Von „bitter“ bis „positiv“ – Der Investitionsrahmenplan erstaunt

Geld für die Elektrifizierung der Südbahn gibt es erst nach 2015 – B 31-Spatenstich möglicherweise früher

 

"Das wäre für mich unglaublich, unerklärlich und entgegen aller bisherigen Signale vom Bund“: Landrat Lothar Wölfle mag nicht glauben, dass die Elektrifizierung der Südbahn erst nach 2015 kommt. (Foto: lix)

Friedrichshafen / flo/poi Harsche Kritik, großes Lob, spürbare Unsicherheit – der Investitionsrahmenplan, den Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat, löste bei Bundes- und Regionalpolitikern unterschiedliche Reaktionen aus.

Wenn es beispielsweise nach Lothar Riebsamen, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Bodenseekreis , geht, ist die Elektrifizierung der Südbahn nicht – wie einige behaupteten – auf dem Abstellgleis gelandet.

Alles sei wie geplant auf dem Weg. Zunächst würden für das 140-Millionen-Euro-Projekt ab 2013 der bereits genehmigte 70-Millionen-Landeszuschuss verbaut, ab 2015 werde der Bund die verbleibenden Investitionskosten beisteuern. Was die B 31 betrifft, habe er nie einen Zweifel geht, „dass die drin steht“. Dennoch wolle man mit dem Modell einer privaten Zwischenfinanzierung früher mit dem Bau der Umgehung loslegen.

Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, wundert sich einigermaßen über die Einlassungen von Lothar Riebsamen zur Südbahn-Elektrifizierung: „Erst das Land und dann der Bund? Eine Anteilsfinanzierung funktioniert irgendwie anders“, sagte Hahn. Genau wie sein Parteifreund, Verkehrsminister Winfried Hermann, fordert er, dass der Bund jetzt schon einen Anteil bringen müsse.

Hahn fände es „wirklich sehr bitter, wenn die Südbahn auf die lange Bank geschoben würde.“ Er zweifelt daran, dass Stuttgart 21 und die Südbahn-Elektrifizierung tatsächlich zusammenhängen, so wie es vor dem Volksentscheid von den S21-Befürwortern immer behauptet worden sei. Dass die Bundesstraßen 30 und 31 jetzt bessere Karten hätten, überrascht ihn nicht. Denn: „Dieses Elend ist bekannt“, weiß Martin Hahn

„Zweimal Licht und einmal Schatten“, so bewertet der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller den Investitionsrahmenplan aus Sicht des Bodenseekreises. Hell wird es für ihn, wenn die B31 wie vom Bundesministerium angekündigt „wohl bis 2015 angefangen“ wird. „Denn mindestens das wollten wir mit der privaten Vorfinanzierung erreichen.“

Von der Dringlichkeit sei der Termin zwar immer noch spät, doch scheine der Spatenstich deutlich früher anzustehen als befürchtet. „Das müssen wir unbedingt positiv bewerten, endlich sind wir an der Reihe“, sagt Ulrich Müller. Betrachte man die Wartezeiten bei anderen Bundesstraßen, sei davon nicht auszugehen gewesen.

Der zweite Lichtblick sei, dass neben der B31 eine weitere Bundesstraße der Region in der Kategorie C aufgeführt wird und deren Bau damit bis 2015 los gehen soll: „Die B s30 ist die Lebensader, die nach Ulm führt. Das ist nicht nur für die Ravensburger, sondern auch für die Häfler wichtig,“

Düster schaut dagegen aus, was der Investitionsrahmenplan für die Südbahn vorsieht: Kategorie D oder „wird nicht angefangen vor 2015“. Zwar war sich der Landtagsabgeordnete bei der Einordnung nicht sicher: „Ich bin kein Bundespolitiker.“ Doch sollte die Kategorisierung tatsächlich bedeuten, dass die Elektrifizierung nicht wie erhofft spätestens 2013 beginnt, lautet sein Urteil: „Das halte ich für eine Fehlentscheidung, und ich hoffe, dass diese noch korrigiert wird.“

Geradezu empört zeigte sich Lothar Wölfle, der Landrat des Bodenseekreises, gegenüber der SZ angesichts der ausbleibenden Mittel für die Südbahn: „Es ist zunächst nur ein Entwurf, aber wenn das so stehen bliebe, wäre das für mich unglaublich, unerklärlich und entgegen aller bisherigen Signale vom Bund. Jetzt sind alle Bundestagsabgeordneten der Region gefordert, dass das Thema Elektrifizierung der Strecke Ulm – Friedrichshafen – Lindau wieder ins Lot kommt. Andernfalls steht die Glaubwürdigkeit des Bundesverkehrsministers auf dem Spiel.“

 

(Erschienen: 15.12.2011 19:30)