"Die Alternativen sind untergegangen"
MARKDORF (kb) - Viel Lob und ein wenig Kritik gab es von den Markdorfer Bürgern nach der
Podiumsdiskussion. In einem waren sich alle einig: "Es war gut, dass die Schwäbische
Zeitung die Initiative für solch eine Diskussion ergriffen hat." Und: "Da ist das letzte Wort
noch lange nicht gesprochen."
Drinnen in der Halle reden sie noch, draußen vor der Tür zieht eine junge Frau Bilanz - mit
keinem eindeutigen Ergebnis: "Jetzt bin ich so schlau wie vorher." Immerhin weiß sie, was der
Veranstaltung gefehlt hat: "Alle reden nur von der Straße, da sind die Alternativen richtig
untergegangen."
Sie war schon vorher gegen die Umfahrung - jetzt ist sie es immer noch: "Die Anwohner tun
mir leid, aber die Umfahrung verlagert das Problem doch nur." Außerdem, sagt sie, sind in
dem Gebiet, in dem die Straße verlaufen könnte, "bei jedem Wetter eine Menge Spaziergänger
unterwegs". Ihre Meinung zu den Straßenbefürwortern: "Die Leute, die sich jetzt beschweren,
sind alt. Wir müssen später mit der Entscheidung leben."
Nicht alle denken so. Ein Anwalt, der seine Kanzlei im Stadtgraben hat, weiß, wovon die
Anwohner sprechen: "Wenn das Fenster offen ist, brauche ich den Telefonhörer erst gar nicht
in die Hand zu nehmen." Er ist gekommen, um sich "über den Stand der Dinge zu informieren".
Jetzt überlegt er sich, ob er der Interessengemeinschaft für die Südumfahrung beitreten soll.
Ein Grüppchen auf dem Flur disku-tiert den Verlauf der Veranstaltung. Das Ergebnis:
"Sachlich, sehr gut geführt, die Polemik blieb außen vor. Und die volle Halle hat gezeigt, dass
der Aufklärungsbedarf bei den Mark-dorfern groß ist." Obwohl nicht direkt betroffen, ist man
hier eher für die Südumfahrung, denn: "Der Verkehr in der Stadt stört uns gewaltig". Ein Mann
wünscht sich jedoch "besser ein Gesamtkonzept zur Verkehrsentlastung, das auch den ÖPNV
einbezieht". Ein anderer ist skeptisch: "Jeder will Auto fahren, keiner Zug."
Vertreter der SPD zweifeln die Ko-sten für einen möglichen Tunnelbau an: "Nach unseren
Erkenntnissen könnte das weitaus billiger sein." Eine Anwohnerin aus der Bernhardstraße hält
den Tunnel dagegen für "zu teuer und für zu wenig Leute von Nutzen".
Umstritten ist auch die Bürgeranhörung. Viele finden sie gut, doch einige stört die
Unverbindlichkeit solch einer Befragung. Einer erklärt warum: "Der Bürgermeister kann ja
sagen, er hält sich an das Ergebnis. Das heißt aber nicht, dass der Gemeinderat dem folgt.
Nur bei einem Bürgerentscheid hat der Bürger auch wirklich was zu sagen."