Südkurier vom 22.01.02

 

Gemeinderat gibt grünes Licht für breiteren Tunnel

Stadt lässt sich Schutz der Bürger vor Straßenlärm Millionen kosten

von Herbert Guth

Friedrichshafen - Der Gemeinderat machte gestern Abend den Weg frei zum Bau eines 600 Meter langen Tunnels, der im Bereich Waggershausen vierspurig einen Teil des zweiten Bauabschnitts der Umgehungsstraße in Richtung Immenstaad bilden wird. Für die verbesserte Lösung bringt die Stadt rund 5,4 Millionen Euro auf. Allseits Lob erhielt Baubürgermeister Dieter Hornung für seine zähe Verhandlungsarbeit.

Was gestern einmütig bei nur zwei Enthaltungen der Grünen-Rätinnen beschlossen wurde, muss bei optimistischer Vorhersage die Stadt erst ab 2005 finanzieren. Auf diesen Zeitpunkt wird auch die mittelfristige Finanzplanung ausgelegt. Dann nämlich, so die Rechnung von Bürgermeister Hornung auf entsprechende Nachfrage, könnte an einen Weiterbau der Umgehungsstraße gedacht werden. Voraussetzung ist natürlich, dass nicht langwierige Gerichtsverfahren zu Verzögerungen führen.

Vor zwei Jahren war im Gemeinderat beschlossen worden, die Trasse der Umgehungsstraße im Bereich Jettenhausen / Waggershausen in einem Tunnel zu führen. Dadurch wird die Zerschneidung der Landschaft und die Lärmbelästigung der Anwohner optimal vermindert.

Aktuell kam später die Forderung der Straßenbauverwaltung auf den Tisch, angesichts der zu erwartenden Verkehrsbelastung die Umgehungsstraße im zweiten Bauabschnitt vierspurig zu führen. Dementsprechend muss auch der Tunnel vier Spuren aufweisen. Nicht zuletzt billigten die Räte die Lösung, den Tunnel 600 Meter lang zu bauen. Die Mehrkosten (der Bund will nur 480 Meter in offener Bauweise mittragen) gehen zu Lasten der Stadt. Dies heißt, dass die Überdeckelung Sache der Stadt ist.

„Am Ende kommt es zu einer Belastung von 5,4 Millionen Euro“, erklärte Bürgermeister Hornung. Dabei  entfallen auf die anteiligen Baukosten für den 600 Meter langen Tunnel 5,096 Millionen Euro. Ablösekosten für die Beleuchtung und den späteren Unterhalt belaufen sich auf über 250 000 Euro.

Laut Vorlage wird das Regierungspräsidium Tübingen die notwendigen Planungsarbeiten zeitlich parallel vornehmen. Die Planfeststellungsunterlagen werden für den Abschnitt ab Immenstaad ab sofort erstellt. Außerdem wird gleichzeitig die Planung für den zweibahnigen Ausbau zwischen Schnetzenhausen-Ost und Colsman-Knoten aufgenommen.

Energisch reagierte Dieter Hornung auf die Bemerkung von Stadtrat Rolf Schilpp, ein Abgeordneter habe ihm diese Tage gesagt, die Stadt Friedrichshafen müsse jetzt ihre Hausaufgaben machen. Hornung dazu: „Wenn alle Beteiligten ihre Hausaufgaben so schnell wie wir erledigen würden, dann wäre die Umgehungsstraße schon längst gebaut!“ Immerhin sei im Dezember auf den Rathaustisch geflattert, was es zu erledigen galt. Und trotz Weihnachtsferien habe der Rat noch im Januar entscheiden können.

In den Fraktionserklärungen hagelte es Dank-Adressen für die zielstrebige Arbeit Hornungs. Alle waren sich einig, dass hier mit der Überdeckelung der Straße und der Verlängerung des Tunnels eine sinnvolle Lösung gefunden wurde, die den Bürgern zugute kommen wird.

Einzig die Grünen-Rätin Monika Bäuerle konnte sich mit der „Stadt-Autobahn“ nicht anfreunden. Zwei Enthaltungen von Seiten der Grünen waren die Konsequenz.