Bilanz: „Keine ungetrübte Freude“ bei ZU-Studenten

Das Kampagnenbüro B 30/31 beendet seine Arbeit – Erfolg bleibt hinter den Erwartungen zurück

 

Von Gunnar M. Flotow

Friedrichshafen Besonders viel Mühe geben sich die Studenten nicht, ihre Enttäuschung über den Verlauf des Kampagnenbüros B 30/31 zu verbergen. Schon die Einladung zum Pressegespräch, in dem Bilanz gezogen werden soll, ist sehr aufschlussreich: „Es geht eine arbeitsintensive Zeit vorüber, die auch uns einiges an Nerven gekostet hat. Um die Eindrücke unserer Arbeit zu schildern, mit den Irrungen und Wirrungen der Kommunalpolitik…“, heißt es in dem Schreiben. Beim Gesprächstermin selber formuliert es Eric Aufricht, Sprecher des Kampagnenbüros, etwas diplomatischer. „Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden“, die Zusammenarbeit mit Stadt und Bündnis Pro B 31 sei „positiv“ gewesen, dennoch herrsche „keine ungetrübte Freude“ bei ihm und seiner Gruppe. Der Hauptgrund hierfür: Letztlich konnten die Studenten nicht mehr Aktivitäten starten als jene, die, so Aufricht, zum Grundinventar einer politischen Kampagne gehören, wie zum Beispiel Infostand oder Unterschriftensammlung. „Wir wollten eine andere, eine direktere Strategie, doch die konnten wir nicht durchsetzen“, sagt Aufricht. Er und seine Mitstreiter hätten es lieber gesehen, wenn mehr öffentlicher Druck auf die Entscheidungsträger aufgebaut worden wäre. Das sei aber nicht gewünscht gewesen. Unterschiedliche Auffassungen habe es auch über die Bewertung des Besuchs von Staatssekretär Andreas Scheuer geben. „Das Ergebnis dieses Treffens haben wir mehr als Ohrfeige wahrgenommen“, verrät Philipp Darkow, der ein „klares Bekenntnis“ vermisste. „Wir sehen das skeptisch, ob das mit dem Modell Friedrichshafen funktioniert“, ergänzt Aufricht. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten, betonen die Studenten unisono, sei das Verhältnis zu Stadt und Bündnis Pro B 31 aber gut und man habe viel Positives mitgenommen.

Ihren Job als Ideengeber haben die ZU-Studenten mit dem 27. März abgegeben. Die Entwicklung von B 30 und B 31 werden sie aber in weiteren Lehrveranstaltungen im Auge behalten, außerdem sollen ihre Erkenntnisse aus der Kampagne im Herbst in eine wissenschaftliche Arbeit einfließen.

Der Häfler OB Andreas Brand ließ gestern auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung ausrichten, dass er und die Verwaltung die Arbeit der Studenten sehr wertschätzen. Eine Resumee wolle man aber erst nach einem gemeinsamen Gespräch aller Beteiligten ziehen.

Weniger zurückhaltend ist Rolf Schilpp, Sprecher des Bündnisses Pro B 31. Er gibt zu, dass „wie bei allen Generationen wir Ältere andere Methoden bevorzugen als die Jungen. Wir setzen mehr auf nachhaltige Diplomatie, während die Jugend doch forscher rangeht“. Schilpp betont, dass er den Studenten dankbar sei, dass sie erkannt haben, wie desolat die Straßenverhältnisse am See seien und dass sie Zeit für die Kampagne geopfert haben. Ein richtig gutes Zeugnis will er ihnen für ihre Arbeit aber nicht ausstellen „Sie haben zumindest nichts Negatives bewirkt“, sagt Schilpp.

(Erschienen: 31.03.2011 09:00)