Ingeborg Wagner

Tempo 30 in Markdorf kommt – ganztags

 

Regierungspräsidium spricht sich für Regelung in Markdorfer Ortsdurchfahrt aus

 

In Markdorf kommt ganztägiges Tempo 30.

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Markdorf sz Das Regierungspräsidium Tübingen hat einem Tempolimit von 30 Stundenkilometern ganztags in der Markdorfer Ortsdurchfahrt zugestimmt. Der Bereich reicht vom Ittendorfer Kreisel bis zur Tankstelle in Richtung Ravensburg. Die Umsetzung erfolgt, sobald die Beschilderung geliefert und montiert werden kann, sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landkreises. Wann das sein wird, hängt auch von den Witterungsverhältnissen ab.

Die Geschwindigkeitsreduzierung ist ein Ergebnis des Lärmaktionsplans, den die Stadt Markdorf aufgestellt hat. Allerdings hatte der Gemeinderat gegen die 30 km/h am Tag votiert und die Geschwindigkeitsreduzierung nur von 22 bis 6 Uhr beschlossen (die Schwäbische Zeitung berichtete). Daraufhin haben sich die Anwohner der Ravensburger Straße formiert und durch Unterstützung des BUND mit Zahlen und Fakten an das Landratsamt gewandt. Dort hat man die Stadt Markdorf aufgefordert, eine Stellungnahme zum Anwohnerantrag einzureichen.

Diese wurde ausgewertet, und der Vorschlag auf ein ganztägiges Tempolimit ins Regierungspräsidium (RP) gesandt. Auch von dort kam nun Zustimmung. Bis Ende der Woche wird das Landratsamt die rechtliche Anordnung zur Umsetzung verfasst haben.

Anwohner sehen es als Sieg an

„Das ist für alle Anwohner in Bezug auf Lärm, Erschütterung und Gefahr auf jeden Fall ein Sieg“, sagt Heinrich Riede, der zusammen mit Juliane Nagy und Frieder Staerke einer der Vorkämpfer für Tempo 30 war. Er wohnt direkt an der B33. Vor allem nachts rasen die schweren Lkw so durch die Stadt, „dass die Kanaldeckel knallen, als würde man mit dem Hammer darauf schlagen“. Aus Erfahrungen von temporären Geschwindigkeitslimits weiß er, dass „Tempo 30 uns nachts schlafen lässt und tagsüber mehr Ruhe verschafft“.

informiert, um den Beschluss in die Praxis umzusetzen. Die Mitarbeiter schauen sich die Situation vor Ort an, um zu prüfen, wo welche Straßenschilder benötigt werden. Diese werden dann en gros bestellt. Über die Maßnahme in der Markdorfer Ortsdurchfahrt hinaus werden folgende Beschlüsse des Lärmaktionsplans nun umgesetzt:

Ittendorf: Tempo 30 ganztags im Schwerpunktbereich der Ortsdurchfahrt. Laut Robert Schwarz werden die einzelnen Hausnummern noch festgelegt.

Wirrensegel: Tempo 70 ganztags.

L 205 Markdorf: Tempo 30 von 22 bis 6 Uhr.

Herausgenommen aus diesem Maßnahmenkatalog des LAP wird dagegen die Leimbacher Ortsdurchfahrt und der Bereich zwischen Leimbach und Hepbach. Auch hier war eine Beschränkung auf 30 (ganztags) im Ort, beziehungsweise 50 (nachts) zwischen den Gemeinden vorgesehen.

Da aufgrund von Belagsarbeiten zwischen Steibensteg und Bitzenhofen ab April hier ein lärmmindernder Asphalt eingebaut wird, „ist das Tempolimit nicht mehr zu rechtfertigen“, so Steffen Fink, Sprecher des Regierungspräsidiums.

Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann liegt der Bescheid des RP seit wenigen Tagen vor. Er nimmt die kommende Regelung auf Tempo 30 ganztags in Markdorf wohlwollend zur Kenntnis: „Das ist von Anfang an mein Wunsch gewesen“ – und der Vorschlag der Verwaltung an den Gemeinderat. Riedmann kündigte an, dass er dennoch streng in der Bewertung sein und sich zu Wort melden werde, „wenn sich das Chaos auf den Straßen dadurch vergrößern sollte“. Zudem bedauert er, dass die Auswirkungen auf mögliche Ausweichstrecken, wie Bernhard- und Ensisheimerstraße sowie Weinsteig, Gehrenberg- und Jahnstraße im Lärmaktionsplan nicht in einem ersten Schritt mitbearbeitet werden. „Damit möchte ich mich nicht zufriedengeben.“

Wolfgang Wahl vom Büro RappTrans AG, das die Stadt Markdorf im LAP unterstützt hat, nimmt die Entscheidung des Regierungspräsidiums als höhere Straßenbehörde freudig auf: „Das ist eine schöne Nachricht.“ Auch RappTrans hatte diesen Vorschlag unterbreitet. „Mit Blick auf den Schutz der Bürger ist das eine zwingende und wichtige Entscheidung.“ Dass der Markdorfer Gemeinderat dieser Empfehlung nicht gefolgt ist, selbst nachdem das Landratsamt zugestimmt hatte, habe er so weder vorher noch nachher in anderen Städten und Gemeinden erlebt. „Das war das erste Mal.“

Jetzt doch ganz anders

Ein gewisses Unverständnis macht sich nun bei einigen Gemeinderäten breit (siehe Stellungnahmen der Fraktionssprecher). Mitte vergangenen Jahres war der Lärmaktionsplan verabschiedet worden. Die CDU, die Freien Wähler sowie ein Mitglied der Umweltgruppe hatten sich für Tempo 50 tagsüber und Tempo 30 nachts für die Ortsdurchfahrt Markdorf ausgesprochen. „Ich habe durchaus Verständnis, wenn sich mancher Stadtrat nun verkohlt vorkommt“, sagt der Bürgermeister.

Viel Arbeit sei hier investiert worden. Und nun kommen die Behörden und sagen: Jetzt machen wir doch was anderes.