FRIEDRICHSHAFEN
18. Februar 2022, 20:00 Uhr
Nach Eröffnung der B 31-neu:
Anwohner an den Zubringerstrecken berichten von mehr Verkehr
Wie
haben sich die Verkehrsströme durch die Freigabe der neuen Bundesstraße
verändert? Zahlen dazu liegen noch nicht vor. Anwohner klagen im Bereich der
neuen Anschlussstellen aber über eine Zunahme des Verkehrs.
Mit der Eröffnung der B 31-neu haben sich Verkehrsströme
verändert. Anwohner an einigen Zubringerstrecken spüren das direkt vor ihrer
Haustür. Facebook
VON
Fabiane Wieland
Auf den 24. August 2021 hatten in der Region viele Menschen
gewartet. 58 Jahre nach den ersten Planungen und sieben Jahre nach dem
Spatenstich konnten Autofahrer ab sofort die B 31-neu nutzen. Mit der Freigabe
der Ortsumfahrung haben sich auch die Verkehrsströme rund um Friedrichshafen
verändert. Entlastung bringt die Straße für zahlreiche Betroffene, die über
viele Jahre hinweg unter der massiven Verkehrsbelastung auf der alten Strecke
gelitten hatten. Andere berichten inzwischen hingegen von deutlich mehr
Fahrzeugen direkt vor ihrer Haustür – vor allem an den Zubringerstrecken zur
neuen Bundesstraße.
Noch
gibt es zur Veränderung der Verkehrsströme keine Zahlen. Zwar wurden nach der
Freigabe der gesamten Strecke vor sechs Monaten bereits Daten erhoben. „Die
Auswertung der Daten braucht noch etwas Zeit und ist noch nicht abgeschlossen.
Sobald wir alle Daten ausgewertet haben, werden wir den Gemeinderat und die
Bürgerinitiativen – und dann auch die Öffentlichkeit – informieren“, sagt
Stadtsprecherin Andrea Kreuzer auf Nachfrage.
Die
Messdaten wurden dabei an den selben Stellen erhoben
wie bei der Zählung nach der Teilfreigabe der B 31-neu. Hier gab es sechs
Zählstellen im Bereich der Anschlussstelle FN-West, vier rund um
Zubringerstrecken in FN-Nordwest und zwei an der Anschlussstelle Nordost.
Zusätzlich werden die Daten auf der alten B 31, also der Ortsdurchfahrt
Fischbach, und der neuen B 31 am Tunnel Waggershausen
mit aufgenommen.
Walter
Zacke von Pro Kluftern spricht von einer spürbaren Zunahme des Verkehrs. Vor
allem Betroffene an der Ortsdurchfahrt in Kluftern und Efrizweiler
würden ihm davon berichten. Für ihn hängt das vor allem mit der Anschlussstelle
Nordwest zusammen, deren Zubringerstraßen durch Kluftern und Spaltenstein
führen. Seit der Freigabe der neuen Strecke gebe es viel Verkehr von und zur
B-31-Auffahrt. „Wir hatten das bereits im Vorfeld befürchtet“, sagt
Pro-Kluftern-Chef Walter Zacke. Weitere Bedenken seien nun, dass sich die
Folgen noch verstärken, wenn die die Südumfahrung Markdorf erst einmal fertig
ist.
Bei
der Eröffnung der B 31-neu hätten sich sicherlich viele einen größeren
Zeitgewinn durch die B 31-neu versprochen. „Manche haben allerdings
festgestellt, dass dieser wohl doch geringer ausfällt. Daher würden sie nun
wieder auf andere Strecken ausweichen“, so seine Vermutung. In Kluftern und Efrizweiler sei man nun gespannt, wie die Ergebnisse der
Verkehrszählung ausfallen werden. „Ob sich diese mit der subjektiven
Wahrnehmung decken“, sagt Zacke. Vor Ort hoffe man auf eine Verkehrsberuhigung
durch Bremsinseln und Tempo 30.
