Die Geschwindigkeitsreduzierung ist ein Ergebnis des
Lärmaktionsplans, den die Stadt Markdorf aufgestellt hat. Allerdings hatte der
Gemeinderat gegen die 30 km/h am Tag votiert und die
Geschwindigkeitsreduzierung nur von 22 bis 6 Uhr beschlossen (die Schwäbische
Zeitung berichtete). Daraufhin haben sich die Anwohner der Ravensburger Straße
formiert und durch Unterstützung des BUND mit Zahlen und Fakten an das
Landratsamt gewandt. Dort hat man die Stadt Markdorf aufgefordert, eine
Stellungnahme zum Anwohnerantrag einzureichen.
Diese wurde ausgewertet, und der Vorschlag auf ein ganztägiges
Tempolimit ins Regierungspräsidium (RP) gesandt. Auch von dort kam nun
Zustimmung. Bis Ende der Woche wird das Landratsamt die rechtliche Anordnung
zur Umsetzung verfasst haben.
Anwohner sehen es als
Sieg an
„Das ist für alle Anwohner in Bezug auf Lärm, Erschütterung und
Gefahr auf jeden Fall ein Sieg“, sagt Heinrich Riede, der zusammen mit Juliane
Nagy und Frieder Staerke einer der Vorkämpfer für
Tempo 30 war. Er wohnt direkt an der B33. Vor allem nachts rasen die schweren
Lkw so durch die Stadt, „dass die Kanaldeckel knallen, als würde man mit dem
Hammer darauf schlagen“. Aus Erfahrungen von temporären Geschwindigkeitslimits
weiß er, dass „Tempo 30 uns nachts schlafen lässt und
tagsüber mehr Ruhe verschafft“.
Ittendorf: Tempo 30 ganztags im Schwerpunktbereich der Ortsdurchfahrt. Laut
Robert Schwarz werden die einzelnen Hausnummern noch festgelegt.
Wirrensegel: Tempo 70 ganztags.
L 205 Markdorf: Tempo 30 von 22 bis 6 Uhr.
Herausgenommen aus diesem Maßnahmenkatalog des LAP wird dagegen die Leimbacher
Ortsdurchfahrt und der Bereich zwischen Leimbach und Hepbach.
Auch hier war eine Beschränkung auf 30 (ganztags) im Ort, beziehungsweise 50
(nachts) zwischen den Gemeinden vorgesehen.
Da aufgrund von Belagsarbeiten zwischen Steibensteg
und Bitzenhofen ab April hier ein lärmmindernder
Asphalt eingebaut wird, „ist das Tempolimit nicht mehr zu rechtfertigen“, so
Steffen Fink, Sprecher des Regierungspräsidiums.
Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann liegt
der Bescheid des RP seit wenigen Tagen vor. Er nimmt die kommende Regelung auf
Tempo 30 ganztags in Markdorf wohlwollend zur Kenntnis: „Das ist von Anfang an
mein Wunsch gewesen“ – und der Vorschlag der Verwaltung an den Gemeinderat. Riedmann kündigte an, dass er dennoch streng in der
Bewertung sein und sich zu Wort melden werde, „wenn sich das Chaos auf den
Straßen dadurch vergrößern sollte“. Zudem bedauert er, dass die Auswirkungen
auf mögliche Ausweichstrecken, wie Bernhard- und Ensisheimerstraße
sowie Weinsteig, Gehrenberg- und Jahnstraße im
Lärmaktionsplan nicht in einem ersten Schritt mitbearbeitet werden. „Damit
möchte ich mich nicht zufriedengeben.“
Wolfgang Wahl vom Büro RappTrans AG, das
die Stadt Markdorf im LAP unterstützt hat, nimmt die Entscheidung des
Regierungspräsidiums als höhere Straßenbehörde freudig auf: „Das ist eine
schöne Nachricht.“ Auch RappTrans hatte diesen
Vorschlag unterbreitet. „Mit Blick auf den Schutz der Bürger ist das eine
zwingende und wichtige Entscheidung.“ Dass der Markdorfer
Gemeinderat dieser Empfehlung nicht gefolgt ist, selbst nachdem das Landratsamt
zugestimmt hatte, habe er so weder vorher noch nachher in anderen Städten und
Gemeinden erlebt. „Das war das erste Mal.“
Jetzt doch ganz
anders
Ein gewisses Unverständnis macht sich nun bei einigen
Gemeinderäten breit (siehe Stellungnahmen der Fraktionssprecher). Mitte
vergangenen Jahres war der Lärmaktionsplan verabschiedet worden. Die CDU, die
Freien Wähler sowie ein Mitglied der Umweltgruppe hatten sich für Tempo 50
tagsüber und Tempo 30 nachts für die Ortsdurchfahrt Markdorf ausgesprochen.
„Ich habe durchaus Verständnis, wenn sich mancher Stadtrat nun verkohlt
vorkommt“, sagt der Bürgermeister.
Viel Arbeit sei hier investiert worden. Und nun kommen die
Behörden und sagen: Jetzt machen wir doch was anderes.