"Machen Sie denen die Hölle heiß"

Noch sorgen Bauarbeiter an der neuen Bahnunterführung in Neufrach für den letzten Schliff. Nächsten Mittwoch ist feierliche Einweihung. Für den CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller ist die Unterführung ein logischer Baustein, auf dem die Südumfahrung Ne (Foto: Matthias Schopf)

Von Daniel Drescher

Salem Am Ende des Abends fragt ein Zuhörer den CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller, was denn der einzelne Bürger konkret tun könne, um für die Neufracher Umfahrung – und auch für die von Markdorf und Bermatingen – zu kämpfen. Der Christdemokrat, der seit 20 Jahren im Landtag sitzt und gerade das erste als Oppositionspolitiker hinter sich hat, rät zu pragmatischen Mitteln. Man solle sich Gehör verschaffen, mit Leserbriefen etwa. „Machen Sie denen die Hölle heiß“, empfiehlt er. Mit seiner Regierung sei man damals auch nicht zimperlich umgegangen.

Und für die betroffenen Gemeinden Salem und Bermatingen sowie die Stadt Markdorf hat er ebenfalls einen handfesten Tipp. „Eine gemeinsame Resolution, die dann vielleicht auch noch der Kreistag mittragen könnte.“ Er will ein Signal nach Stuttgart senden. Wenn drei Kommunen und der Kreistag eine Stellungnahme zur Südumfahrung an die grün-rote Landesregierung gäben hätte das Gewicht. Salems Bürgermeister Manfred Härle – neben ihm sitzt Bermatingens Bürgermeister Martin Rupp – fragt ihn, ob er nicht einfach eine kleine Anfrage im Landtag stellen könnte. Müller lehnt ab: „Was glauben Sie, was schwerer wiegt? Eine Anfrage eines Oppositionspolitikers – oder ein gemeinsames Statement der Betroffenen?“ Ob man damit das Projekt nicht erst gefährde, grübelt Härle. Müller macht deutlich, dass es für ihn noch nicht feststehe, dass auch das Ministerium seinen Segen dazu geben wird. Die Meckenbeurer seien für ihn da ein Vorbild: Die hätten es geschafft, mit einer Bürgerversammlung ein deutliches Zeichen nach Stuttgart zu senden. Pünktlich dazu hätte es vor drei Wochen einen Brief des Verkehrsministers Winfried Hermann gegeben, in der dieser seine Unterstützung in Sachen Südumfahrung Kehlen zusagte. Das sei vorher fraglich gewesen.

Der Zeitpunkt für die Veranstaltung, zu der der Salemer CDU-Ortsverband eingeladen hat, ist bewusst gewählt. „In den kommenden Monaten entscheidet sich, was weiter passiert“, sagt Ulrich Müller. Aus seiner Sicht müssen die Umfahrungen kommen. Wenn am nächsten Mittwoch die Bahnunterführung ins Gewerbegebiet eingeweiht wird, stünde das im Zusammenhang mit der Neufracher Südumfahrung. „Es wäre sinnlos, wenn es dann nicht weiterginge. Da wäre der Kreisverkehr ja überdimensioniert, wenn das nicht weiterführen würde.“

Müller bleibt verhalten optimistisch. Das hat mit einer Petition der Bürgerinitiative Pro Kluftern zu tun. Müller beschreibt detailliert, wie die Ortsumfahrungen von Salem, Bermatingen und Markdorf zusammenhängen und sagt, sie würden nur gemeinsam Sinn ergeben. „Weil die Klufterner aber Angst haben, dass der Verkehr dann bei ihnen rauskommt und sie ihn da nicht haben wollen, haben sie den Landtag zu Hilfe gerufen“, erklärt Müller.

Die Klufterner halten das Projekt für Verschwendung von Steuergeld und wollen mit dem Geld lieber die B31 finanzieren. „Unsinn“, sagt Müller und nimmt die Argumente auseinander. Er kenne die Stellungnahme der Regierung dazu und könne voll dahinterstehen. „Die fachliche Ebene findet meine volle Zustimmung“, sagt er.

Die Markdorfer Umfahrung sei im nachrichtlichen GVFG-Programm enthalten (Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden). Die Finanzierung stünde. Die Klufterner Umfahrung müsse fertig sein, wenn die B31 fertig ist. „Diese politische Sicht bestätigt die Konzeption des Planungsfalls 7.5“, sagt Müller. Mit der Ortsumfahrung Markdorf würde sich der Verkehr in der Stadt fast halbieren. Auch zu Bermatingen und Neufrach kam eine positive Antwort. Das Impulsprogramm, aus der beide Umfahrungen finanziert werden sollen, solle weitergeführt werden. Was Müller auch freut: Die B31 müsse vierspurig ausgebaut werden, heißt es in der Stellungnahme.

Müller ist auch optimistisch, weil die Planer im Regierungspräsidium vom Regierungswechsel unberührt blieben. Diese Verkehrsexperten legen die Planung dem Ministerium vor. Dann wird entschieden, was passiert. Ob ein Ministerium schon mal eine Planung abgelehnt habe, fragt Härle. Müller: „Zu meiner Zeit nicht, aber es kann vorkommen.“ Dann wären Jahre der Planung umsonst.

(Erschienen: 18.05.2012 09:50)