04.07.2016 (Aktualisiert 05.07.2016, 09:07 Uhr)

Gunnar M. Flotow

B 31-neu: Tunnel wird 20 Millionen teurer

 

Straßenbaugesellschaft DEGES legt neue Kostenberechnung vor

 

Die Bauarbeiten laufen nach Plan, die Kosten davon: Die B 31-neu kommt Friedrichshafen teurer zu stehen als gedacht.

Friedrichshafen sz Die B 31-neu wird teurer als geplant – auch für Friedrichshafen. Nach neuesten Berechnungen werden die sieben Kilometer Straße insgesamt 157 Millionen Euro kosten – 44 Millionen mehr als 2014 veranschlagt. Für ihren Anteil am Lärmschutztunnel Waggershausen muss die Stadt knapp 20 Millionen Euro mehr aufbringen.

Schon vor gut einem Jahr hatte die Straßenbaugesellschaft DEGES, die das Projekt B 31-neu verantwortet, angekündigt, die zuletzt im Jahr 2014 vorgelegte Kostenrechnung des Regierungspräsidiums Tübingen zu aktualisieren. Das Ergebnis ist ziemlich unerfreulich: Friedrichshafen muss für den Lärmschutztunnel in Waggershausen Mehrkosten von zirka 20 Millionen Euro stemmen. Die Gründe der Kostenexplosion: eine tiefere Detailplanung, neue Richtlinien für Sicherheitstechnik, Verteuerung von Bauleistungen, gestiegene Grundstückspreise und die aufwendigere Suche nach Blindgängern. Friedrichshafen übernimmt jetzt an der insgesamt 43,2 Millionen Euro teuren 700-Meter-Röhre einen Anteil von 21,5 Millionen Euro (2014: 11,6).

Weitere Kostensteigerung möglich

Zu den baulich bedingten Mehrkosten in Höhe von 9,9 Millionen Euro kommt eine neu berechnete Ablöse – statt 11,6 Millionen Euro sind jetzt 20,8 Millionen Euro fällig. Hinter dem Begriff Ablöse steckt eine Einmalzahlung, die Friedrichshafen dem Bund für die Pflege und Instandhaltung des Tunnels zahlt.

„Die Kostensteigerung ist natürlich keine angenehme Nachricht. Aber wir sind im Zeitplan, und der Bund, das Land und die Stadt kennen nun aktuelle Kosten“, sagte Andreas Irngartinger von der DEGES am Montag bei einem Pressetermin. Ausschließen, dass das ganze Bauvorhaben nicht nochmal teurer wird, wollte er nicht. „Abgerechnet wird zum Schluss“, erklärte Irngartinger. Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand zeigte sich überzeugt, dass die DEGES in ihrer aktuellen Kostenberechnung „belastbare, solide und seriöse Zahlen“ vorgelegt habe, jetzt gelte es „professionell und nüchtern“ mit ihnen umzugehen.

Votum vor der Sommerpause

Bislang hat die Stadtverwaltung 22,7 Millionen Euro für die B 31-neu in den Doppelhaushalt 2016/2017 eingestellt. Die für Bau und Ablöse nun zusätzlich benötigten 20 Millionen muss der Stadtkämmerer in die Haushaltspläne ab 2018 aufnehmen. Weil die DEGES erst mit dem Bau beginnen darf, wenn die komplette Finanzierung steht, muss der Gemeinderat einer „überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung“ zustimmen. Der OB wünscht sich diese Zusage noch vor der Sommerpause.

Eine vernünftige Alternative, die aktuellen Kosten zu senken, sieht Brand nicht. Es sei nun einmal der politische Wille, dass Waggershausen einen bestmöglichen Lärmschutz – also einen relativ teuren Tunnel – bekommt. Bauliche Veränderungen, zum Beispiel die Rückkehr zur „Troglösung“, würden ein neues Planfeststellungsverfahren mit sich ziehen. „Das wollen wir nicht – das hatten wir über Jahrzehnte. Stadt und Region wollen, dass es nun vorangeht“, sagte Brand.

Man muss in den sauren Apfel gebissen

Zähneknirschend nahmen am Montag auch die Mitglieder des städtischen Finanzausschusses die neuen Zahlen zur Kenntnis. SPD-Mann Dieter Stauber brachte die allgemeine Stimmung wohl auf den Punkt, als er sagte: „Die B 31-neu ist das wichtigste Bauprojekt für Stadt und Region. In diesen sauren Apfel werden wir beißen müssen.“