Ost-West-Transitverkehr oder Ortsentlastung ?

 

Bermatinger Bürgerinitiative lädt zum Informationsabend

 

Die Bürgerinitiative für ein umweltfreundliches Verkehrskonzept lud zum Informationsabend nach Ahausen und rund 80 Interessierte kamen. Heiß diskutiertes Thema: die Ortsumfahrung Bermatingen.

 

 

 

 

Bermatingen-Ahausen (sam) Die Gemüter erhitzen sich, die Meinungen prallen aufeinander. Alte Belastungen könnten durch eine Ortsumfahrung Bermatingen-Ahausen-Markdorf möglicherweise reduziert werden, neue Belastungen wird es geben. Und Genaueres ist nicht bekannt und über mehr zu reden ist von offizieller Seite bislang nicht gewünscht, da die Planungen derzeit nicht abgeschlossen seien und ein endgültiges Urteil nicht gefällt ist. Dies soll dann dem Bürger im Rahmen eines Bürgerentscheides überlassen bleiben. Aktuell hat das Straßenbauamt Überlingen mitgeteilt, dass die Ergebnisse der Planungen statt wie bislang in Aussicht gestellt im September 2002 erst Anfang 2003 vorgelegt werden könnten.

"Wegen mir muss kein Mensch eine Umfahrung bauen. Denn die Entlastung bringt nichts, die zusätzlichen Belastung werden aber weh tun", erklärte eine direkt betroffenen Anliegerin der stark frequentierten Bermatinger Durchgangsstraße. Hans-Peter Längle kündigte in einem emotionalen Wortbeitrag an, jeden persönlich verantwortlich machen zu wollen, der jetzt für die Umfahrung stimme: "Dann ist unsere Zukunft und der einzige dauerhafte Siedlungsraum für die beiden Ortsteile Bermatingen und Ahausen kaputt. Der Begriff Ortsumfahrung ist Schönfärberei. Es ist in Wirklichkeit eine Ortszerschneidung," argumentierte er.

Während aus Lärmgründen die alte Autobahn 98, wie auch die Hinterlandstrasse des Planfalls 7.5, die 2a-Variante zwischen Bermatingen und Ahausen verworfen wurde, sei nicht nachvollziehbar, dass bei gleichem Verkehrsaufkommen von einer Ortsumfahrung weniger Beeinträchtigungen ausgingen. Zudem müsse Tag und Nacht mit Brems- und Beschleunigungsvorgängen durch die vorgesehenen Kreisverkehre und den erhöhten internationalen Schwerlastverkehr gerechnet werden. Mindestens 40 Jahre lang bis zur, von der Bürgerinitiative bezweifelten B31-Lösung werde diese Straße den gesamten Ost-Westverkehr aufnehmen müssen, warnte ein Kluftener Bürger. Lediglich Karl Volz meldete sich als Befürworter der Umfahrungsstraße zu Wort. So sei es unverantwortlich, sich den laufenden Planungen zu entziehen, da dann jede Chance zur Verbesserung verpasst werde. Das letzte Wort habe nach wie vor der Bürger, erklärte er. Auch der Finanzierung der momentan der Gemeinde drohenden 1,5 Millionen Euro sehe er gelassen entgegen "Da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen und es wird eine Lösung geben". Längle beklagte, dass eine belastungsfreie Tunnelvariante im nördlichen Gemeindebereich nicht einmal geprüft worden sei.

"Wir schauen mit Sorge auf die Entwicklung in Bermatingen", erklärte auch der Salemer Gemeinderat Michael Kersten. Eine Ortsumfahrung setze einen Automatismus in Gang, der Salem zwinge den Verkehr ebenfalls um die Gemeinden herumzuführen. Die Kette von Ortsumfahrungen ergäben dann im Resultat ein Gesamtbild, das einen Lückenschluss geradezu herausfordere und die eigentlich verworfene "Hinterlandstrasse" Wirklichkeit werden lasse: "Das wird dann eine logische Linie", kommentierte Wolfgang Jürgensmeyer. Zur Einführung stellte er die Entwicklung der Planungen hinsichtlich Verkehrslenkung am nördlichen Bodenseeufer vor. 1983 bekannte sich die Landesregierung zur Autobahn, die als "kleine Lösung" nachträglich leistungsfähig gemacht werden sollte. 1992 legten Regionalverbände den "wünschenswerten Hinterlandskorridor" für eine Verkehrslösung vor, was von den Regierungspräsidien freudig aufgegriffen worden sei.

Mit den Ortsumfahrungen wären bereits 75 Prozent der Hinterlandstrasse verwirklicht, erklärte er. Die Referenten stellten vor, dass ihrer Auffassung zufolge eine Ortsumfahrung kaum spürbare Entlastung jedoch schwerwiegende Belastung nach sich ziehe.

Man wolle von Seite der Bürgerinitiative Veranstaltungen dieser Art ansetzen, um den Bürger in die Lage zu versetzen, sich ein eigenes Bild zu verschaffen, bevor "diese Fehlplanung Ruck Zuck in undemokratischer Weise ohne sachkundige Bürgerschaft und mit einem übertölpelten Gemeinderat abgehandelt wird", so eine Informationsschrift.