19.08.2014
Intensivlandwirtschaft ade,
sanfte Nutzung der rund zehn Fußballfelder großen und zusammenhängenden
Landschaft zwischen Fischbach und Kluftern heißt also
die Devise. Was für den Naturschutz recht und billig ist, stößt bei den Bauern
nicht unbedingt auf offene Ohren. Rainer Arnold, Chef des Ortsbauernverbandes
Friedrichshafen, spricht „von Ausgleichsmaßnahmen, die uns schmerzen“. Deshalb,
weil Fläche, die jetzt noch landwirtschaftlich nutzbar sei, künftig für die
bäuerliche Produktion wegfalle. Und das in einer Region, wo der Druck auf
Produktionsflächen eh sehr groß sei. Ins selbe Horn stößt auch Kreisbauernchef
Dieter Mainberger. „Uns Landwirte freut es natürlich nicht, wenn Fläche, die
urbar gemacht worden ist, im Sinne der Landwirtschaft wieder unbrauchbar
gemacht wird.“ Und wenn es denn sein müsse, dann sollten es wenigstens die
landwirtschaftlich uninteressanteren Flächen sein, meint der Bauernvertreter
aus Kressbronn.
Wo künftig Rinder weiden
sollen, wird heute Ackerbau- und Obstbau betrieben. Genutzt wird das künftige
Ausgleichsgelände auch durch intensive Grünlandbewirtschaftung. Ein Großteil
der Fläche hat die Stiftung Liebenau unter ihren Fittichen. Thomas Kaldenbach, Justitiar der Stiftung, bestätigt zwar, dass
die Stiftung dort Flächen gepachtet habe. Man habe einen Vertrag über die
Zwischennutzung unter Vorbehalt. „Wir haben gewusst, dass wir auf künftigen B
31-Ausgleichsflächen wirtschaften.“ Da gebe es klare Aussagen der Stadt
Friedrichshafen (die hat die Verkaufsverhandlungen mit den Eigentümern geführt
und die Flächen für den Bund erworben – Anmerkung der Redaktion).
Gibt es von der
Stadtverwaltung keine offizielle Aussage über erworbenen Flächen, kommen
Details von anderer Seite. „Die Stadt hat im Vorgriff des Straßenbaus einen
Großteil der Flächen erworben“, sagt Wolfgang Schettler.
Er ist im Auftrag des Regierungspräsidiums der leitende Landschaftsplaner der B
31-neu zwischen Friedrichshafen und Immen-staad. Mit
Blick auf die „Fischbacher Senke“ meint der Konstanzer Landschaftsarchitekt,
dass die zur Disposition stehende Ausgleichsfläche bei Fischbach „aus
naturschutzrechtlicher Sicht entwicklungsfähig ist“, sprich aufwertbar
sei. „Ziel ist die Nutzung zu extensivieren, eine Wiesennutzung mit teilweiser
Verwässerung zu erreichen.“ Die Umgestaltung soll 2016 über die Bühne gehen.
Die 13 Hektar große Fläche
soll allerdings nicht brach liegen bleiben, sondern weiter bewirtschaftet
werden. Mit der besagten Rinderhaltung. Beweidung von Robustrindern
wie dem Heckrind erfüllt auch Naturschutzziele, da
sie offene Flächen erhält, die Lebensraum für viele Kleintierarten sind. In
diesem Zusammenhang, so Schettler, gelte es, einen
Landwirt zu finden, der die Tiere betreut und deren Fleisch vermarktet. Darüber
hinaus soll in der Fischbacher Senke „neuer dauerhafter Lebensraum für seltene
Insekten und Vögel entstehen“.
Weitere naturschutzrechtliche
Maßnahmen im Zuge des B 31-Straßenbaus sind neben der Bachmuschelumsiedlung am
Mühlbach (wir berichteten), die Schaffung einer Grünbrücke bei Buchschach, die
Renaturierung des Manzeller Bachs mit Pufferstreifen
(Schettler: „Ziel ist dort auch, eine seit den 90er
Jahren dort verschwundene Libellenart wieder anzusiedeln“) sowie die naturnahe
Umgestaltung der Brunnisach, insbesondere die
Gewässeraue südlich von Efrizweiler.