Nun ist klar, dass es im Herbst 2021 auch mit der zweiten Röhre für den Riedlepark-Tunnel ernst wird. Das Projekt verdiene
„besonderes Augenmerk“, schreibt das Regierungspräsidium in der
Pressemitteilung, weil mit der Freigabe der B 31 neu im Westen Friedrichshafens
mit einer „signifikant höheren Verkehrsbelastung“ zu rechnen sei. Auch für den
weiteren Ausbau der Bundesstraße zwischen Meersburg und Überlingen steht ein
Planungsbeginn fest: Herbst 2023. Wann dann Bagger rollen, kann aber derzeit
noch niemand sagen. Möglicherweise tun sich während der Planung unerwartete
Hindernisse auf, zudem sind durchaus Klagen zum Beispiel von Anwohnern oder
Umweltschützern möglich.
Wie die Verantwortlichen vor Ort die Nachrichten aus Tübingen einschätzen,
war am Donnerstag nicht in Erfahrung zu bringen. Sowohl Oberbürgermeister
Andreas Brand als auch Landrat Lothar Wölfle waren unterwegs und für eine
Stellungnahme nicht erreichbar.
Kreise wollten selber planen
Dass das Regierungspräsidium die Planung der Projekte, die alle auf den
Bundesverkehrswegeplan zurückgehen, zeitnah stemmen kann, war von verschiedenen
Seiten bezweifelt worden. Es gebe Probleme der öffentlichen Hand, qualifizierte
Straßenplaner zu finden, heißt es. Die Landkreise Bodensee, Ravensburg und
Sigmaringen hatten deshalb überlegt, eine Gesellschaft zu gründen, um die
Straßenplanung voranzutreiben: die Planungsteam Bodensee-Oberschwaben GmbH
(PBO). Bisher war vorgesehen, dass sich der Kreistag in Friedrichshafen noch
vor der Sommerpause mit dem Thema beschäftigt. Fraglich, ob das angesichts der
neuen Sachlage noch passieren wird. Zudem standen CDU, Grüne und FDP der PBO
mehrheitlich kritisch gegenüber. Ihr Hauptargument: Für die Planung von
Bundesstraßen ist das Land über die Regierungspräsidien zuständig. Wenn Kreise
übernehmen, müssen sie auch die Kosten tragen.
Genau darüber denkt man anscheinend auch im Häfler
Rathaus nach. Zumindest schreibt das RP in seiner Pressemitteilung: „Derzeit
finden Abstimmungsgespräche mit der Stadt Friedrichshafen statt, da diese
eventuell die Planung übernimmt, um somit einen deutlich früheren Projektstart
zu ermöglichen.“ Auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung bestätigt ein Sprecher
des RP, dass es entsprechende Bestrebungen der Kommune gebe. Auch zu diesem
Punkt war seitens der Stadt keine Stellungnahme zu erhalten.
Insgesamt 1,8 Milliarden Euro
Bis zum Jahr 2025 sollen insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro für den
Straßenbau im Regierungspräsidium Tübingen ausgegeben werden. 466 Millionen
entfallen auf acht Projekte, deren Bau bereits läuft, darunter die B 31 neu in
Friedrichshafen (Kosten: 110 Millionen Euro). Bereits geplant werden sieben
weitere Großprojekte, die insgesamt 722 Millionen Euro kosten werden. Dazu gehören
der B 30- Lückenschluss zwischen Ravensburg/Eschach und Friedrichshafen (146
Millionen Euro) und der Ausbau der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg (121
Millionen Euro).
Die jetzt festgelegte Reihenfolge weiterer Planungsschritte sei nach
eingehender Prüfung erfolgt, so das Regierungspräsidium. Er sei froh, dass man
einen verbindlichen Zeitplan habe, „der für die einzelnen Projekte den
Planungsbeginn vorgibt. Dies ist eine gute Basis für die Information der
Bürgerschaft wie auch für etwaige Planungen der Kommunen“, sagte
Regierungspräsident Tappeser.
Auch hier wird geplant
Neben der zweiten Röhre für den Riedleparktunnel
und den Ausbau der B 31 ab Meersburg ist für diese Projekte der Planungsbeginn
festgelegt worden:
2018: Ortsumfahrung Reutlingen
2019: Molldiete-Tunnel Ravensburg, Albaufstieg B
312 in Lichtenstein
2022: Ortsumfahrungen Baisbeuten und Enzisreute
2024: B 27 zwischen Dotternhausen und Balingen, Ortsumfahrung Schömberg
2025: Ortsumfahrung Riedlingen