Achtung: Ab Donnerstag gilt Tempo 30 auf der B 31

Lärmaktionsplan wird zunächst auf der Straße umgesetzt – Friedrichshafen ist nicht allein

 

Hier gilt Tempo 30. Mittels Blitzer wird die Geschwindigkeit auch kontrolliert. (Foto: ras)

Von Anton Fuchsloch

Friedrichshafen Die Schilder stehen, die Kontaktschleifen liegen, die Blitzer sind scharf. Alles klar für Tempo 30 auf der B 31. Am Donnerstag, 15. September, wird es ernst. Von abends 22 Uhr bis morgens 6 Uhr gilt auf Abschnitten der B 31 vom Maybachplatz bis Ortsende Fischbach (siehe Karte) die Geschwindigkeitsbeschränkung. Sie ist der erste Schritt des Lärmaktionsplans, den die Stadt aufgrund der EU-Umgebungslärmrichtlinie aufstellt.

„Die Stadt Friedrichshafen und ihre Stadtteile sind in erheblichem Umfang von Umgebungslärm betroffen, da das Gemeindegebiet von zwei Bundesstraßen B 31 und B 30 sowie mehreren Landes- und Kreisstraßen durchschnitten wird und einzelne städtische Straßenabschnitte wie die Abschnitte der sogenannten inneren Umgehung von sehr hohen Verkehrsbelastungen betroffen sind“, heißt es – sprachlich etwas verunglückt – in dem mehr als 172 Seiten starken Papier zur Begründung der ganzen Aktion. Die Reduzierung der Geschwindigkeit soll eine deutliche Verminderung des Verkehrslärms bringen. Berechnungen gehen davon aus, dass der nächtliche Grenzwert von 60 dB(A) auf den jeweiligen Streckenabschnitten nicht mehr überschritten wird. Tags liegt der Grenzwert bei 70 dB(A).

Zur Überwachung des Tempolimits hat die Stadt drei neue Blitzer aufgestellt: beim Elektrogeschäft Bäzner, bei der Abzweigung nach Steinäcker und beim Gasthaus Graf Zeppelin, außerdem bleibt der Blitzer an der westlichen Ortseinfahrt von Fischbach stehen. Die Starenkästen sind teilweise schwenkbar, sodass das Tempo der Fahrzeuge in beide Richtungen gemessen werden kann. Acht neue 30er-Schilder weisen die Fahrer darauf hin, wo sie abbremsen müssen. Wie Andreas Gärtner, die Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage sagte, werde es eine gewisse Eingewöhnungsphase geben, in der die Blitzer noch nicht scharf sind. Damit aber kein Verkehrsteilnehmer die Schilder übersieht, werden auffällige LED-Leuchten aufgestellt. Im Gemeinderat war die Verordnung höchst umstritten. Als Mitte Mai die Entscheidung fiel, votierten 22 Räte dafür, 15 waren dagegen. Letztere befürchten, dass Auto- wie Lastwagenfahrer die „30er-Zonen“ auf der Bundesstraße meiden und sich Alternativrouten suchen. Da jedes Navi heute die Tempolimits intus hat und die Fahrer in der Regel die schnellste Route bevorzugen, könnten die Geräte andere Strecken anzeigen. Insbesondere nachts, wenn die Straßen frei sind, dürften gerade auch Lkw-Fahrer Strecken bevorzugen, die nicht so scharf überwacht sind.

EU-Richtlinie zwingt zum Handeln

Obwohl dem Beschluss umfangreiche Messungen und Berechnungen vorausgingen, bezweifeln Kritiker, dass der Verkehrslärm abnimmt. Allein die Beschleunigungs- und Bremsvorgänge dürften die Lärmminderung durch Tempo 30 kompensieren, heißt es. Außerdem werden sich viele – trotz der scharfen Überwachung – nicht daran halten. Gegner und Befürworter sind sich nur in einem einig: Die beste Aktion, den überhandnehmenden Verkehrslärm in Friedrichshafen zu reduzieren, wäre der Neubau der B 31-Umgehung. Da diese Lösung des Problems auf sich warten lässt und man den Anwohnern die Belastung nicht mehr länger zumuten kann, bleibt nach Ansicht von OB Andreas Brand nichts anderes übrig. Laut EU-Richtlinie müsse die Stadt reagieren.

Freiburg hat schon vor mehr als einem Jahr ein nächtliches Tempo 30 auf der innerstädtischen B 31 verordnet. Ravensburg will es auf der B 32 Richtung Wangen einführen, Hagnau, Überlingen und Oberteuringen (B 33) sind auch dabei. In Oberschwaben koordiniert der Regionalverband die Aufstellung von Lärmaktionsplänen. Dennoch gibt es in vielen Gemeinden und Ortschaften die Befürchtung, dass sich durch Tempolimits die Verkehrsströme neu orientieren und bisher eher unbelastete Bereiche die Verlierer sind. In der Lärmaktionsplanung sind bisher nur Straßen berücksichtigt. Bahn-, Flug-, Gewerbe- und Industrielärm wurden noch ausgespart.

(Erschienen: 14.09.2011 07:30)