Straßenbau: Zuschuss für Baden-Württemberg wird halbiert

Von Stefanie Järkel

Stuttgart Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) plant, die Zuwendungen für den Straßenbau in Baden-Württemberg zu halbieren. Dies geht aus einem Briefwechsel zwischen Ramsauer und dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hervor.

Durch die Kürzung würde auch der für 2014 geplante Start von fünf Neubauprojekten, wie der Ausbau der B 30 bei Ravensburg, der B 31 bei Friedrichshafen und der B466 bei Süßen (Kreis Göppingen), nicht zu halten sein, teilte das Verkehrsministerium am Donnerstag auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung mit. Außerdem müssten laufende Projekte teilweise unterbrochen werden.

Bisher waren für den Südwesten pro Jahr 120 Millionen Euro für den Aus- und Neubau von Bundesfernstraßen eingeplant. Letztlich erhielt das Land auch durch Konjunkturprogramme im Schnitt 230 Millionen Euro jährlich. Nun sollen nach den Plänen von Ramsauer die Mittel schrittweise auf 61 Millionen Euro im Jahr 2016 reduziert werden.

 

Hermann hatte allerdings im Juni eine Prioritätenliste für den Neu- und Ausbau von Bundesfernstraßen vorgelegt. Zu diesem Zeitpunkt standen nach Angaben des Verkehrsministeriums 120 Millionen Euro in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2015 fest. Ramsauer erklärte in seinem Brief, dass er die Priorisierung „begrüße“. Allerdings könne er die von Hermann „vorgeschlagene Zeitschiene, in der Baubeginne von 5 Maßnahmen im Jahr 2014 vorgesehen sind, bei der derzeitigen Finanzplanung nicht bestätigen“.

Ramsauer hatte allerdings wie Hermann auch bereits erklärt, mehr Geld in den Erhalt der Straßen stecken zu wollen. So sollen nun nach den selben Plänen die Zuwendungen für den Erhalt der Bundesstraßen und Autobahnen in Baden-Württemberg von derzeit 272 Millionen Euro schrittweise auf 374 Millionen Euro im Jahr 2016 ansteigen.

In Bayern war bis Donnerstag von solchen Plänen nichts bekannt, wie eine Sprecherin des Innenministeriums in München auf Nachfrage mitteilte.

(Erschienen: 30.08.2012 21:25)

 

 

 

 

Kommentar: Ernüchterung im Straßenbau

 

Ernüchterung im Straßenbau

Von Stefanie Järkel

Ohne die Finanzhilfe aus Berlin tut sich Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) beim Straßenbau schwer. Aus seiner schönen Prioritätenliste für die Verkehrsprojekte im Land kann Hermann Konfetti machen, wenn Peter Ramsauer (CSU) seine Pläne bei den Haushaltsverhandlungen durchsetzt.

Um rund die Hälfte will der Bundesverkehrsminister die Zahlungen nach Baden-Württemberg für den Neu- und Ausbau der Bundesfernstraßen kürzen. 2014 wollte Hermann mit der Umsetzung von fünf Straßenbauprojekten im Land beginnen. Damit sollte auch der Dauerstau im Bodenseeraum auf den Bundesstraßen 30 und 31 aufgelöst werden. Doch bei der derzeit geplanten Kürzung wäre 2014 als Starttermin nicht zu halten.

Die Empörung vor allem bei den Grünen in Baden-Württemberg wirkt allerdings nicht gänzlich überzeugend. Denn letztlich macht Ramsauer genau das, was Verkehrsminister Hermann seit längerem predigt: Er legt mehr Gewicht auf den Erhalt bestehender Straßen als auf den Ausbau. Bereits dieses Jahr hat das Land hier voraussichtlich 72 Millionen Euro mehr als im Vorjahr zur Verfügung.

 

In den kommenden Jahren soll der Südwesten für die Instandhaltung seines Verkehrswegenetzes nochmals bis zu 102 Millionen Euro zusätzlich erhalten. Natürlich hätte Hermann gern mehr Geld für den Erhalt und mindestens so viel Geld wie bisher für den Ausbau. Aber in Zeiten knapper öffentlicher Kassen klingt das doch sehr nach Wunschkonzert. Selbst wenn Berlin dem Land eine gewisse Benachteiligung beim Straßenbau in den vergangenen Jahren zugesteht.

Nun muss sich der Verkehrsminister überlegen, was ihm wichtiger ist: Ausbau oder Erhalt. Den Schwarzen Peter kann er Berlin nicht so einfach zuschieben. Baden-Württemberg hat bei der zweckgebundenen Zuteilung des Geldes ein Wörtchen mitzureden. Gerade die seit Jahrzehnten bei der Verkehrsinfrastruktur vernachlässigten Regionen wie der Bodenseeraum haben den Ausbau ihrer Straßen verdient.

(Erschienen: 30.08.2012 21:20)