Zauneidechsen: Knotenpunkt für Markdorfer Südumfahrung muss
umgeplant werden
Drei
Monate nach dem Stoppsignal des Kreistags zum Bau der Südumfahrung Markdorf
steht fest: Mit einer Umsiedlung der geschützten Zauneidechsen ist es nicht
getan. Der westliche Knoten an der B33 muss verlegt werden.
Jetzt ist es amtlich: Der
bislang geplante Knotenpunkt der Südumfahrung zur Einmündung in die B33
zwischen Markdorf und Ittendorf ist gestorben. Das westliche Ende der Trasse
muss nochmals komplett neu geplant werden. Schuld daran ist die streng
geschützte Zauneidechsenpopulation, die dort im Bereich des abgerissenen
Haslacher Hofes im vergangenen Jahr gefunden wurde. Aus diesem Grunde war das Gesamtvorhaben
Ende Februar vom Kreistag auch nochmals auf Eis gelegt worden.
Bisheriger Sachstand war,
dass man seitens des Landratsamtes nochmals eingehend prüfen wollte, ob
tatsächlich eine komplette Neuplanung des Knotens nötig wäre oder ob auch eine
Umsiedlung der Zauneidechsen in ein neues Habitat möglich wäre – und damit die
Beibehaltung der bisherigen Knotenpläne. Drei Monate später steht jetzt die
Antwort fest: Es muss neu geplant werden, heißt es auf Anfrage aus dem
Landratsamt. Dieses Vorgehen hatte vor dem Beschluss des Kreistagsausschusses
am 28. Februar bereits das Regierungspräsidium (RP) Tübingen empfohlen. Man
müsse sehen, dass man in jeder Hinsicht, auch rechtlich, auf der sicheren Seite
sei, hatte es damals geheißen. An dieser Empfehlung hat man sich im Landratsamt
nun offenbar orientiert.
„Um
die Maßnahme rechtssicher umzusetzen, sehen wir keine Alternative zur Verlegung
des Knotenpunktes“, teilt Landratsamt-Sprecher Robert Schwarz auf Anfrage mit.
Zwischenzeitlich sei man bereits an der Planung des neuen Knotenpunktes,
parallel stimme das Landratsamt sich mit anderen Behörden und gegebenenfalls
auch mit weiteren Betroffenen ab. Anschließend muss diese neue Planung wieder
dem RP vorgelegt werden, dass dann nach rechtlicher Prüfung den
Planfeststellungsbeschluss fällt und damit grünes Licht erteilt. Im Februar war
man bei diesem Szenario von einer insgesamt rund einjährigen Zeitverzögerung
wegen der Neuplanung ausgegangen. Daran hat sich bislang nichts geändert.
Ende 2022 hatte das
Landratsamt extra für die zuvor neu festgestellte größere Eidechsenpopulation
am Haslacher Hof ein Ersatzhabitat eingerichtet: Eine größere umzäunte und mit
Planen versehene Fläche ungefähr 50 Meter von der B33 entfernt. Dieses
Ersatzhabitat soll bis auf weiteres dort eingezäunt verbleiben, für in
angrenzenden Flächen nachgewiesene Tiere. Die Eidechsen im Bereich des bislang
geplanten Anschlussknotens sollen hingegen dort belassen und nicht umgesiedelt
werden, nachdem der Knoten nun an anderer Stelle eingerichtet wird.
Bei
der konkreten Zahl der tatsächlich gefundenen Eidechsen gibt man sich in der
Behörde eher vage. So ganz genau weiß man es auch nicht, die Zahlen sind
Hochrechnungen. Tatsächlich gefunden wurden bei vier Begehungen bis zu 18 der
Reptilien, davon laut Schwarz zwölf Alttiere und sechs Schlüpflinge. Auf Basis
der vorhandenen Daten und der Habitatstrukturen gehen
die Experten von einem Gesamtbestand von rund 100 bis zu 200 Tieren aus. Bis
zum Herbst, so heißt es aus dem Landratsamt, sollen alle derzeit noch laufenden
Untersuchungen abgeschlossen sein, so dass dann Zeitdauer und Art des weiteren
Vorgehens klarer beurteilt werden könnten.
Fasnetsscherz: Sind die Eidechsen aus dem Darknet?
Doch
woher kommen all diese Eidechsen so plötzlich? Bei früheren Begehungen war man
bis zum vergangenen Jahr noch von einem Bestand von lediglich rund 20 der
geschützten Tiere ausgegangen. Erst dann wurde die deutlich größere Population
entdeckt. In der vergangenen Fasnet hatte Christian Amann in seinem
Büttenbeitrag beim
Markdorfer ‚Dreckkübelgschwätz‘ die launige These
aufgestellt, Straßenbaugegner hätten sich die Eidechsen im Darknet beschafft und dort
ausgesetzt. Damit hatte er die Lacher an diesem Abend auf seiner Seite.
Doch ist dieser Fasnetsscherz tatsächlich so abwegig? Im Landratsamt sieht
man das eher nüchtern. Wie und wieso plötzlich so viele der geschützten Tiere
gerade im Bereich des geplanten Knotenpunktes aufgetaucht sind, sei nicht von
Belang, heißt es. Die Tiere seien nun mal da und man müsse damit umgehen. Fakt
sei, dass man dort, wo sie nun aufgetaucht sind, bei den früheren
Untersuchungen bis 2006 noch keine Eidechsen gefunden habe. Dem Gutachter
zufolge sei die Besiedlung vermutlich erst nach dem Abriss des Haslacher Hofes
erfolgt. Dadurch nämlich seien auf einer größeren Fläche neue Lebensräume
entstanden. Die Frage nach dem Woher stelle sich im Landratsamt jedoch nicht,
so Schwarz: „Da die streng geschützten Tiere nachgewiesen sind, werden wir
entsprechend gesetzeskonform handeln.“