Umweltgruppe kritisiert Finanzierungszusage des Landes
für die Südumfahrung Markdorf
Die politische Gruppierung fordert die
Einbeziehung der Stadt und der Markdorfer Bürger vor einem Kreistagsbeschluss.
Ihr Argument: Aus Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten sei das Straßenbauvorhaben, das
bereits 2001 auf den Weg gebracht wurde, nicht mehr vertretbar.
Das sind die Verkehrsprognosen, die seit 2003, dem Jahr des
Bürgerentscheides, zum Projekt Südumfahrung mit Blick auf eine Entlastung der
Markdorfer Ortsdurchfahrt erstellt wurden. | Bild: Schönlein, Ute
Verminderter Nutzen
bei stark gestiegenen Kosten, das ist ihr Argument: Die Umweltgruppe (UWG)
kritisiert die überraschende Finanzierungszusage des Landes für die
Südumfahrung Markdorf, die in der vergangenen Woche die Bewilligung ihres
9,5-Millionen-Euro-Anteils verkündet hatte. „Eigentlich hätte man davon
ausgehen können, dass zuerst im B-31-neu-Prozess die Entscheidung über die
Trasse gefällt wird, bevor man über die Südumfahrung entscheidet“, kritisierte
Bernhard Oßwald bei einem UWG-Pressetermin am Montag.
UWG: Voraussetzungen
seit Bürgerentscheid gravierend geändert
Zwar entscheidet der Kreistag über den
Bau der Südumfahrung, doch Oßwald mahnte an, der Landkreis müsse nicht nur die
Stadt Markdorf, sondern auch die Bürger einbinden. Der Bürgerentscheid von 2003
liege zu lange zurück, um noch repräsentativ zu sein. Zudem hätten sich seither
die Voraussetzungen gravierend verändert. Frieder Staerke
verwies auf die Entlastung von nur noch 4200 Kfz für die B-33-Ortsdurchfahrt in
der jüngsten Prognose von 2019 (siehe Grafik) bei einer Kostensteigerung von
geschätzten 11,1 Mio. Euro in 2003 auf zuletzt 24,3 Mio. Euro in 2019. Die 4200-Kfz-Entlastung
ist die Prognose für 2035 im Falle einer realisierten B 31/B 30 neu.
Staerke: Neue Straßen, neue Verkehre
„Unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten ist
die Südumfahrung nicht mehr vertretbar“, so Staerke.
Im Grunde hätten sich laut Oßwald alle Parameter verändert: Neben
Verkehrsprognosen und Kostenschätzung auch die Vorgaben des Klimaschutzes und
der Verkehrswende. Fritz Kaeser verwies auf den „Widersinn“, dass bei einer
Realisierung der Südumfahrung und einer B-31-neu-Trasse als Variante C nahe
Ittendorf zwei Schnellstraßen, die eine doppelspurig, die andere eventuell
vierspurig, die Markdorfer Naherholungslandschaft durchschneiden würden. Zudem
zögen neue Straßen auch wieder neue Verkehre an, so Staerke.
Konflikte mit dem
Naherholungsraum
Davon abgesehen,
betonte Oßwald, dürften die Prognosezahlen für 2035 so erst gar nicht
eintreten, sondern müssten deutlich geringer ausfallen, wenn man die
Klimaschutzziele einhalten wolle. Miriam Rück, die selbst in Markdorf-Süd
wohnt, sagte, es gehe auch darum, den Naherholungsraum zu erhalten: „Seither
hat die gesellschaftliche und politische Entwicklung auch eine ganz andere
Dynamik entfaltet.“
Südumfahrung
Im Bürgerentscheid 2003 hatte sich die Mehrheit der Wahlberechtigten (33 zu
27 Prozent) für die SU ausgesprochen. Für Wirbel sorgte 2013 ein
„Geheimvertrag“ zwischen Ex-Bürgermeister Gerber und Landrat Wölfle mit
Verzicht auf eine Kostendeckelung.