfte dieses
Jahrzehnts gerechnet
werden.
Flankierend zum "Planungsfall 7" sollen Umfahrungen in
Markdorf und Bermatingen gebaut
werden. In Markdorf werden derzeit rund 20 000 Fahrzeuge pro Tag
gezählt, im Jahr 2010
sollen es 25 000 sein; in
Bermatingen sind es 12 000 Fahrzeuge täglich, im Jahr 2010 sollen
es 17 000 sein. Mit dem Bau der Umfahrungen ist ab 2005 zu rechnen.
Zudem soll mit der L
207 neu von Markdorf bis Spaltenstein ein Zubringer zur B 31 neu entlang
der Bahnlinie
östlich von Kluftern entstehen.
Der "Planungsfall 7" soll im Jahr 2003 auf Antrag
Baden-Württembergs bei der
Fortschreibung des Bundesfernstraßen-Ausbauplans in die Rubrik
"vordringlicher Bedarf"
aufgenommen werden. Exakte Kosten für den "Planungsfall 7"
liegen nicht vor --sie werden
erst im Linienentwurf aufgeführt. 1995 wurden für die Trasse 520
Millionen Mark bei einem
Streckenneubau von rund 50 Kilometern veranschlagt.