Aktion: Gemeinsam gegen den Lärm

13 Gemeinden schließen sich zusammen

Von Gunnar M. Flotow

Friedrichshafen Eine bessere Kulisse als den großen Speisesaal des Hotel Maier in Fischbach hätte sich die interkommunale Arbeitsgruppe Lärmaktionsplan Bodensee-Oberschwaben fast nicht aussuchen können. Während drinnen die Vertreter von Kommunen, Regionalverband und Verkehrsministerium erklärten, wie sie wann und wo Straßenlärm reduzieren wollen, brummte draußen ein Lastwagen nach dem anderen vorbei – quasi wie bestellt, um die Dringlichkeit des Anliegens geräuschvoll zu untermauern.

Die Lastwagen waren aber nicht bestellt. In Fischbach, an der Albrechtstraße oder auch in Hagnau gehört die Dauerdröhnung zum Alltag. „Verkehrslärm ist eines unserer zentralen Umweltthemen“, betonte Friedrichshafens Bürgermeister Peter Hauswald. Um Anwohner vor gesundheitsbelastenden Auswirkungen zu schützen, haben sich 13 Städte und Gemeinden aus der Region zusammengeschlossen und einen gemeinsamen Lärmaktionsplan entwickelt. „Unser vorrangiges Ziel bleibt es, die Siedlungskerne vom Durchgangsverkehr zu entlasten“, sagte Hauswald. „Da dies aber nur durch einen Ausbau der B 30 und B 31 möglich ist und dieser weiter auf sich warten lässt, haben wir uns entschlossen, jetzt zu handeln.“

Das Motto der gemeinsamen Aktion lautet: „Wir fahren leise ab!“ Je nach örtlichem Bedarf sollen unterschiedliche „Lärmminderungsmaßnahmen“, wie es schön auf beamtisch heißt, gestartet werden – Tempolimits, Schutzwände oder auch Flüsterasphalte sind denkbar. In Fischbach und an der B31 in Friedrichshafen gilt seit gestern zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ein Tempo 30. Dies bewirke eine Senkung des Lärmpegels um bis zu drei Dezibel. „Für die Anwohner wirkt dies so, wie wenn nachts auf einen Schlag nur noch halb so viel Autos fahren würden“, erklärte Hans-Jörg Schraitle, der Leiter des Häfler Amtes für Bürgerservice. Er ist übrigens überzeugt, dass sich ein Ausweichen auf andere Strecken nicht lohne, da man dadurch nicht schneller ans Ziel komme.

Noch strenger greift man in Hagnau durch, um den Lärm einzudämmen – dort wird ab sofort ganztägig der Verkehr auf der gesamten Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 heruntergebremst. Außerdem wurde in Richtung Meersburg ein Tempokorridor mit 70 Stundenkilometern eingerichtet, östlich von Hagnau gilt ab Höhe der Campingplätze zwischen Mai und September ebenfalls 70 Stundenkilometer. „Wir möchten zwar lärmoptimierte Asphalte einbauen lassen, doch nur mit technischen Mitteln bekommen wir den Lärm in Hagnau nicht in den Griff“, ließ Bürgermeister Simon Blümcke wissen. Die Konsequenz: Das Tempolimit dürfte wohl langfristig erhalten bleiben.

Humorvolle Kampagne

Begleitet werden die Lärmaktionspläne der 13 Kommunen von einer großen Informationskampagne, mit der Anwohner und Verkehrsteilnehmer – vor allem Fuhrunternehmen – erreicht werden sollen. Koordiniert wird sie von Dr. Tillmann Stottele, Leiter des Umweltamtes Friedrichshafen. Wie seine Mitstreiter freut er sich darüber, „dass alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben“. Stottele setzt auf Plakate, Info-Material und eine Online-Präsenz, die „nicht bierernst“ daherkommt und die Betroffenen empfiehlt, „Veränderungen gelassen zu nehmen“.

Werner Franke, Chef des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, freute sich zwar auch über die fruchtbare interkommunale Zusammenarbeit, stellte aber gleichzeitig eines klar: „Alles, was wir jetzt tun, ist die pure Not, die Verwaltung von Mängeln – und keine grundlegende Lösung unserer Verkehrsprobleme.“

(Erschienen: 15.09.2011 22:00)