Hermann dämpft Hoffnung für Bermatingen
Verkehrsminister
spricht über öffentlichen Nahverkehr und Mobilitätspolitik im Bodenseekreis
Bodenseekreis sz Über „Nachhaltige
Mobilität und Verkehrspolitik im Bodenseekreis“ hat Baden-Württembergs
Verkehrsminister Winfried Hermann am Mittwochabend auf Einladung des Ortsverbandes
Meersburg und des Kreisverband Bodensee von Bündnis
90/Die Grünen im Gwandhaus in Hagnau
gesprochen.
In seiner Begrüßung brachte Hagnaus
Bürgermeister Simon Blümcke die Hoffnung zum
Ausdruck, dass die Verkehrsproblematik in der Bodenseeregion überparteilich
gelöst werde. Zur anstehenden Planung der B31 bemerkte er: „Ein erster Schritt
ist getan. Aber jetzt beginnt die Arbeit, in einer sensiblen Raumschaft, die
richtige Dimension zu finden.“ Der Grünen-Landtagsabgeordnete martin Hagn wies darauf hin, dass man bei solchen Projekten
über lange Zeiträume spreche. „Wir reden hier nicht über fünf Jahre“, sagte
Hahn. Applaus erntete er für die Bemerkung: „Wir haben zwar eine Bahnstrecke in
der Region, aber sie ist deutlich unter ihren Möglichkeiten.“
Steigende Pkw-Dichte im ländlichen
Raum
In seinem Vortrag ging Hermann auf die Bandbreite der
Verkehrsarten ein und nannte jeweils entsprechende Ziele der Landesregierung.
Er mahnte an, dass Verkehrspolitik nicht nur unter Berücksichtigung des
Klimawandels, sondern auch sozialökonomisch verträglich sein müsse. Besonderer
Bedeutung maß der grüne Landesminister dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs
an. Während die Pkw-Dichte im Raum Freiburg 2013 bei 399 Fahrzeugen pro 1000
Einwohnern lag und im Vergleich zu früher gesunken sei, steige sie im ländlichen
Raum eher an. In Hagnau zum Beispiel auf 608
Fahrzeuge. „Die Pkw-Dichte sinkt in Verdichtungsräumen, weil dort das Angebot
für den öffentlichen Nahverkehr verbessert wurde. Wir müssen Alternativen zum
eigenen Auto schaffen, sonst klappt die Verlagerung in den öffentlichen Verkehr
nicht“, mahnte Hermann.
Als einen Baustein dafür sieht der Verkehrsminister die Aufnahme zu
Elektrifizierung und Ausbau der Bodenseegürtelbahn in den
Bundesverkehrswegeplan 2015. Zwar werde der ländliche Raum nicht mit dem Modell
eines S-Bahn-Systems erschlossen werden können, aber mit flexiblen Formen wie
Bürgerbus oder dem Emma-Projekt wie im Deggenhausertal.
Die Regierung arbeite zudem an einem Landestarif, um die Nutzung der
öffentlichen Verkehrsmittel einfacher zu gestalten. Dazu müssten allerdings
zunächst mehr als 20 Tarifverbünde unter einen Hut gebracht werden.
Nach dem eher allgemein gehaltenen Vortrag, ging es in
der anschließenden Diskussionsrunde an konkrete Themen. Wo die Ortsumfahrung Bermatingen und das Impulsprogramm geblieben seien, wollte
ein Zuhörer wissen. „In dem Programm von der vorherigen Landesregierung waren
Projekte aufgelistet, aber nicht finanziert. Die Ortsumfahrung ist ein
Versprechen eines ehemaligen Ministers, der aus der Region kommt“, sagte
Hermann. Die Ortsumfahrung Bermatingen sei unter
anderem ökologisch höchst umstritten. „Wir halten sie in absehbarer Zeit nicht
für realisierbar und konzentrieren uns daher auf wesentliche Straßenprojekte.
Es wurden auch viele andere Maßnahmen aussortiert“, erläuterte der Minister.
Der Druck auf die Landesregierung sei beim Thema Verkehr und Straßen groß – aus
vielen Regionen.