Friedrichshafen hofft wieder: „Knapp 100 Millionen Euro für die Straße“

Lothar Riebsamen (MdB, CDU) kündigt Geldsegen für den Straßenbau an – jetzt sei das Land am Zug

Von Ralf Schäfer

Die Nachricht vom Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen (CDU) sorgte am Freitag für allgemeines Aufhorchen. In einem Telefonat aus Berlin teilte er der Schwäbischen Zeitung mit, dass die Tags zuvor von MdL Martin Hahn (Grüne) eingeforderten 100 Millionen Euro für den Straßenbau in Baden-Württemberg nun da seien.

Als Ergebnis der am vergangenen Sonntag stattgefundenen Koalitionsgespräche war ein zusätzliches Finanzpaket für Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer in Höhe von 750 Millionen Euro vereinbart worden. Die Spekulationen über die Verteilung dieses Geldes folgten. Hahn hatte von der Bundesregierung besagte 100 Millionen Euro für das Land gefordert, um mit diesen zusätzlichen Mitteln „den schnellen Ausbau von B 31 im Bodenseekreis, der B 30 bei Ravensburg und der Südbahn von Ulm nach Lindau befördern zu können.“

„Die Empörung im Bodenseekreis ist verständlicherweise besonders groß“, hatte Hahn erklärt. „Jetzt kann Ramsauer, dank der 750 Millionen Euro, dringend benötigtes Geld nachschieben.“ Und dieses Geld, so sagt Lothar Riebsamen, kommt. Am Donnerstag habe die „Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses stattgefunden und dort ist das Infrastrukturbeschleunigungspaket II (IBP II) beschlossen worden“, sagt er. Nach diesem Paket fließen 600 Millionen im kommenden und weitere 150 Millionen im Jahr 2014 für Verkehrsmaßnahmen in den Haushalt des Ministeriums.

Von diesem Geld sind nun 570 (davon 2014: 100) Millionen Euro allein für den Bundesfernstraßenbau vorgesehen. Auf die Bundeswasserstraßen entfallen 140 (2014: 40) Millionen Euro, auf die Bundesschienenwege 40 (2014: zehn) Millionen Euro.

Aus der Summe der 570 Millionen Euro sollen laut Riebsamen nach einem Verteilerschlüssel, der schon beim IBP I im März dieses Jahres Anwendung gefunden habe, ein Sechstel im Land Baden-Württemberg landen. Das wären etwas über 91 Millionen Euro.

„Damit hat das Land das von Martin Hahn geforderte Geld und muss nun nur noch die Prioritätenliste beim Bundesverkehrsminister einreichen“, kommentiert Lothar Riebsamen. Er selbst habe ja gerne eine Klausel im Paket verankert gesehen, dass das Geld nur für Neubauprojekte verwendet werden dürfe, das sei aber nicht möglich, so der Bundestagsabgeordnete, weil „andere Bundesländer kaum Neubauprojekte in Planung haben.“ Wenn das Land nun die Prioritätenliste ernst nehme, dann könne bald mit dem Bau der B 31-neu begonnen werden.

Oberbürgermeister Andreas Brand kommentierte kurz: „Na, dann weiß ja jetzt jeder, was er zu tun hat.“ Wenn knapp 100 Millionen Euro fließen würden, dann sei genau das eingetreten, was den Baubeginn ermögliche. Eine gewisse Dynamik wurde das Thema in den nächsten Tagen bekommen, so Brand, man müsse jetzt jedoch das Land und seine Priorisierung beim Straßenbau beim Wort nehmen.

MdL Martin Hahn und Edgar Neumann, Sprecher des Landesverkehrsministeriums, gaben jedoch zu bedenken, dass die Gelder, so sie denn überhaupt in Stuttgart ankommen würden, „gerade einmal den Betrag decken (würden), den Ramsauer dem Land zuvor weggenommen“ habe. Vor einiger Zeit hatte der Bundesverkehrsminister die Mittel für Neu- und Ausbau der Straßen, die bei jährlich 120 Millionen Euro lagen, für 2013 auf 108, 2014 auf 65 und 2015 auf 56 Millionen Euro zusammengestrichen.

„Wenn Geld fließt, sind wir die letzten, die etwas bremsen würden“, sagt Neumann und spricht damit auf die Priorisierung an, die dann greife, wenn bereits begonnene Maßnahmen abgeschlossen seien.

Die Prioritätenliste liege bei Ramsauer schon lange vor, wenn es sein müsse, werde man sie ihm noch einmal schicken, meint Martin Hahn. Ramsauer habe mit dem Land bereits mehrfach über diese Liste gesprochen und die Priorisierung gelobt.

(Erschienen: 09.11.2012 18:15)