Nach den
Teilorten wird auch für die Kernstadt Tempo 30 auf der B33 gefordert
Von Matthias Schopf
MARKDORF Nach einer langen
Diskussion hat sich am Dienstagabend auch der Markdorfer
Gemeinderat mehrheitlich geeinigt, mit welchen Forderungen des Lärmaktionsplans
man den nächsten Schritt unternehmen möchte (siehe Kasten).
„Ich freue mich, wir sind auf dem besten Weg,
dass eine Fahrt nach Ravensburg zwei Stunden dauert“, formulierte Alfons
Viellieber (CDU) einen Scherz. Die CDU forderte deswegen nachts Tempo 40 statt
Tempo 30, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Vor allem die Vielzahl an
verschiedenen Temporeduzierungen störte manche Gemeinderäte – so forderten
unter anderem Susanne Deiters-Wälischmiller und
Brigitta Ehinger (beide Umweltgruppe) eine Homogenisierung der vorgeschriebenen
Geschwindigkeit zwischen Ittendorf und Stadel. „Wir
müssen einen Flickenteppich vermeiden“, forderte auch Uwe Achilles (SPD).
Tempo soll kontrolliert werden
„Ich bin ein Freund von Tempo 50, dann aber
kontrolliert“, äußerte sich Dietmar Bitzenhofer (FW).
Dies halte er für eine bessere Maßnahme als Tempo 30, das durch Abbremsen und Gasgeben der Fahrzeuge wieder zusätzliche
Geräuschemissionen verursachen würde. „Wer glaubt, dass wir in den nächsten
Jahren überall Flüsterasphalt haben werden, der irrt“, gab er zu Bedenken: Bis
zur Realisierung des neuen Fahrbahnbelags würde eine deutlich längere Zeit
vergehen. Bitzenhofer führte Untersuchungen ins Feld,
die ergeben hätten, dass der Verkehr bei Tempo 30 sogar lauter sein könnte als
bei Tempo 50.
Dem widersprach Wolfang Wahl vom Freiburger
Planungsbüro RappTrans energisch. Eine Vielzahl von
Messungen und Untersuchungen hätten die Lärmminderung nachgewiesen. Auch das Ministerium
für Verkehr und Infrastruktur würde diese Messungen akzeptieren. „Fragen Sie
Menschen, die an den Straßen leben“, sprach Wahl die Erfahrungen in anderen
Gemeinden an, die bereits das Tempo reduziert hätten, an.
Abzocke durch die Kommunen
In einem gab Wahl Bitzenhofer
aber Recht: Auch das Planungsbüro sieht die Notwendigkeit von Tempokontrollen.
„Klar ist, dass ein Tempolimit auch entsprechend kontrolliert und geahndet
werden muss“, so Wahl. Ansonsten würde gerade nachts „gerast, was möglich ist“.
Auch Viellieber sprach sich für Kontrollen aus, allerdings mit mobilen Geräten.
Würden im ersten Schritt gleich Blitzer fest installieren, würde dies die
Bürger gleich wieder knebeln. „Ich kann keinerlei Knebelung der Bürger
erkennen, darunter verstehe ich etwas anderes“, widersprach Bürgermeister Georg
Riedmann. Mit vielen verschiedenen Tempolimits seien
die Autofahrer laut Roland Hepting (UWG) überfordert und nur noch auf die
Schilder konzentriert und Tempokontrollen würden zur Abzocke durch die Städte.
„Abgezockt wird man nur, wenn man zu schnell fährt“, kommentierte Uwe Achilles
seine Wortmeldung.
„Es wird leiser, aber keine leise Straße“,
dämpfte Achilles die Erwartungen der Bürger. So lange die Südumfahrung allein
stehen würde, bleibe die Belastung der Ortsdurchfahrt hoch. Eine große
Entlastung würde es nur mit der Umfahrung geben, pflichtete ihm Viellieber bei.
Er appellierte an die Stadtverwaltung, dass man die Kräfte von Markdorf, Bermatingen und Salem bündeln müsse um die Umfahrungen
wieder „ins Rollen“ zu bringen. Er egte eine
gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte der beteiligten Orte an. „Dann appelliere
ich aber dafür, dass man nicht nur über die Ortsumfahrung, sondern auch einen
Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs spricht“, meldete sich Brigitta
Ehinger (UWG) zu Wort. „Das werden wir auf jeden Fall machen, aber einen 40 Tonner bekommen Sie nicht in den ÖPNV“, entgegnete Riedmann.
„Die Straßen im Bodenseekreis sind dem
wachsenden Verkehr nicht mehr gewachsen“, zeigte Michael Bussek,
Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes im Landratsamt Bodenseekreis, dass in
Friedrichshafen das Problem sehr wohl bekannt sei. Sein Amt sei auch keine
„Verhinderungsbehörde“, aber man müsse alle Forderungen des Lärmaktionsplans
auf ihre Umsetzbarkeit überprüfen. „Wir haben ein Lärmproblem, besonders für
die Anwohner, aber wir müssen Abwägen zwischen dem Lärmschutz und der Funktion
einer Straße“, so Bussek. Diese Abwägung müsse das
Amt für jede Straße treffen und jede Maßnahme wie die Tempobeschränkungen
überprüfen.
Man dürfe sich nicht allein auf die
Tempobeschränkungen konzentrieren, forderte Viellieber. Was auf der einen Seite
Lärm reduziere, könne andererseits für eine höhere Schadstoffbelastung führen.
„Eine gesamthafte Bilanz wäre angezeigt“, so Viellieber.
Mehrheit stimmt für den Plan
Während sich Susanne Sträßle
(CDU) und Roland Hepting (UWG) enthielten, stimmte der Gemeinderat gegen die
Stimmen von Dietmar Bitzenhofer, Jens Neumann, Erich
Wild, Sandra Steffelin (alle FW), Martina Koners-Kannegießer, und Alfons Viellieber (beide CDU) für
das vorliegende Konzept des Lärmaktionsplanes.
(Erschienen: 21.01.2014 22:50)