B31: Verkehrsinitiative fordert Einigkeit der betroffenen Gemeinden

Bei der Hauptversammlung der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf sprach der Vorsitzende das Problem an, dass die Gemeinden Hagnau und Immenstaad eine Variante der B 31-neu favorisieren, die Ittendorf stark belasten würde. Er forderte eine Lösung für die gesamte Region.

Die Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf (IVI) hält an ihrer Forderung fest, den Plänen für eine alternative Streckenführung zur Bundesstraße B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg eine Ausbauvariante 0.1 entgegenzustellen. Laut Fritz Käser, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft, wäre die derzeitige Vorzugsvariante 7.5 mit allzu starken Belastungen für die Einwohner von Ittendorf verbunden. In den Gemeinden Hagnau und Immenstaad wird dieser Variante der Vorzug gegeben. "Es herrscht das St.-Florians-Prinzip", wunderte sich Käser bei der IVI-Mitgliederversammlung im Ittendorfer Pfarrhaus. Statt gemeinsam nach einer Lösung für die gesamte Region zu suchen, trachteten die einzelnen Gemeinden, "den Verkehr möglichst weit weg von der eigenen Gemarkung in die Nachbargemeinde zu schieben". Dabei, so Käser weiter, wäre Einigkeit dringlich geboten, "um im Regierungspräsidium ein möglichst großes Entgegenkommen zu erreichen".

Die Variante 7.5 und den damit verbundenen Neubau der B 31, ebenso die vorgeschlagenen Untervarianten, lehnt die Ittendorfer Verkehrsinitiative ab. Sie wünscht sich den Ausbau der vorhandenen Bundesstraße zwischen Meersburg und Immenstaad, jedoch nicht zu einer vierspurigen autobahnähnlichen Trasse, sondern allenfalls dreispurig. "Damit lässt sich der Flächenverbrauch minimieren", erklärte Fritz Käser. Dass die landwirtschaftliche Fläche sowie die Wälder dadurch geschont würden, dass die bestehenden Naherholungsgebiete erhalten blieben, führte der IVI-Vorsitzende als weitere Argumente an. Schließlich verwies er auf den Umstand, dass die Variante 7.5, aber auch ein Ausbau zur Vierspurigkeit der bestehenden B 31 einen "massiven Einschnitt in unsere Landschaft" bedeuten würde. Überhaupt sei der dreispurige Ausbau nach wie vor als der Eingriff zu betrachten, der Umwelt und Natur am wenigsten beeinträchtige.

"Wir wissen: Hagnau hat Probleme", erklärte Käser. Probleme, die aus IVI-Sicht durch einen Tunnel zu lösen wären. Gleich, ob der sich unterhalb der bestehenden Straße erstreckt oder weiter östlich durch den Bergrücken. "Wie es mit der Bodenbeschaffenheit aussieht, das können wir allerdings nicht sagen", räumte der IVI-Vorsitzende ein.

Ein weiteres Argument der Ittendorfer Initiative gegen die Variante 7.5 ist die damit verbundene außerordentliche Mehrbelastung durch den zu erwartenden Zuflussverkehr aus Richtung Bermatingen/Ahausen. Dass der sich "durch das einspurige Nadelöhr beim 'Adler' presst", das gehe auch aus den Ergebnissen der Klufterner Mediation hervor, bemerkte Käser. Und die Folge werde eine Querspange beim Ittendorfer Döbele sein. "Keine schöne Perspektive für die Anwohner dort."

"Hier wird getan, als hätten wir einen verbrieften Anspruch auf das verkehrstechnische Optimum", bemerkte Peter Brause, der die IVI im Dialogforum vertritt, einem Gremium aus Politikern, Bürgern und Vertretern von Vereinen, Verbänden und Initiativen. In Anbetracht des Flächenverbrauchs sämtlicher infrage stehender Nicht-Ausbau-Lösungen und der mit diesen einhergehenden tiefen Einschnitte in die Landschaft, sei die Maximallösung 7.5 inklusive Sub-Varianten kaum zu vertreten. "Rechtliche Kompetenz haben wir nicht im Dialogforum", erklärte Brause. Um so wichtiger sei Einstimmigkeit, knüpfte er an die Forderungen Käsers an. "Denn bei Einstimmigkeit können wir Empfehlungen abgeben, es lohnt sich also weiterzumachen", sagte Brause.

Aus dem Facharbeitskreis Verkehr berichtete Fritz Käser, dass inzwischen verstärkt auf das Klimaproblem und auf den absehbaren Wandel des Verkehrs abgehoben wird, mit einem zunehmenden Gewicht auf Bahn, Bus und Fahrrad. Wichtiger Punkt sei der angestrebte Ausbau der Bodensee-Gürtelbahn, auch deshalb, weil ein sehr hoher Anteil des Verkehrs im Bodenseekreis als Binnenverkehr zu betrachten sei, der nicht von auswärts einströme.

Die Biologen, die im Planungsraum die Artenvielfalt untersuchten, habe kein Ergebnis "vom Hocker gehauen", zitierte Albin Ströbele aus dem Facharbeitskreis Umwelt, Natur- und Artenschutz. Die Wissenschaftler hätten Tiere und Pflanzen entdeckt, die selten seien – wie Gelbbauchunke und Langohrfledermaus. Eine große Rolle in der Diskussion spiele die Landschaft zerschneidende Wirkung der Trassen, die sich kaum kompensieren ließe.

Die IVI wählten auch ihren Vorstand in Teilen neu. Für Isabel Heinz, Karl-Heinz Kreidler und Jörg Bailer kamen Thomas Braun, Simon Huber und Daniel Heinz in den Beirat.

 

Auf dem Weg zur Planfeststellung

 

1.   Worum geht es? Die B 31 soll zwischen Meersburg und Immenstaad neu beziehungsweise ausgebaut werden. Zur Diskussion stehen mehrere Alternativen. Eine davon brächte den seenahen Neubau, über den sich die Anliegergemeinden aber noch nicht verständigt haben. Eine andere, von der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf mitgetragene, Variante präferiert den dreispurigen Ausbau der bestehenden Trasse.

2.   Was machen eigentlich die Gremien? Das Dialogforum besteht seit Juli 2016. Es setzt sich aus Vertretern von Kommunen, Vereinen, Verbänden und Initiativen sowie ausgewählten Bürgern zusammen. Sein Ziel ist es, Kriterien für eine "gute Trasse" zu ermitteln. Zu diesem Zweck ordnet es die unterschiedlichen Sichtweisen der Beteiligten. Wert wird auf Planungstransparenz gelegt und es werden alternative Trassenvorschläge in Erwägung gezogen. Berücksichtigung finden unter anderem Flächenverbrauch, Leistungsfähigkeit und Kosten der möglichen Varianten. Der Facharbeitskreis Verkehr, in dem Sachverständige und Fachleute aus den Verbänden eine "streitfreie fachliche Zusammenarbeit" anstreben, betrachtet, welche Entwicklung der Verkehr auf der B 31 in Zukunft nehmen wird. Der Facharbeitskreis Umwelt, Natur- und Artenschutz betrachtet den Lebensraum für Mensch, Tiere und Pflanzen und wägt die Auswirkungen der Planungsvarianten ab. So bezieht er sich auf eine Bestandsaufnahme Flora/Fauna.

3.   Wie geht es weiter? Ein Vorentwurf der Planung wird der Straßenbauverwaltung vorgelegt. Vom Regierungspräsidium geht er an die Verkehrsministerien des Landes, dann des Bundes. Gebaut werden kann erst nach erfolgter Planfeststellung und wenn die Finanzierung durch den Bund gesichert ist.