"Verkehrsprobleme der Region nicht auf dem Rücken Klufterns austragen"

 

KLUFTERN - Die schnell wachsende Bürgerinitiative "Pro Kluftern" will nicht zulassen, dass Verkehrsprobleme der Region "auf dem Rücken Klufterns" ausgetragen werden. Sie zieht neue Register des Widerstandes. Ihr Anliegen sähe sie gern auf den Tagesordnungen des Gemeinderates und des Kreistages.

 

Von unserm Redakteur Sylvio J. Godon

 

Der Rücken der Klufterner schien lange breit und geduldig. Damit ist es nun vorbei. Die Pläne der Straßenbauer wird er nicht tragen. Von Tag zu Tag zeichnet sich das deutlicher ab. Wie ein Pfeil ist die Mitgliederzahl der Bürgerinitiative seit Ende November 2001 nach oben geschnellt - von anfänglich acht Personen auf nunmehr 43 Familien. "Und täglich melden sich Bürger neu zu uns", weiß Walter Zacke, einer der Sprecher. Verwunderlich ist der Zulauf kaum. Vom Start weg haben die selbstorganisierten Bürger öffentlich Tempo, Geschick und Professionalität gezeigt. Sie haben klar Position bezogen und in eigener Sache ordentlich geklingelt. Beim Oberbürgermeister, im Ortschaftsrat, unter den Landtagsabgeordneten. Es gab eine Unterschriftenaktion, Demonstrationen Ortsbegehungen, allein im Januar fünf Veranstaltungen, jedes Mal unter reger Beteiligung aus der Bürgerschaft. Die Homepage, flugs aus der Tasche gezaubert und unter "www.prokluftern.de"; abrufbar, gibt ein beredtes Zeugnis von den entfalteten Aktivitäten.

 

"Keine Zerschneidung von Kluftern", lautet die Devise der neuen Klufterner Bürgerwehr, und die bewegt die Bewohner des badisch geprägten Ortsteils von Friedrichshafen offensichtlich sehr und mehr, als so manchem Politiker und Straßenbauer lieb sein kann. Auf dem Weg soll es nach dem Willen der Initiative nun auch weiter gehen. Sie zieht neue Register des Widerstandes. Bereits für heute Abend lädt sie ins Bürgerhaus Kluftern ein. Mitglieder haben das Gemeindegebiet aus der Luft fotografiert und wollen anhand von Dias demonstrieren, wie sehr die neue Straße Kluftern zerschneiden würde. An Thementischen können sich Bürger über die Straßenplanung informieren und, wenn sie möchten, eine neue Unterschriftenaktion unterstützen.

 

Alarmiert hat "Pro Kluftern" gestern alle Mitglieder des Kreistages und des Gemeinderates Friedrichshafen in einem offenen Brief. "In Sorge um die Lebensqualität der Klufterner Bürger" möchte die Bürgerinitiative erreichen, dass ihre Forderungen in beiden Gremien so bald wie möglich diskutiert werden. Die Straßenbaupläne sähen vor, die Südumfahrung Markdorf über die L 207 neu an die Westumfahrung Friedrichshafen (B 31 neu) anzubinden. Der Bau der drei neuen Straßen bedeute für Kluftern eine unzumutbare Verkehrsbelastung von zusätzlich 2 0 000 Fahrzeugen und Schwerlastverkehr bei Tag und bei Nacht. Nicht wieder gut zu machen sei die Zerschneidung der Ortsteile, die Zerstörung der Wohn- und Lebensqualität sowie die Wertminderung von Haus- und Grundbesitz.

 

Die Bürgerinitiative wehrt sich deshalb entschieden dagegen, dass "die Verkehrsprobleme der Region ausschließlich auf dem Rücken Klufterns" gelöst werden sollen. Von Kreis- und Gemeinderäten erwartet sie, dass sie sich für die Kreisstraße 7742 als Verbindung zwischen Südumfahrung Markdorf und Westumfahrung Friedrichshafen einsetzen und gegen den Bau der Landesstraße 207 neu.

 

Die Räte sollen Einfluß nehmen auf die Planung der Südumfahrung Markdorf, damit diese mittig zwischen Markdorf und Kluftern verläuft. Gemeinsam mit Markdorf soll die Planung so verändert werden, dass die Anbindung der Südumfahrung Markdorf an den Aldi-Kreisel (Gewerbegebiet Riedwiesen) geschieht, um die Verbindung zur B33 und K7742 zu gewährleisten. Die Anbindung der Südumfahrung Markdorf im Bereich der Firma Wagner lehnt "Pro Kluftern" kategorisch ab. Außerdem fordert die Initiative, dass der vorgesehene Knoten bei der Eichenmühle (Anschluss L207) aus der Planfeststellung der Westumfahrung Friedrichshafen gestrichen wird.

 

Starker Tobak für die Kreis- und Stadtväter, doch "Pro Kluftern" will nicht locker lassen und die Rechte der Anwohner auf demokratische Weise vertreten. Weitere Demonstrationen vor dem Markdorfer Rathaus für die Interessen Klufterns sind angekündigt. Und schon im März soll aus "Pro Kluftern" ein gemeinnütziger Verein werden, nicht nur geordneter Finanzen wegen. Auch um die Position für spätere juristische Auseinandersetzungen zu stärken.

 

(Stand: 20.02.2002 08:33)