"Dorf darf nicht ausbluten"
MARKDORF/BERMATINGEN - Landesverkehrsminister Ulrich Müller (CDU) hat
gefordert, die
Finanzierung der geplanten Umgehung von Markdorf und Bermatingen noch
einmal zu
überdenken. Man könne von Bermatingen nicht
1,5 Millionen Euro verlangen.
"Die Umgehung muss kommen, aber die Gemeinde Bermatingen darf
finanziell nicht
ausbluten."
Das sagte Müller am Freitag bei der Verabschiedung von Bürgermeister a.D. Alois
Gohm und der Vereidigung seines Nachfolgers Martin Rupp. Müller
bezeichnete den Bau einer
Ortsumgehung als "Aufgabe Nummer eins" im Fachwerk- und
Rebendorf. Und gab sich
angesichts der laufenden Debatte zuversichtlich, die Straßenpläne
verwirklichen zu können:
"Wir wollen es packen."
Die Umgehung beider Kommunen soll, wie berichtet, als Kreisstraße gebaut
werden. Es ist
vorgesehen, dass das Land 70 Prozent der geschätzten Gesamtkosten von 20
Mil- lionen
Euro übernimmt. 15 Prozent (also drei Millionen Euro) soll, so ein Kreistagsbeschluss,
der
Bodenseekreis tragen. Je 7,5 Prozent (also je 1,5 Millionen Euro)
müssten Markdorf und
Bermatingen übernehmen. Ob die Straße überhaupt gebaut wird, ist offen.
Im Frühjahr findet
dazu in Markdorf ein Bürgerentscheid
statt.
Ähnlich wie Minister Müller äußerte sich am Freitag der neue Bermatinger
Bürgermeister
Martin Rupp. "Der Verkehr hat die Belastungsgrenze längst
erreicht", sagte er in seiner
Antrittsrede. Die Umgehung müsse kommen. 1,5 Millionen Euro Baukosten
aber, so Rupp,
"das ist für Bermatingen nicht finanzierbar". Weil der
Landeszuschuss aus gesetzlichen
Gründen nicht erhöht werden kann, schlug Rupp entweder eine höhere
Beteiligung des Kreises
oder "eine andere Verteilung der Kosten" vor. Letzteres heißt
wohl im Klartext, dass Markdorf
mehr bezahlen müsste.
Markdorfs Bürgermeister Bernd Gerber ist von dieser Idee wenig
begeistert. "Wir schütteln
die 1,5 Millionen Euro auch nicht einfach so aus dem Ärmel", sagte
er gegenüber der
Schwäbischen Zeitung. Zugleich äußerte er Verständnis für
die Sorgen Bermatingens. Ende
Dezember hat ein Treffen von Vertretern aus Markdorf und Bermatingen mit
Verkehrsminister
Ulrich Müller stattgefunden, bei dem die Finanzierung der Umgehungen
besprochen worden
war. Über Verlauf und Ergebnis der Debatte wollten die, die dabei waren, nicht berichten.