"Umgehung lockt zusätzlichen Verkehr an"
Mehr als 70 Bermatinger wollten eine Antwort auf die Frage: "Wird
unsere Ortsumfahrung Teil einer Hinterlandtrasse?" Zu diesem Thema hatte
die "Bürgerinitiative Bermatingen-Ahausen für
ein umweltverträgliches Verkehrskonzept" am Mittwoch zu einem Infoabend
eingeladen. Nach Meinung der Bürgerinitiative muss die Frage eindeutig mit Ja
beantwortet werden.
"Wir wollen im
Vorfeld ausführlich informieren", so Hans Gronbach
von der Bürgerinitiative. Vor vier Jahren sei diese gegründet worden, damals
habe noch der "Planfall 7" im Mittelpunkt der Diskussion gestanden.
Dann stellte Wolfgang Jürgensmeyer von der Initiative
mit Hilfe vieler Pläne die verschiedenen Straßenprojekte zwischen Überlingen
und Friedrichshafen vor.
Bereits vor über 60
Jahren habe es die ersten Planungen zum Bau einer Ost-West-Verbindung nördlich
des Bodensees gegeben. Die derzeit aktuelle Planung (Planfall 7.5) sehe einen
vierspurigen Ausbau der bestehenden B 31 vor, mit einem Schlenker nach Norden
Richtung Stetten und Ittendorf. Der Anschluss erfolge
bei Friedrichshafen. Diese Planung werde aber von den Seegemeinden bekämpft,
mit dem Bau könne aus finanziellen Gründen frühestens in 30 Jahren begonnen
werden, sagte Jürgensmeyer. Wesentlich schneller
lasse sich eine Hinterlandtrasse (die Variante 2a im Planfall 7) verwirklichen.
Und dabei habe die Ortsumfahrung Bermatingen eine Schlüsselfunktion.
Die Hinterlandtrasse beginne an der Umgehung Friedrichshafens und werde auf der
L 207 neu an Kluftern vorbei nach Markdorf auf einen
riesigen Kreisel geführt. Weiter führe die Umgehung südlich der Stadt nach Bermatingen, am Ortsausgang werde die Straße an die
vorhandene L 205 angebunden.
Die Straßenplanungen in
Salem erläuterte Michael Kersten, Gemeinderat aus Salem. Hier seien die
Hauptpunkte die Anbindung des Gewerbegebietes Neufrach
und die Umgehungen von Weildorf und Rickenbach. Diese könnten an die L 200
Richtung Überlingen angebunden werden, sodass die Hinterlandtrasse komplett
wäre. "Diese Kette von Straßen-Bausteinen bringt massiven Verkehr nach
Salem", befürchtet Kersten. Erst in der vergangenen Woche habe es Verkehrszählungen
in Salem gegeben, wohl um Argumente für die Umgehungen zu sammeln, sagte
Kersten. In der anschließenden Diskussion setzte sich der Bermatinger
Gemeinderat Karl Volz für die Ortsumgehung ein: Der
Lärm im Ortskern von Bermatingen sei unerträglich.
Dem setzte ein Anwohner der Siedlung gegenüber: "Die Trasse ist eine
Zerschneidung des Gesamtortes, das Erweiterungsgebiet
des Ortes wird zerstört." Er schlug eine nördliche Umgehung von Bermatingen mittels eines Tunnel
vor.
"Die gut ausgebaute
Umgehung wird zusätzlichen Verkehr anziehen, besonders Schwerverkehr",
warnte Edmund Mahler von der Bürgerinitiative. Dies gelte für alle Tageszeiten,
nicht wie augenblicklich nur in den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Abend.
In der ruhigen, sehr sachlichen Diskussion waren sich fast alle Wortmelder
einig in der Ablehnung der Trasse. Nur Karl Volz
verteidigte die Straße. Diskussionsleiter Jochen Jehle
wünschte sich auch künftig Diskussionen, in der alle Meinungen akzeptiert
werden. Wolfgang Jürgensmeyer kündigte weitere Informations-
und Diskussionsveranstaltungen an.
(Stand: 03.10.2002 23:30)