Südkurier vom 07.11.01

 

Wicker beschließt Planungsfall 7.5

Raumordnungsverfahren abgeschlossen - „Wichtiger Schritt für Lösung der Verkehrsprobleme“

 

Tübingen/Friedrichshafen

Das Regierungspräsidium Tübingen hat das Raumordnungsverfahren für die B 31 neu zwischen Überlingen und Friedrichshafen im Bodenseekreis abgeschlossen. Über das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens informierte Regierungspräsident Hubert Wicker gestern die Oberbürgermeister und Bürgermeister der betroffenen Gemeinden sowie das Landratsamt Bodenseekreis. „Die Variante 7.5 mit ihren vorgesehenen Ergänzungen im nachgeordneten Netz hat sich als die raumordnerisch günstigste Lösung erwiesen“, erklärte er.

 

Wicker zeigte sich davon überzeugt, dass mit dem Abschluss des Raumordnungsverfahrens ein wichtiger Schritt für die Realisierung des Vorhabens und eine Lösung der Verkehrsprobleme im nördlichen Bodenseeraum gemacht wurde. Die neue Streckenführung werde zu einer deutlichen Entlastung der Gemeinden entlang der bestehenden B 31 östlich von Meersburg und auch der Ortschaften entlang der L205/L207 führen.

 

Neben den drei seenahen Varianten 7.5, 9.3 und der Ausbauvariante 0.1 wurde auch die seeferne Variante 2a auf ihre Raumverträglichkeit überprüft. Alle Varianten sehen einen vierspurigen Aus- und abschnittsweisen Neubau der B 31 vor. Für die Gesamtwirksamkeit sind zusätzlich bei allen Varianten ergänzende Maßnahmen im nachgeordneten Netz, zum Beispiel die Umfahrungen von Bermatingen und Markdorf, notwendig. Deren raumordnerische, verkehrliche und umweltbezogene Auswirkungen wurden im Rahmen des Raumordnungsverfahrens ebenfalls berücksichtigt.

 

Wie die raumordnerische Beurteilung zeigt, erwies sich die seeferne Variante 2a als unverträgliche Lösung, da bei dieser Trassenvariante die hochwertigen Waldgebiete nördlich von Uhldingen-Mühlhofen einschließlich der ökologisch und kulturhistorisch bedeutsamen Salemer  Weiherlandschaft erheblich beeinträchtigt werden. Außerdem ergeben sich im Niederungszug von Salem bis Friedrichshafen weitere Konflikte mit den Schutzgütern Wasser und Klima sowie den Siedlungsbereichen in der Brunisachniederung, so das Regierungspräsidium.

 

Nach Auffassung der Behörde ist die Variante 7.5 am besten geeignet, einen Interessenausgleich zwischen allen raumordnerisch relevanten Belangen zu schaffen. Wie bei allen seenahen Varianten liegen die Probleme vor allem in der Trassierung in der Nähe von Siedlungen und in landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Gebieten sowie in der Beeinträchtigung von Waldflächen, die am nördlichen Bodensee unterdurchschnittlich vorhanden sind.

 

In den Gemeinden wurde der Beschluss ganz unterschiedlich beurteilt. In Immenstaad hätte man den Entscheid für die seefernere Variante 2a lieber gesehen. Trotzdem wolle man jetzt das Beste daraus machen, sagte Bürgermeister Jürgen Beisswenger, der baldmöglichst mit seinem Gemeinderat und mit den Verwaltungen von Friedrichshafen und Markdorf Detailfragen klären will.

Sein Markdorfer Kollege Bernd Gerber machte ebenfalls klar, dass Variante 7.5 nicht die Wunschlösung ist - Markdorf hätte sich Plan 9.3 gewünscht und wird auch jetzt für eine Trasse „so weit weg wie möglich von Markdorf“ eintreten. Die geplante Südumfahrung der Stadt ist von der jetzigen Entscheidung nicht betroffen.

 

Weiter westlich war die Stimmungslage gestern äußerst positiv. „Die jetzt beschlossene Variante 7.5 entspricht meinen Vorstellungen. Dafür habe ich mich bisher eingesetzt“, sagte Bürgermeister Roland Wersch, Hagnau. Er sieht in dieser Variante den für die Raumschaft am günstigsten zu vermittelnden Kompromiss, „wenn auch das eine oder andere Problem bei der weiteren Planung sicherlich noch auftauchen wird.“ Die Belange der vom B-31-Durchgangsverkehr arg gebeutelten Winzergemeinde Hagnau sind nach Werschs Darstellung damit voll berücksichtigt worden.

 

Die Stadt Überlingen ist zwar nicht direkt vom Ausbau oder Neubau einer Straße im Zusammenhang des Planungsfalles 7 betroffen, doch im Blick auf die Raumschaft ist die Entscheidung für die Variante 7.5 für Oberbürgermeister Volkmar Weber nachvollziehbar. Vor allem für die Realisierung sieht er die geringsten Probleme. Die Straße könne ja nach Dringlichkeit und Finanzierbarkeit damit auch abschnittsweise gebaut werden. Hier hat sich Regierungspräsident Wicker allerdings wenig zuversichtlich geäußert - bei der aktuellen Finanzlage sei der Zeitpunkt der Realisierung nicht absehbar.

 

Ein weiteres inhaltliches Problem bei der beschlossenen Variante wird das Naturschutzgebiet Lipbachsenke werden, das jedoch durch die Trasse selbst nicht berührt werde, wie das Regierungspräsidium in seiner Pressemitteilung klarstellt. Die Funktionsfähigkeit des Gebiets und sein funktionaler Zusammenhang mit dem Naturschutzgebiet Lipbachmündung, die über das Gewässer und den Gewässerrandstreifen erfolgt, können durch entsprechende Ausweitung der Brückenbauwerke erhalten werden.

Außerdem soll geprüft werden, ob im Zusammenhang mit der Entwicklung des Personennahverkehrs in der Region teilweise ein dreispuriger Ausbau der neuen Straße genügen könnte.