Anwohner der neuen B 31 kritisieren: „Straßenverkehr ist zu einer Dauergeräuschkulisse geworden“

 

Seit August vergangenen Jahres rollt der Verkehr auf der B 31-neu. Anwohner aus Sparbruck, Waggershausen und Jettenhausen fordern Nachbesserungen beim Lärmschutz.

VON FABIANE WIELAND

 

Anwohner in Sparbruck fühlen sich vom Verkehr immer stärker belastet. Die Landesstraße 328b führt mitten durch den Ort, die B 31-neu inklusive Anschlussstelle FN-West befindet sich in unmittelbarer Sicht- und vor allem Hörweite. „Der Straßenverkehr ist zu einer Dauergeräuschkulisse geworden“, kritisieren die Bewohner. Der zusätzliche Verkehrslärm durch die neue Bundesstraße trifft auch die Anwohner in Waggershausen und Jettenhausen, daher hatte man sich schon vor der Teileröffnung der B 31-neu zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen.

 

Schon jetzt könne man die Fenster wegen des Lärms eigentlich kaum mehr öffnen. Gar bei offenem Fenster zu schlafen? Unmöglich! Die Lärm- und Emissionsbelastung habe sich von der alten auf die neue Bundesstraße und die angrenzenden Zubringerstraßen verlagert, ihren Höhepunkt aber wohl noch gar nicht erreicht, glauben die Mitglieder der Initiative. Pandemiebedingt würden viele Menschen nach wie vor im Homeoffice arbeiten, große Veranstaltungen und Messen finden seit vielen Monaten nicht mehr statt. Wenn sich das erst wieder ändert, rechnen die Anwohner mit noch mehr Lärm, Schmutz und Abgasen.

Die Mitglieder der Initiative fordern daher, dass die Betroffenen besser vor Verkehrslärm geschützt werden müssen. Nachdem man die Geschwindigkeit an der B 31-alt in Friedrichshafen und Fischbach reduziert und die Strecken damit zusätzlich beruhigt habe, müssten auch bei ihnen dringend Maßnahmen ergriffen werden. Eine kostengünstige und effektive Maßnahme ist in ihren Augen eine Reduzierung des Tempos auf der B 31-neu im Bereich des Waggershauser Tunnels.

Autofahrer in Richtung Immenstaad können aktuell unmittelbar nach dem Tunnel auf 120 Stundenkilometer beschleunigen. Die Anwohner fordern, dass die Höchstgeschwindigkeit in diesem Bereich auf 80 Stundenkilometer reduziert und durch stationäre Geschwindigkeitskontrollen überwacht wird. Nachts fordern sie Tempo 60. Zudem soll die Höchstgeschwindigkeit an der Abfahrt von und zur B 31-neu – vom Kreisverkehr bei Sparbruck bis zur Auffahrt FN-West – auf 50 Stundenkilometer gedrosselt werden.

Wie steht es um den Lärmschutz an der Strecke?

Die Anwohner kritisieren, dass auf der B 31-neu kein Flüsterasphalt eingebaut wurde. Aus Sicht der Bewohner müssten zudem die Lärmschutzwände am Tunnel verlängert werden, auch der Lärmschutzwall sei an diversen Stellen zu niedrig. Die Initiative fordert hier Nachbesserungen. Das Regierungspräsidium Tübingen verweist hierbei an die Planungsgesellschaft Deges. Von dort heißt es, dass „die Fahrbahndecke, die Ausgestaltung der Lärmschutzwände im Bereich der Tunnelportale sowie der Lärmschutzwälle gemäß den Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses durch die Deges umgesetzt wurden“. In den damals genehmigten Planungen des Regierungspräsidiums Tübingen seien Schallberechnungen enthalten, „die aufzeigen, dass der Betrieb der nun plangemäß gebauten B 31-neu nicht zu einer Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für Lärm führt“. Weitere Maßnahmen zum Lärmschutz, wie etwa sogenannter Flüsterasphalt oder zusätzliche beziehungsweise höhere Lärmschutzwände, seien für die Einhaltung der Grenzwerte nicht erforderlich. Insgesamt seien Lärmschutzwände mit einer Länge von 860 Metern errichtet worden. Der Lärmschutzwall im betroffenen Bereich entspricht laut Deges mit 3,50 Metern Höhe den Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses.

Besonders viel Verkehr zu Stoßzeiten

Verbesserungen seien aber auch auf der Landesstraße 328b (Hochstraße) erforderlich, die durch den Ort führt. Gerade zu Stoßzeiten sei die Verkehrsbelastung hier extrem. Auch der Baustellenverkehr zur Erschließung des Fallenbrunnens und des neuen Baugebiets in Jettenhausen führe zu einer massiven Mehrbelastung inklusive Lärm, Schmutz und Abgasen.

„Wir stellen fest, dass die L 328b als Umleitungsstrecke ausgewiesen und auch genutzt wird“, so die Initiative. In der Vergangenheit habe man den Betroffenen mehrfach versichert, dass auch nach Eröffnung der neuen Bundesstraße die Kapazität der B 31-alt für den Umleitungsverkehr erhalten bleiben müsse. Daher sei man jetzt mehr als irritiert über die Umgestaltungsmaßnahmen auf der B 31-alt – und das so kurz nach Inbetriebnahme der neuen Strecke.

Während die Geschwindigkeit dort dauerhaft auf 30 Stundenkilometer gedrosselt worden sei, gebe es an der L 328b weder ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern, noch andere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Hier erwarte man dieselbe Unterstützung für die Anwohner in Sparbruck, an der Sonnenberg- und der Ilse-Esser-Straße, wie sie den Betroffenen an der B 31-alt entgegengebracht worden sei. Die Forderung daher: Tempo 30 auf der L 328b und einen stationären Blitzer. Zudem müsse der Baustellenverkehr künftig dringend auch noch über andere Straßen abgewickelt werden.

Mit den Kritikpunkten hatte sich die Bürgerinitiative eigenen Angaben zufolge schon im Oktober an die Stadt gewandt. Erst seit Kurzem liegt eine Antwort vor. „Darin werden wir allerdings vertröstet, da die Ergebnisse der Verkehrszählungen noch nicht vorliegen“, so die Initiative.

Auf Anfrage erklärt die Stadt, dass der abschließende Bericht zur Verkehrssituation im Zusammenhang mit der Eröffnung der B 31-neu voraussichtlich im April dem Gemeinderat vorgestellt werden soll. „Im Anschluss daran werden wir auch Anfragen und Beschwerden von Bürgern beantworten, die im Zusammenhang mit der Verkehrssituation seit Eröffnung der B 31-neu bei uns eingegangen sind“, sagt Stadtsprecherin Andrea Kreuzer. Darunter seien auch Anliegen von Anwohnern aus Sparbruck und Waggershausen.