Kontroverse Diskussion um die Südumfahrung Markdorf: So argumentieren Befürworter und Gegner

 

·         Stimmen aus den Lagern pro und contra

·         Das sagt der Direktor des Regionalverbands

 

Die Lager sind gespalten, was die Südumfahrung Markdorf anbelangt. Längst überfällig und schnellstmöglich bauen, fordern die Befürworter. Gegner zweifeln angesichts der noch nicht beendeten Untersuchungen für eine B 31-neu an der Sinnhaftigkeit der Südumfahrung. Besonders dann, falls eine so genannte C-Variante der B 31-neu im Bodenseehinterland verwirklicht würde

 

Argumente eines Befürworters: Das sagt Rainer Zanker

Der Markdorfer Rainer Zanker wohnt an der B 33 und ist Befürworter der Südumfahrung: „Wir haben prognostiziert 20 600 PKWs und 2000 LKWs pro Tag, die durch Markdorf fahren. Ungezählt sind die Autos, die durch die Nebenstraßen oder Möggenweiler den täglichen Stau umgehen.

Ein LKW belastet laut ADAC um das Zehnfache die Straßen. Wenn man diesen Wert zugrunde legt, hätten wir ohne die Südumfahrung eine Belastung vergleichbar 42 600 PKWs pro Tag, zuzüglich den Verkehr auf den Nebenstraßen. Mit der Südumfahrung wären es umgerechnet 26 000 PKWs. Da sind der Urlaubsverkehr, Umleitungen von der B 31 und der Verkehr der Messe Friedrichshafen noch nicht eingerechnet. Laut Landrat Wölfle wird der Verkehr ebenfalls zunehmen, trotz des Ausbaus des ÖPNV. Der Ausbau des ÖPNV kann maximal den Zuwachs auffangen, nicht aber den Verkehr entlasten. Die Südumfahrung war von Anfang an Teil des Verkehrskonzeptes inklusive B 31-neu. Sogar das grün geführte Ministerium für Verkehr sieht die Notwendigkeit und fördert das Projekt. Auch ist eine vernünftige Innenstadt- und Gewerbeentwicklung ohne die Südumfahrung nicht möglich. Der Bodenseekreis wächst, was die Einwohnerzahl betrifft, in den nächsten zehn Jahren um 15 bis 20 Prozent. Die Einwohner von Markdorf leiden unter diesem Lärm, Schmutz und Gestank. Ein Verhalten nach dem Motto ,so lange Abstimmen, bis einem das Ergebnis passt‘, ist in meinen Augen undemokratisch und schädlich für das Vertrauen in die lokale Politik.“

 

Argumente eines Gegners: Das sagt Joachim Mutschler

Gegner der Südumfahrung und UWG-Stadtrat Joachim Mutschler erklärt: „Wenn die Südumfahrung gebaut wird, werden nach den aktuellen offiziellen Prognosen täglich weiterhin zirka 14 500 Kfz auf der B 33 durch den Ort fahren. Die offizielle Entlastungswirkung der Südumfahrung im Zusammenhang mit den C-Varianten der B 31-neu beträgt 4200 Kfz pro Tag auf der Ortsdurchfahrt Markdorf. Seit dem Bürgerentscheid hat die prognostizierte Entlastungswirkung stark abgenommen. Damals wurde noch eine Entlastung um 10 300 Kfz pro Tag vorausgesagt. Die voraussichtlichen Kosten für die Stadt Markdorf für diese Straße haben sich im gleichen Zeitraum von 1,7 auf 8,5 Millionen Euro verfünffacht. Wir lehnen den Bau der Südumfahrung ab, denn: Sie ist zu teuer im Verhältnis zu den Entlastungswirkungen; sie würde unsere Erholungsgebiete im Süden zerschneiden; sie würde neue Belastungen erzeugen für Riedheim, Ittendorf und Kluftern; sie würde viele Hektar hochwertiger landwirtschaftlicher Flächen verbrauchen. Der Klimaschutz erfordert eine Verkehrswende. Oberste Priorität muss daher ein zweites Gleis für die Gürtelbahn haben, damit die Züge nicht länger auf Gegenzüge warten müssen. Der dramatische Schwund der Biodiversität zwingt zu einem sparsamen Flächenverbrauch und verbietet Eingriffe in die Lebensräume bedrohter Arten. Die Südumfahrung und auch die C- und B-Varianten der B 31-neu würden bedeutende Bestände streng geschützter Tierarten und die landwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigen.“

 

Das sagt Bürgermeister Georg Riedmann  

Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann erklärt: „In meiner Bewerbungsrede um das Amt des Bürgermeisters habe ich im Mai 2013 gesagt: Den Planfall 7.5 – frühere Bezeichnung der heutigen C-Variante – lehne ich ab. Ittendorf und seine Weiler wären die Leidtragenden. Da favorisiere ich dann lieber eine Südumfahrung für die B 33. Dazu stehe ich bis heute. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen den Planungen an der B 31 und unserer Südumfahrung. Wird die Südumfahrung gebaut und fiele danach die Entscheidung für die Realisierung der B 31 entlang der Variante C, entstünden innerhalb eines kleinen Gebietes, großteils auf Markdorfer Markung, sechs neue Fahrspuren. Das wäre bei aller Anerkenntnis der Dringlichkeit von verkehrsentlastenden Maßnahmen aus meiner Sicht in unserer wertvollen und knappen Landschaft nicht zu vertreten. Auch die Trassenvariante B verläuft nicht weit davon entfernt und immer noch in wesentlichen Teilen auf Markdorfer Flächen. Ich plädiere für nur eine, dafür leistungsfähige Straße zwischen der bestehenden B 31 und der bestehenden B 33. Wir sollten bei der Diskussion die Grundlagen nicht aus den Augen verlieren: Die letzte Entscheidung liegt ausschließlich beim Kreistag. Dort gab es erst vor kurzem ein klares Bekenntnis zur Südumfahrung. Ob schließlich durch den Landkreis am Ende nochmals ein offizielles Votum der Stadt und/oder der Bürger Markdorfs eingeholt wird, wie von mir immer wieder deutlich gefordert, scheint nach dem Verlauf der Kreistagsdebatte eher fraglich.“

In der nun abgespeckten Form wird die Ortsumfahrung Markdorf lediglich noch eine begrenzte lokale Entlastungswirkung entfalten können. In Ergänzung dazu ist die anstehende Trassenentscheidung zur Führung und zum Ausbaustandard der künftigen Bundesstraße 31 zwischen Meersburg und Immenstaad im Hinblick auf deren Bündelungswirkung auch für den Raum Markdorf von besonderer Bedeutung. Denn in Abhängigkeit von Führung und Ausbaustandard werden sich unterschiedliche Auswirkungen auf das nachgeordnete Verkehrsnetz ergeben.“ Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, führt aus: „Die Ortsumfahrung Markdorf war ursprünglich zusammen mit den Ortsumfahrungen Bermatingen und Kluftern als Baustein einer durchgängigen regionalen Verkehrsachse geplant, die den starken Verkehr aus dem Salemer Tal nach Friedrichshafen beziehungsweise auf die zweibahnige Bundesstraße 31 bei Friedrichshafen-Efrizweiler führen sollte. Die Achse war damit Teil des sogenannten Planungsfalls 7.5.