Für Lothar Riebsamen ist das Land am Zuge

Verkehr – Wirtschaftsentwicklung – ärztliche Versorgung – Gesundheitsreform – Marke Bodensee

Von Ralf Schäfer

Friedrichshafen Wirtschaftspolitisch und für den Arbeitsmarkt war 2011 „ein gutes Jahr für Deutschland und die Region“, sagt Lothar Riebsamen, Bundestagsabgeordneter unserer Region. „Wir haben so gute Zeiten wie nie in Deutschland und die Wirtschaftsweisen sagen auch für 2012 und 2013 keine Rezessionen voraus.“

Riebsamen gibt sich sehr zuversichtlich und lobt die Bundespolitik, die mit sinkenden Arbeitslosenzahlen und einem sehr schnellen Weg aus der Krise das Land stabilisiert habe. Zum Teil sei das auch Verdienst der damaligen Großen Koalition, die mit der Verlängerung der Kurzarbeitergelder und den beiden Konjunkturprogrammen maßgeblich für die Wachstumsbeschleunigung gesorgt habe. Dabei habe dieses rasche Gesunden nicht allein exportbedingt, sondern auch wegen der Binnennachfrage so rasch stattfinden können.

Wendet er sich der Region zu, dann sind es vornehmlich die großen Themen der Infrastruktur, sprich B 31, B 30 und Südbahn-Elektrifizierung, die ihn bewegen. Zwei Momente dabei beschäftigen den Mann vom Bodensee in Berlin besonders. Das Thema Zwischenfinanzierung der B 31, wie das als Vorfinanzierung benannte Friedrichshafener Modell heißt, das vor einem Jahr auf den Weg gebracht wurde, liege zwar noch in des Staatssekretär Scheuers Schublade, sei aber noch nicht vom Tisch, also noch nicht abgelehnt. „Der Regierungswechsel in Baden-Württemberg war für dieses Modell nicht gerade förderlich. Jetzt wartet Berlin auf die Prioritätenliste des Landes, die aber nicht kommt.“

Riebsamen sieht „selbstkritisch“, wie er sagt, dass der Bund zum Thema B 31 und privater Vorfinanzierung eine Aussage mache müsse, dann aber müsse sich das Land bekennen. Im Investitionsrahmenplan sei die Straße immerhin bis 2015 enthalten. „Das Land ist jetzt aber am Zuge und muss die Prioritätenliste liefern. Der Bund zahlt die Zeche, aber das Land muss bauen“, meint der Bundestagsabgeordnete, auch wenn Landespolitiker der CDU das anders sehen. Wenn diese Liste vorliege, werde auch das Häfler Model der Vorfinanzierung noch einmal geprüft werden.

Dass der Investitionsrahmenplan des Bundesverkehrsministeriums die Elektrifizierung der Südbahn nicht enthalte, sei jedoch für Riebsamen sehr verwunderlich. Der Bund gehe davon aus, dass der Planfeststellungsbeschluss erst Ende 2014 vorliege, real, „ist jedoch Ende 2012, Anfang 2013. Die an der Strecke liegenden Kommunen sind alle im Vorfeld eingebunden gewesen“ und es sei nicht davon auszugehen, dass von dort noch großartiger Widerstand käme. Am 11. November 2010 habe Bundesverkehrsminister Ramsauer bereits gesagt, dass es keinen Verzug geben werde, wenn der Planfeststellungsbeschluss früher vorliegen würde. Ein Problem seien jedoch die Kosten, die mit 140 Millionen Euro kalkuliert, vom Land mit 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, mittlerweile aber auf 180 Millionen Euro gewachsen seien. Da müsse das Land noch nachlegen. Laut Ramsauer werde es eine Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Bund und dem Land geben, sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliege. Das habe er in einem Brief an Landesverkehrsminister Hermann geschrieben.

Neben diesen Verkehrsthemen, sind für Lothar Riebsamen rückblickend die nicht vorhandene Jugendarbeitslosigkeit in der Region sowie der Erhalt des Bundeswehr-Standortes Pfullendorf die wichtigsten Punkte des zurückliegenden Jahres. Auch das Thema Gesundheit, zu dem er sich erst vor Kurzem im Klinikum Friedrichshafen mit den Fachleuten beraten habe, nehme wichtigen Raum ein, hier prognosdiziert der Politiker, dass die gerade aufgehobenen Zusatzbeiträge der Krankenkassen bald wegen anderer Finanzierungsprobleme wieder eingeführt würden. Zudem sei das Thema ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ein sehr wichtiges angesichts der demografischen Entwicklung. „Die Versorgung der Menschen wird ein Problem werden.“ Ende Januar werde er in Schnetzenhausen dazu ein Gespräch mit allen Ärzten aus seinem Wahlkreis und Ravensburg auf Einladung der Kassenärztlichen Vereinigung führen.

Für die Zukunft wünscht sich Riebsamen neben den Straßen und der Bahn eine weiterhin positive Entwicklung der Region sowohl industriell wie auch in Sachen Attraktivität. Dazu sei vor allem die Marke Bodensee voranzutreiben. Eine große Aufgaben für die Zukunft.

(Erschienen: 04.01.2012 10:25)