03.12.2015

Die Umfahrung polarisiert Schnetzenhausen

Erster offizieller Besuch des OB im Stadtteil – Straßenplanung dominiert Bürgerkritik

Beim Bürgerinformationsabend hat Andreas Brand  sich am Mittwochabend Anregungen und Kritik aus der Bevölkerung des Häfler Stadtteil gestellt. Das Thema Straßenbau dominierte den Abend, da der Neubau der B31 in Schnetzenhausen vieles verändern wird. Es war der erste offizielle Besuch des Oberbürgermeisters dort.

Was ist aktuell die größte Sorge der Schnetzenhausener?

Mit dem Bau der neuen B31-Ortsumfahrung wird künftig sehr viel Verkehr im Norden von Schnetzenhausen vorbeigeführt. Über die neuen Auf- und Abfahrten bei Heiseloch könnte dann künftig viel Verkehr durch Sparbruck in Richtung Innenstadt oder durch Schnetzenhausen in Richtung Manzell fließen. Besorgte Bürgerinnen aus Sparbruck wünschten sich daher am Mittwochabend unter anderem einen effektiven Lärmschutz von der Stadt. Für Schnetzenhausen soll eine Umfahrung im Süden, das Problem lösen. Doch diese Idee spaltet die Meinung im Ortsteil.

Schnetzenhausen werde künftig von Straßen eingekreist, „wir haben dann keine Naherholungsgebiete mehr“, sagte ein Anwohner am Mittwoch zum OB. Ein anderer plädierte dafür, den Knoten Heiseloch in den Osten von Schnetzenhausen zu legen - was angesichts der begonnenen Bauarbeiten ein hehrer Wunsch bleiben dürfte. Wieder andere zweifelten an den offiziellen Verkehrsprognosen für Schnetzenhausen und die neue Abfahrt, wo offenbar 2000 bis 3000 Autos mehr als bislang täglich verkehren sollen.

Der Oberbürgermeister nahm diese Sorgen der Bürger bei der Versammlung glaubhaft ernst. Vor allem in der Lärmschutzfrage will er sich offenbar nochmal stark machen. Trotzdem machte das Stadtoberhaupt keinen Hehl daraus, dass er eine Südumfahrung für Schnetzenhausen für richtig hält: „An der Südumfahrung führt kein Weg vorbei, sonst ersticken Sie im Verkehr“, sagte er schließlich. So positiv die neue Bundesstraße und die in ihrem Zuge zu errichtende Südumfahrung Schnetzenhausen für Friedrichshafen auch sein mögen, es gäbe auch definitiv auch negative Folgen des Projekts.

Welche Themen wurden noch angesprochen?

Die Zahl der Fragen zum Themenkomplex Verkehr dominierten den Abend deutlich. Von der Frage nach einer zweiten Röhre für den Riedleparktunnel, um Rückstaus nach Schnetzenhausen zu vermeiden (OB: Frühestens in zehn Jahren) bis zu den Folgen der neuen Verkehrsachsen für die Landwirtschaft ging das Interesse. Doch es gab durchaus noch Gesprächsbedarf zu anderen Themen. Sowohl vom OB als auch von den Bürgern wurde das Thema Wohnen angesprochen. Einerseits klagt auch Schnetzenhausen über einem eklatanten Mangel an Baugrund, auf der anderen Seite fürchtet man vereinzelt, für Neubauten könnten landwirtschaftliche Flächen oder anderer Raum geopfert werden. Mit dem Versprechen, vor allem bestehende Baulücken zu schließen, konnte der OB viel Sympathie einfangen.

Bei einer ganzen Reihe von Detailfragen konnte Andreas Brand am Mittwochabend sogar konkrete Hilfe anbieten. Angefangen von Parkplatzsorgen im Stadtteil über den Wunsch nach einer möglicherweise neuen Tonanlage fürs Dorfgemeinschaftshaus bis zum Wunsch nach schönerem Blumenschmuck für den Kreisverkehr versprach der OB, sich für Lösungen einsetzen zu wollen.

Wie hat sich der OB geschlagen und wie sind die Schnetzenhausener mit ihm umgegangen?

Der Gang nach Schnetzenhausen war für den OB gewiss kein leichter. Die Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum waren in den allermeisten Fällen kritisch und von Detailwissen geprägt. Sie wurden aber stets respektvoll vorgetragen und respektvoll beantwortet. Mit seiner Strategie einer entwaffnenden Ehrlichkeit dürfte der OB am Ende aber Pluspunkte in Schnetzenhausen gesammelt haben – keinesfalls bei jedem Besucher. Das Treffen dürfte beiden Seiten eher positiv im Gedächtnis bleiben.

 

 

 

Schnetzenhausen: Debatte statt Protest

Schnetzenhausen, Sparbruck und Manzell werden in den nächsten zehn Jahren einen grundlegenden Wandel erfahren. Die Zeiten als gemütlich-verschlafene Stadtteile, an denen die Launen der Zeit auch mal vorüber gehen, sind gezählt. Mit und ohne Südumfahrung wird der Verkehr in Folge der neuen B31 zunehmen. Diese Entwicklung wird das Gesicht der Stadtteile und sehr wahrscheinlich auch das Lebensgefühl und ihre Bewohner, verändern.

Das macht Angst. Das hat der OB am Mittwochabend zu spüren bekommen. Es spricht allerdings für die Mehrheit der Bürger in der Versammlung, dass Sie diesen Wandel nicht blockieren wollen. Statt Verhinderung wollen sie Lärmschutz, statt Protest wählen sie die Debatte. Hoffentlich bleibt die Stimmung so. Veränderung ist stets auch die Chance, etwas Neues zu schaffen.