Plan zeigt lärmbelastete Bereiche der Gemeinde Markdorf und
mögliche Verbesserungen
Die Ravensburger Straße
West, Ost und Mitte in Markdorf sind etwa Bereiche, für die der LAP Maßnahmen
gegen die Lärmbekämpfung vorschlägt. Hier liegt der Dezibel-Pegel bei 77 in 24
Stunden und 68 bei Nacht. Von einer hohen Belastung spricht man laut der
Diplomingenieurin Gabriele Schulze von Rapp Trans ab 65 Dezibel, von einer sehr
hohen ab 70 Dezibel.
Ein für den LAP betroffener
Bereich errechnet sich aber nicht nur durch das Lärmaufkommen, sondern vor
allem auch durch die Höhe der Bevölkerungsanzahl an diesen Stellen. Der Lärm
beschäftigt Anwohner an dünner besiedelten Straßenabschnitten zwar genauso, nur
wären die zusätzlichen Maßnahmen zur Reduzierung der Belästigung dort von
Kosten und Aufwand her zu hoch.
Laut LAP sollte unter
anderem etwas an den Lärm- und Einwohnerschwerpunkten in Hepbach,
Leimbach und Ittendorf entlang der B33 getan werden.
„Vorschläge für eine Lärmminderung sind vor allem Geschwindigkeitsbegrenzungen
auf 30 oder 40 Kilometer in der Stunde in der Nacht und im Idealfall auch am
Tag. Es gibt auch die Möglichkeit, die Straßen mit lärmminderndem
Flüsterasphalt zu überziehen“, sagt Matthias Schäfer vom Stadtbauamt. Der
Flüsterasphalt würde aber nur verwendet, wenn der bestehende ersetzt werden
müsste.
Eine weitere Überlegung sei
die Installierung von Blitzgeräten. Die beste Lösung gegen den Verkehrslärm sei
laut Lärmaktionsplan die Südumfahrung. Doch wann die
kommt, weiß derzeit keiner. Im Lärmaktionsplan steht jedenfalls an mehreren
Stellen, dass eine deutliche Lärmreduzierung nur durch die Südumfahrung
zu realisieren sei, etwa im Bereich der Oberen und Unteren Gallusstraße oder in
der Markdorfer Mitte.
In der Gemeinderatssitzung
am 22. Mai, in der die Aufstellung des LAP beschlossen wurde, signalisierte
auch Bürgermeister Bernd Gerber, dass eine Entlastung nur durch die Umfahrung
gegeben sei. Diese soll laut Informationen aus dem Regierungspräsidium Tübingen
noch in diesem Jahr planfestgestellt werden.
Was auch immer sonst gegen
die Lärmbelastung getan wird, müsse in Abstimmung mit den umliegenden Gemeinden
geschehen. „Es wäre zum Beispiel nicht gut, wenn Hagnau
seinen Verkehr zugunsten der eignen Lärmentlastung über Markdorf ableiten
würde“, erklärt Schäfer.
Um so etwas zu vermeiden
besteht die „Interkommunale Arbeitsgemeinschaft Lärmaktionsplanung“, zu denen
die Städte Ravensburg, Bad Waldsee, Biberach, Friedrichshafen, Markdorf,
Tettnang, Überlingen, Wangen im Allgäu, Weingarten sowie die Gemeinden Hagnau, Meckenbeuren, Uhldingen-Mühlhofen und Oberteuringen
gehören.
Einige dieser Kommunen
haben bereits lärmmindernde Maßnahmen getroffen, und
auch für Markdorf sieht Schäfer gute Chancen. Ganz werde der Lärm nicht zu
tilgen sein, eine Verbesserung gebe es aber sicherlich. „Ich habe schon hohe
Erwartungen in Richtung Geschwindigkeitsbegrenzungen. Zusammen mit dem
Flüsterasphalt wäre das noch besser, wie Gürtel und Hosenträger sozusagen.
Intakter Asphalt würde aber natürlich nicht ersetzt“, so Schäfer.
Errechnet wurden die
Ergebnisse des LAP über Verkehrszählungen, Einwohner- und Gebäudezahlen sowie
topographischen Fakten in Markdorf von der Firma Modus Consult
Ulm. Entstanden sind so auch die sechs – ebenfalls einsehbaren – großformatigen
Karten, die den Lautstärkepegel, den Gebäudelärm und die Lärmschwerpunkte
während 24 Stunden und nachts zeigen.
(Erschienen: 20.09.2012
17:25)
"Die
beste Lösung gegen den Verkehrslärm sei laut Lärmaktionsplan die Südumfahrung." heißt es in dem Artikel der
Schwäbischen Zeitung. Eine solche Aussage konnte ich in dem aktuell
vorliegenden Gutachten von RappTrans
nicht finden.
Tatsächlich findet sich bei mehreren hochbelasteten
Streckenabschnitten im LAP der Hinweis:
"Eine grundlegende Minderung der Lärmbelastung in diesem Bereich wird es
nur mit dem Bau der Südumfahrung geben". Diese
Aussage suggeriert, dass die Südumfahrung eine
größere Lärmentlastung bringen könnte, als alle anderen Lärmschutzmaßnahmen
zusammen. Doch das trifft nicht zu. Die Temporeduktion von 50 auf 30 in der
Ortsdurchfahrt bringt laut LAP ca. 2,6 dB. Dazu kommen minus 1,5 dB wegen der
Verstetigung des Verkehrsflusses bei Tempo 30 (vermutlich weil es zu weniger
bzw. zu kürzeren Beschleunigungsvorgängen zwischen den Kreuzungen kommt). Nicht
beziffert wird die erzielbare Lärmreduktion durch effektive Tempokontrollen,
die eine weitere Lärmminderung (zumindest nachts mehr als 1 dB) bringen dürfte.
Somit ergibt sich - noch ohne den relativ teuren "Flüsterasphalt" -
ein Lärmminderungspotential von 4-5 dB.
Demgegenüber würde nach dem Bau einer Südumfahrung
der Lärm im Ort laut Prognose nur um 3-4 dB abnehmen. Dabei wurde allerdings
die verkehrserzeugende Wirkung des Straßenbaus
unterschlagen, die die Entlastung mindert. Umgekehrt würde bei Tempo 30 im Ort
aufgrund der bremsenden Wirkung auch das Verkehrsaufkommen leicht vermindert,
was die Lärmentlastung in diesem Fall wiederum noch leicht verbessert.
Weder die Südumfahrung noch die anderen o.g. Maßnahmen werden für sich allein ausreichen, um die
Lärmgrenzwerte einzuhalten. Doch während die Südumfahrung
über 18 Millionen Euro kosten soll und Nachbarorte und ruhige Erholungsräume
zusätzlich verlärmen würde, kosten die anderen Maßnahmen - die in der Summe
mindestens ebensoviel Lärmentlastung bringen und viel schneller umsetzbar sind
- nur ein oder zwei Prozent davon!
Allerdings sind Tempo-30-Schilder und Starenkästen im Ort kaum dazu geeignet,
neue Gewerbegebiete im ausgewiesenen regionalen Grünzug südlich von Markdorf zu
erschließen. Vielleicht ist das ja der Grund, wieso sich die Stadt Markdorf
jahrelang auf die teure Südumfahrung fixiert hat und
diese naheliegenden, preiswerten und effektiven Lärmschutz-Maßnahmen nicht
schon längst umgesetzt hat...