Varianten sorgen für
Überraschung in Immenstaad
Die B31
verläuft derzeit zwischen Feriensiedlung (unten) und dem Hauptort von
Immenstaad durch. Sollte die Straße auf diesem Verlauf ausgebaut werden,
befürchtet man in Immenstaad eine hohe Belastung durch Lärm und Emissionen. (Foto:
Nadine Sapotnik)
Wie eine
erweiterte B31 künftig am Ort vorbeiführen wird, ist eine der wichtigsten
Zukunftsfragen für Immenstaad. Das Regierungspräsidium Tübingen (RP) hat sich
für den Ausbau der viel befahrenen Bundesstraße zwischen Immenstaad und
Meersburg mittlerweile auf drei Varianten festgelegt (die SZ berichtete).
Immenstaads Bürgermeister Johannes Henne will sich momentan für keine der
Trassenvorschläge aussprechen. Für ihn ist aber weiterhin klar, dass die neue
Straße möglichst weit nach Norden verlegt werden und die Belastung für die
Menschen in Immenstaad möglichst gering gehalten
werden soll.
„Wir haben
die B 31 jetzt und wir werden sie weiterhin haben“, sagt Johannes Henne, „diese
Straße muss funktionieren und leistungsfähig sein.“ Der Bürgermeister von
Immenstaad ist sich darüber im klaren,
dass die Seegemeinde auch von einer ausgebauten Straße auf irgendeine Weise
belastet wird. Etwas überrascht zeigt sich Henne aber über die neuen
Trassen-Varianten, die jetzt auf dem Tisch liegen. „Für uns war es nicht
ersichtlich, dass es noch andere Verschnitte gibt außer den bisher diskutierten
Varianten 0.1, 9.3 oder 7.5“, sagt der Bürgermeister. Dass diese jetzt
kombiniert oder verbunden werden, habe doch für Überraschung gesorgt in
Immenstaad.
Gemeint sind
vor allem die Varianten B2 und C2. Dabei handelt es sich um Abwandlungen des
Trassenverlaufs über die Korridore Mitte (B) und Nord (C), also der ins Hinterland
des Bodensees verlegten Varianten. Während bei den Lösungen 7.5 und 9.3 der
alten Planung der Straßenverlauf jeweils nördlich an der Immenstaader
Feriensiedlung vorbeiführte, gibt es jetzt wieder die Idee, die Straße zunächst
zwischen Feriensiedlung und Hauptort auszubauen und dann nördlich an Kippenhausen vorbei Richtung Weingartenwald zu führen.
Tangiert wären dadurch Kippenhausen, die Siedlung und
der Hauptort.
Ausbauvariante bringt Belastung
Noch
gravierender wären die Folgen für Immenstaad, sollte am Ende die Variante A
kommen, also der Ausbau der bestehenden B31. Die Seegemeinde kämpfe heute schon
mit Herausforderungen, „was Lärm und Emissionen angeht“, sagt Henne, „diese
Belastung würde nochmal intensiviert.“ Für Immenstaad ist also klar, dass man
diese Variante nicht will. Für alles, was zwischen den Varianten A und C2
liege, will sich Henne noch nicht positionieren.
„Es wird ein
Prozess sein, den wir gemeinsam mit Gemeinderat, Bürgern und Bürgerinitiative
erörtern müssen“, sagt der Bürgermeister, „um die Variante herauszufiltern, die
die geringste Beeinträchtigung mit sich bringt für die verschiedenen
Lebensbereiche in Immenstaad“. Damit meint er Wohnen, Tourismus,
Landwirtschaft, Naherholung und Freizeit sowie das Zusammenleben in der Gemeinde
zwischen Hauptort, Siedlung, Kippenhausen und Frenkenbach. Oder noch konkreter: „Wir haben Bereiche, die
sehr sensibel sind, Kirchberg oder Hersberg mit
wertvollen Rebflächen, der ganze Hauptort mit Gebäuden an der B31,
landwirtschaftliche Flächen zwischen Kippenhausen und
Immenstaad“, auch nördlich der Siedlung gehe es mit Kletterpark und Sportplatz
um wertvolle Naherholungsflächen. Berücksichtigt werden sollen in der Planung
die Belastungen während der Bauphase und die durch die Straße an sich, „auf der
dann wer weiß viele Autos und Lastwagen entlangbrettern“.
Der
Grundgedanke für Immenstaad bleibt laut Henne weiter, dass die neue B31
möglichst weit nach Norden ins Hinterland soll. Aber: „Wir brauchen natürlich
eine rechtskonforme Trasse“, sagt der Bürgermeister. Deshalb gebe es einen
Abwägungsprozess. „Auf der einen Seite muss die Straße soweit in den Norden wie
möglich, um die verschiedenen Lebensbereiche zu schützen“, auf der anderen
Seite stehe die Frage, was rechtlich überhaupt möglich sei. „Wir müssen jetzt
klar formulieren, was aus Sicht von Immenstaad keinen Sinn macht“, sagt Henne
weiter, es gehe um die Fragen „was kann man den Menschen in Immenstaad zumuten
und was lässt sich vom Naturschutzrecht her verwirklichen?“ Dass die
vorgelegten Varianten in Stein gemeißelt sind, ist für Henne nicht klar. Das
habe in den vergangenen 40 Jahren schon öfters so ausgesehen. Relevant sei
letztlich das Planfeststellungsverfahren. Zunächst gehe es darum, die
Vorzugsvariante des RP zu finden. Das sei ja schon mal die Variante 7.5
gewesen.
Für das
weitere Verfahren hat sich die Gemeinde schon finanziell gerüstet und die
Mittel im Haushalt 2019 für Rechtsberatung von 10 000 auf 20 000 Euro
aufgestockt.