Ähnliche
Erfahrungen hat Claudia Benz von der Bürgerinitiative Spaltenstein aktiv
gemacht. „Es ist spürbar mehr geworden“, sagt sie. An ihrem Wohnort in
Spaltenstein und ihrem Friseurbetrieb in Schnetzenhausen gleichermaßen. Gerade
zu Stoßzeiten, etwa um 13 oder 16 Uhr, mache sich das bemerkbar. „Man fragt
sich manchmal auch, wo die ganzen Lastwagen herkommen, die bei uns durchkommen“,
so Claudia Benz. Gerade wenn sich Lastwagen oder Busse begegnen, werde es kurz
nach der B-31-Abfahrt auf dem Streckenabschnitt mit 5,70 Metern Breite
wahnsinnig eng.
Hinzu
komme, dass viele Verkehrsteilnehmer deutlich zu schnell unterwegs seien. „Die
Stadt hat uns jetzt am Ortseingang von Spaltenstein so einen Smiley
aufgestellt, mit dem das Tempo angezeigt wird“, sagt Claudia Benz. Das bringe
bislang allerdings nicht viel. Wichtiger wären in ihren Augen ein Blitzer und
Maßnahmen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. „Auf der Ortdurchfahrt in
Fischbach geht es nur noch mit Tempo 30 vorwärts. Auch in Friedrichshafen wurde
auf einigen Streckenabschnitten die erlaubte Höchstgeschwindigkeit reduziert,
dann muss das doch hier bei uns möglich sein“, findet sie.
Zum
Positiven entwickelt hat sich die Situation hingegen an der Fischbacher
Ortsdurchfahrt. Dietmar Nützenadel von der
Fischbacher Runde stellt fest, dass sich der Verkehr auf der alten Bundesstraße
deutlich reduziert hat. „Vor allem die Belastung durch Lastwagen hat
nachgelassen“, sagt er. Die konsequente Umsetzung von Tempo 30 trage hier
sicherlich ihren Teil bei. Das zeigte sich auch am Mittwochnachmittag um kurz
vor 16 Uhr an der Ortsdurchfahrt. Wo sich in der Vergangenheit im
Feierabendverkehr oft ein Auto ans andere reihte, ist jetzt nur wenig los.
Selbst
viele Fischbacher seien inzwischen seltener mit dem Auto auf der Ortsdurchfahrt
unterwegs, so Dietmar Nützenadel, und würden
stattdessen die neue Bundesstraße und die Abfahrt Nordwest nutzen. An der
Einfahrt nach Spaltenstein sollte daher unbedingt eine Verlangsamung kommen. An
der Kreuzung zum Hof Arnegger sei bereits über einen Kreisverkehr nachgedacht
worden, hier habe es bisher aber keine Einigung gegeben. Angedacht sei zudem,
dass bei der in den Ort einfahrenden Spur ein Schlenker eingebaut wird, um das
Tempo zu reduzieren. „Darauf warten wir momentan noch.“
In Sparbruck berichten Anwohner zum einen von einer höheren
Geräuschbelastung durch die B 31-neu, doch auch die Ortsdurchfahrt sei nach wie
vor durch den Verkehr belastet. „Und zwar gar ist nicht unerheblich“, sagt
Meike Enners-Sittel. Mit den Kritikpunkten hatte sich
die Bürgerinitiative schon im Oktober an den Bürgermeister gewandt. Erst seit
wenigen Tagen – also rund drei Monate später – liege eine Antwort vor. „Darin
werden wir allerdings vertröstet, da die Ergebnisse der Verkehrszählungen noch
nicht vorliegen“, so die Anwohnerin. In Sparbruck
werde schon lange um Tempo 30 gekämpft, anders als in der Stadt oder in
Fischbach allerdings nach wie vor ohne Ergebnis.
Und
auch in Unterraderach machen sich Anwohner bereits seit geraumer Zeit für Tempo
30 stark, um die Verkehrsbelastung für den Ort – die sich durch die Freigabe
der B 31-neu noch verstärkt haben soll – zu reduzieren. Als ein Problem wird
hier die große Zahl an Bussen und Lastwagen auf den Straßen benannt, die dafür
gar nicht ausgelegt sein sollen.