Die Umleitung wird umgeleitet

 

Von Jens Lindenmüllerund Anton Fuchsloch

Friedrichshafen Die von der Polizei prognostizierte „chaotische Phase“ zu Beginn der Umleitung des B31-Verkehrs durchs Hinterland ist zwar überstanden, so richtig entspannt hat sich die Lage vor allem zwischen Ittendorf und Markdorf aber noch nicht. Nach wie vor brauchen Auto- und Lastwagenfahrer hier sehr viel Geduld, weil sich der Verkehr in Richtung Markdorf tagsüber fast durchgehend für mehrere Kilometer staut. Besserung erhofft sich das Regierungspräsidium Tübingen nun von einer neuen Verkehrsführung innerhalb von Markdorf.

Ab Dienstag, 19. Juni, werden sämtliche Fahrzeuge, die auf der Bundesstraße 33 in Richtung Osten unterwegs sind, in die Zeppelinstraße geleitet. Am Discounter-Kreisel wird der Verkehr dann geteilt: Richtung Friedrichshafen geht’s weiter auf der Zeppelinstraße, Richtung Ravensburg über die Gaußstraße zurück auf die Bundesstraße. Weil in entgegengesetzter Richtung das Linksabbiegen von der B 33 in die Zeppelinstraße nicht mehr möglich sein wird, ist an der Einmündung der Zeppelinstraße in die Bundesstraße keine Ampel mehr nötig. „Hiermit hoffen wir die Leistungsfähigkeit der Umleitungsstrecke zwischen Stetten und Markdorf nochmals zu erhöhen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums.

In Fahrtrichtung Meersburg lasse sich nach einer Woche Umleitungsverkehr feststellen, dass der Verkehr erfreulicherweise ohne größere Stauereignisse fließen könne – was ja auch den Erkenntnissen des Stautests der Schwäbischen Zeitung am ersten Umleitungstag entspricht. Wobei auch in dieser Richtung zeitweise gar nichts ging. So berichtet eine SZ-Leserin, dass sie am Montagnachmittag von Efrizweiler bis Markdorf eine satte Dreiviertelstunde benötigt hat.

 

Das Zwischenfazit der Polizei fällt relativ positiv aus. „Die Situation hat sich zum Wochenende deutlich entspannt“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Hoffmann. Ortskundige würden offenbar die Umleitungsstrecke meiden beziehungsweise Ausweichrouten wählen. Beschwerden kämen bis aus dem Deggenhausertal. Dazu Hoffmann: „Viele Autofahrer gehen nach dem Motto: Lieber eine halbe Stunde fahren als eine halbe Stunde stehen.“ Was die Polizei gar nicht gerne sieht, sind Autofahrer, die auf landwirtschaftlichen Wegen entlang der B 33 ein paar Hundert Meter Stau umfahren, um die Fahrzeugkolonne beim Einscheren erneut aufzuhalten. Der Zeitgewinn sei dabei minimal, sagt Hoffmann. Es mag zynisch klingen, aber speziell für Markdorf gibt’s aus Sicht der Polizei auch eine gute Nachricht im Zusammenhang mit der Umleitung: „Die Zahl der Verkehrsunfälle ist deutlich zurückgegangen“, so Hoffmann.

Aus Schnetzenhausen melden sich dagegen Anwohner, aus deren Sicht der zusätzliche Umleitungsverkehr die ohnehin schon gefährliche Verkehrssituation noch verschärft. „Hauptproblem sind die hohen Geschwindigkeiten und die abgeflachten Bordsteine“, sagt Sabine Schmidt, eine von mehreren besorgten Müttern, die die SZ zu einem Ortstermin eingeladen haben. Diese abgeflachten Bordsteine seien vor allem für Lkw-Fahrer ein großer Anreiz, bei Gegenverkehr auf den Gehweg auszuweichen. Als geradezu „kriminell“ beschreibt Schmidt die Situation auf Höhe der Kirche. Um dieses Ausweichen zumindest während der Dauer der Umleitung zu verhindern, hat die Stadt auf der einen Straßenseite rot-weiße Barken aufgestellt. Auf der anderen sei das nicht möglich gewesen, weil es dort Ein- und Ausfahrten gebe, teilt die Stadt auf Anfrage der SZ mit. Außerdem seien dort Stellplätze. Es sei aber geplant, nach der Umleitung in diesem Bereich den Radfahrstreifen zu entfernen und den Bordstein zu erhöhen.

Um die Lärmbelastung durch den zusätzlichen Verkehr etwas zu reduzieren, gilt in Schnetzenhausen analog zur Regelung in Markdorf für die Dauer der Umleitung ein nächtliches Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Eine solche Höchstgeschwindigkeit wäre aus der Sicht von Sabine Schmidt und ihren Mitstreiterinnen auch tagsüber und auf Dauer sinnvoll, nicht nur auf der Raderacher beziehungsweise Manzeller Straße, sondern auch auf der Mühlbachstraße. Und zwar nicht in erster Linie wegen der Lärmbelastung, sondern vor allem, um das Gefahrenpotenzial zu reduzieren. Die Stadt argumentiert in ihrer Antwort auf eine Anfrage der SZ ausschließlich mit Lärmwerten. Um Tempo 30 dauerhaft einführen zu können, müssten zunächst diese Werte ermittelt werden, heißt es.

Die Baumaßnahmen auf der Bundesstraße 31 in Hagnau und Immenstaad , die Anlass für die Umleitung sind, liegen laut Regierungspräsidium Tübungen voll im Zeitplan. Während die schadhaften Belagsschichten im Zuge der Ortsumgehung Immenstaad abgetragen wurden, sind in Hagnau neue Hauptversorgungsleitungen verlegt worden. Der beschädigte Straßenbelag ist ebenfalls bereits abgetragen worden. Sowohl in Immenstaad als auch in Hagnau haben laut RP bereits die Erneuerungsarbeiten begonnen. Noch bis zum 11. Juli bleibt die B 31 aufgrund der Bauarbeiten gesperrt.

(Erschienen: 15.06.2012 19:00)