"Straße
nicht boykottieren, sondern Interessen bündeln"
MEERSBURG - Der
Widerstand gegen den vom Regierungspräsidium geplanten seenahen Ausbau der B 31
wächst. Über 200 Bürger, darunter Gemeinderatsmitglieder aus Meersburg, Daisendorf und Stetten, informierten sich am Freitag über
den Alternativ-Vorschlag des Stadt- und Verkehrsplaners Gerhard Heusch (die SZ berichtete)
Von unserer Redakteurin Katrin Neef
"Wir wollen die Straße nicht
boykottieren, sondern die Interessen bündeln", sagte Georg Dreher, CDU-Gemeinderat
in Meersburg und Mitglied der Bürgerinitiative "Meersburger
Bürgeraktion" zu Beginn der Veranstaltung. Die engagierten Bürger stellten
"keine politische Gruppierung" dar, sondern wollten "alle in ein
Boot holen". Denn: "Die Straße soll dort gebaut werden, wo sie nicht
gebraucht wird."
Die Meersburger Bürgerinitiative arbeitet
mit der "Interessengemeinschaft Verkehrsplanung B 31/33 Stetten"
zusammen, auch Lutz Trepte, stellvertretender
Bürgermeister von Uhldingen-Mühlhofen, unterstützt das Engagement - "als Privatperson", wie er betont.
Das Ziel der Bürgerinitiativen: den Verkehr teilen. Schwerverkehr mit Ziel
Gewerbegebiete im Hinterland, Touristen am Ufer. Salem habe kürzlich die
Gewerbefläche um 30 Hektar erweitert, so Dreher, und auch in Markdorf seien
viele Firmen ansässig. Meersburg habe dagegen insgesamt lediglich drei Hektar
Gewerbefläche. Es sei deshalb unsinnig, den gesamten Verkehr auf eine seenahe
Trasse zu leiten.
Eine Lösung haben die Bürgerinitiativen
auch anzubieten: das Konzept des Stadt- und Verkehrsplaners Gerhard Heusch aus Hagnau, das dieser
1998 als Variante 15 mit in die Planungssitzungen im Tübinger
Regierungspräsidium nahm. Heusch schlägt vor, die B
31 so zu lassen, wie sie ist, und im Hinterland eine zwei- bis dreispurige
Trasse zu planen. "Im Bodenseekreis
herrscht ein hoher Ziel- und Quellverkehr", so Heusch.
"Der lässt sich nicht bündeln."
Die Hinterlandtrasse der Variante 15
beginnt beim Tierheim-Knoten in Überlingen, führt am Andelshofer
Weiher vorbei und auf der bestehenden Straße durch den Tüfinger
Wald, dann durchs Salemertal bis zum Schloss. Dort
sieht Heusch einen Tunnel vor, der unter den
Parkplätzen verläuft, ein zweiter Tunnel würde in Mimmenhausen
am Schlosssee vorbeiführen. Die Trasse erreicht den Kreisel beim Gewerbegebiet Neufrach, mündet in die Umgehungsstraße von Bermatingen und Markdorf und quert beim Haslacher Hof die B
33. Dann führt sie an den Gemarkungsgrenzen von Kluftern
und Immenstaad entlang und mündet am Knoten Eichenmühle in die Umfahrung von
Friedrichshafen.
Vorteile gegenüber der vom
Regierungspräsidium bevorzugten Variante 7.5 sieht Gerhard Heusch
darin, dass nach seinen Planungen für die neue Straße nur drei statt vier
Spuren nötig wären. Die Doppelspange sei leistungsfähiger und erledige zudem
die Umfahrungswünsche von Markdorf und Bermatingen.
Die Kosten gegenüber der Variante 7.5 könnten insgesamt bis zu 50 Prozent
reduziert werden, so Heusch. Seine Kritik an der
aktuellen Straßenplanung:Jede Behörde plane für sich,
obwohl eine Kooperation sinnvoll wäre. Trassen wie die Variante 15 seien
außerdem schon früh aus den Gesprächen ausgeschieden, weil der Planungsraum
verkleinert worden sei und sowohl Friedrichshafen als auch Überlingen außen vor
gelassen hätte. "Das fördert das Kirchturmdenken", so Heusch, jede Gemeinde würde nur noch an die eigene
Situation vor Ort denken.
Stimmen aus dem Publikum äußerten nach
seinen Ausführungen Zustimmung. Auch die Organisatoren waren mit dem Ablauf der
Veranstaltung zufrieden. "Als nächstes müssen die Bürgermeister zueinander
finden", sagte Dieter Wolf von der Stettener Bürgerinitiative.
(Stand:
25.03.2002 22:37)