Auf das komplette Straßennetz blicken – was die Bürgermeister zu den Trassenvorschlägen für die B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad sagen

 

Die Bürgermeister aus Meersburg, Markdorf, Hagnau, Immenstaad und Stetten sprechen erstmals alle öffentlich über die B-31-neu-Planung. Dabei äußern sie hohe Erwartungen an den weiteren Planungsprozess, was beispielsweise die Anbindung der neuen Trasse an den nachgeordneten Verkehr betrifft. Und sie hegen Zweifel, was die Machbarkeit verschiedener Varianten betrifft, die das Regierungspräsidium Tübingen jetzt vorstellte.

 

Anfänglich hatten sie Stillschweigen verabredet, die Bürgermeister, deren Gemeinden unmittelbar von der Weiterführung der Bundesstraße 31 zwischen Meersburg und Immenstaad betroffen sind. Im Verlauf des Dialogprozesses äußerten sich die Bürgermeister aus Meersburg und Markdorf doch – zu einer Broschüre des B 31-neu Bündnisses Pro 7.5 Plus. Nun beziehen alle fünf Bürgermeister Stellung zur Bundesstraße. Die Rathauschefs sprechen über die Bedürfnisse ihrer Kommunen, die Erwartungen für den weiteren Planungsprozess und die drei Verkehrskorridore, die das Regierungspräsidium Tübingen vorstellte.

 

Der Meersburger Bürgermeister Robert Scherer sagt: "Alle Varianten haben für die betroffene Region immer Vorteile und Nachteile, welche nun vertieft untersucht werden müssen." Die verschiedenen Varianten zeigten den ergebnisoffenen und transparenten Ansatz des Regierungspräsidiums, "so wie wir es uns alle gewünscht haben". Dem und den eingegangenen Anregungen sei das Regierungspräsidium augenscheinlich nachgegangen und habe somit unter anderem in Meersburg etwas zur besseren Akzeptanz des Prozesses beigetragen. "Es ist nun aus Sicht von Meersburg ersichtlich geworden, dass auch hier, wie auf anderen Streckenabschnitten, mit Tunnel, Überdeckelungen beziehungsweise Schallschutzmaßnahmen zum Schutz der betroffenen Anwohner gearbeitet werden muss." Unabhängig davon sei ein reduzierter Flächenverbrauch ein wichtiger Punkt, der in den folgenden Detailuntersuchungen und den damit verbundenen Anschlussknoten zum nachrangigen Verkehr berücksichtigt werden müsse.

 

Georg Riedmann, Bürgermeister in Markdorf,erklärt: "Die jetzt vorliegenden Varianten für die B 31 zwischen Meersburg und Immenstaad zeigen, dass die Planungsbehörde Wort hält: Der Planungsprozess verläuft transparent und ergebnisoffen." Die präsentierten Trassenkorridore zeigten ein Spektrum von Möglichkeiten, "die alle eine Zahl an Vor- und Nachteilen aufweisen und deren abschließende Umsetzbarkeit noch offen bleiben und im weiteren Verfahrensverlauf geprüft und diskutiert werden". Eine rechtssichere und gerichtsfeste Planung werde dabei nicht von der politischen Bewertung aus einzelnen Gemeinden abhängen, sondern weiterhin ausschließlich von der korrekten Abwägung aller zu berücksichtigenden Untersuchungen und Sachverhalte. "Auf diesen weiteren Planungsprozess freue ich mich und werde für die Stadt Markdorf und insbesondere den Ortsteil Ittendorf weiterhin konstruktiv-kritische Mitarbeit zusagen", sagt Riedmann.

 

Der Hagnauer Bürgermeister Volker Frede meint: "Niemanden, der den Prozess bislang verfolgt und begleitet hat, werden diese drei Hauptkorridore überraschen. Und jeder davon hat Vor- und Nachteile: Für die betroffenen Menschen, für die Gemeinden, für die Landwirtschaft, für die Umwelt, für die Wirtschaft oder auch für den Tourismus." So sei beispielsweise bei der Südvariante nur schwer vorstellbar, wie eine hochbelastete Straße über mehrere Jahre im laufenden Betrieb neu gebaut werden könne, ohne nachhaltigen Schaden für die Tourismusregion Bodensee zu verursachen. "Dies ist nur ein einziger Aspekt von vielen und zeigt, wie schwierig die Abwägungsprozesse werden", sagt Frede. Große Aufmerksamkeit werde man im kommenden Jahr auch den Fragen der Verknüpfung zum nachgeordneten Verkehrsnetz sowie den entlastenden baulichen Möglichkeiten wie Überdeckelung oder Ähnlichem widmen. "Die Straße soll am Ende ja nicht auf dem Papier gelungen erscheinen, sondern vor allem gut funktionieren und dabei viele Menschen entlasten und so wenige wie möglich belasten. Der gesamte Planungsprozess hat zum Ziel, am Ende eine leistungs- und zukunftsfähige Lösung für die Bodenseeregion zu gestalten", so Frede. Hierfür bedürfe es, neben Kompromissbereitschaft und Lösungsorientierung, vor allem eines rechtssicheren Verfahrens, so dass ein Planfeststellungsbeschluss auch gerichtsfest erfolgen könne. Der Weg dorthin werde vom Regierungspräsidium als Planungsbehörde im ganzen Verfahren transparent und ergebnisoffen durchgeführt – genau so, wie es vor drei Jahren angekündigt worden sei.

 

Johannes Henne, Bürgermeister in Immenstaad, sagt: "Auch wenn in den vergangenen Monaten immer wieder betont wurde, dass es sich um einen ergebnisoffenen Prüf- und Planungsprozess handelt, sind wir natürlich sehr überrascht worden, dass nunmehr auch völlig neue Trassenvarianten zur Debatte stehen." Aus Sicht der Gemeinde Immenstaad sei die bereits bekannte Ausbauvariante mit Blick auf die Zerschneidung der Gemeinde und die Mehrbelastungen entlang der bestehenden Wohnbebauung des gesamten Hauptortes auch nach wie vor so gut wie undenkbar. "Bei den übrigen, neu zusammengestellten Varianten setzen wir im Rahmen der nachfolgenden Überprüfung und Plausibilisierung auf ein konkretes Ziel: Die Beeinträchtigungen für die verschiedensten Lebensbereiche vor Ort, wie zum Beispiel insbesondere Wohnen, Naherholung, Landwirtschaft, Tourismus et cetera müssen so gering wie möglich gehalten werden. Aus unserer Sicht gelingt dies am besten mit einer Trasse, die möglichst weit im Norden unserer Gemarkung verläuft sowie mit entsprechenden Bauwerken", sagt Henne – und mein damit vor allem Tunnel und Tieferlegungen. Im weiteren Verfahrensverlauf werde es nun darauf ankommen, eine saubere Abwägung zwischen allen relevanten Aspekten mit Bezug zu Mensch, Natur und Umwelt vorzunehmen und die zukünftige technische und finanzielle Realisierbarkeit im Blick zu behalten. "Am Ende muss dann selbstverständlich eine rechtssichere und gerichtsfeste Planung stehen, die für die Raumschaft verträglich ist", so Henne. Welche Trasse dann tatsächlich realisiert werden könne, werde sich im Laufe des nächsten Jahres zeigen.

 

 

Stettens Bürgermeister Daniel Heß erklärt: "Unser Ziel muss es sein, eine Trasse zu finden, die die Menschen in der Region so wenig wie möglich belastet. Die Trasse muss kompromissfähig, rechtssicher und umsetzbar sein. Wir sollten die Chance auf Veränderung und Verbesserung nutzen und fähig sein, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen." Für die Gemeinde Stetten favorisiere er nach wie vor eine nördliche Umfahrung. Dies decke sich auch mit der bisherigen Sichtweise des Gemeinderats. Zu überdenken sei bei dieser Variante sicherlich eine Tunnellösung im Bereich Roggele/Riedetsweiler. "Der Vorschlag einer südlichen Umfahrung Stettens ist im offenen Prozess jedoch ebenfalls weiter zu untersuchen. Allerdings wird diese Trassenführung bei den Menschen nur Akzeptanz finden, wenn die Straße im südlichen und östlichen Bereich von Stetten vollständig in einem Tunnel geführt wird", sagt Heß. Beide Varianten (Südumfahrung und Nordumfahrung Stettens) würden zu einer merklichen Entlastung der Ortsdurchfahrt führen, nimmt der Bürgermeister an. Stetten sei bereits jetzt erheblich von Lärm und Verkehr belastet. Eine neue Trasse müsse zu einer Entlastung führen. "Ich möchte jedoch dem Gemeinderat in dieser Sache nicht vorgreifen und zunächst dessen Haltung hören. Spannend wird sein, an welcher Stelle eventuelle Knotenpunkte/Zufahrten liegen und wie die vorgeschlagenen Trassen an das bestehende und überörtliche Verkehrsnetz angebunden werden", sagt Heß und weiter: "Um zukunftsfähig zu sein, brauchen wir für unsere Region nicht nur eine einzige leistungsfähige Bundesstraße, sondern ein Konzept für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz mit möglichen Ausweichstrecken."

Drei Korridore

Das Regierungspräsidium hat ein Variantenbündel für die Bundesstraße 31 zwischen Meersburg und Immenstaad vorgestellt. Neun mögliche Trassen stehen in drei Korridoren zur Auswahl: als Ausbauvariante auf der bestehenden Strecke sowie nördlich und südlich des Weingartenwaldes.