Vorschlag einer B 31 mit "Deckel" stößt auf wenig Gegenliebe
Naturschützer und der Verkehrsclub Deutschland haben
bei einer Versammlung in Immenstaad eine Alternative zur Verlegung der B-31-Trasse
vorgestellt. Der Plan sieht vor, die bestehende Trasse tieferzulegen und teils
zu überdachen. Bei den Zuhörern stieß das auf wenig Gegenliebe: Sie Zuhörer
fürchten ein Lärmbelästigung vor der Haustür.
Als Alternative zu einer Verlegung der B-31-Trasse ins
nördliche Hinterland von Immenstaad haben Vertreter des Naturschutzbunds
(Nabu), des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Verkehrsclub
Deutschland (VCD) im Bürgersaal einen Ausbau der bestehenden Trasse zwischen
Kirchberg und Dornierknoten vorgestellt. Im fast voll besetzten Bürgersaal gab
es zur Frage, ob eine solche Lösung sinnvoll, in Anbetracht der zu erwartenden
Verkehrsentwicklung ausreichend oder für Immenstaad und die Anwohner zumutbar
sei, sehr konträre Meinungen.
Die Organisationen hatten die Agentur für Stadt- und
Verkehrsplanung Regio Consult beauftragt zu prüfen,
ob ein dreispuriger Ausbau mit Tieferlegung der Trasse und streckenweiser
Deckelung umsetzbar und ausreichend wäre. Als wichtigsten Vorteil einer solchen
Lösung nannte Wolfgang Manz als Vertreter von BUND und Nabu einen geringeren
Flächenverbrauch, was vor allem der Landwirtschaft zugutekäme.
Wulf Hahn, geschäftsführender Gesellschafter von Regio
Consult in Friedrichshafen, erklärte, dass bereits
eine zweispurige Straße nach geltenden Richtlinien für die 2016 gezählten
19 000 Fahrzeuge, darunter etwa 2300 Lastwagen, ausreiche. Für
bis zu 23 000 Fahrzeuge sehen die Richtlinien eine dreispurige Straße
mit wechselnden Überholmöglichkeiten vor. Seine Ideen, wie eine solche Straße
zwischen Dornierknoten und Kirchberg aussehen könnte, stellte Hahn im Anschluss
vor. An der gesamten betrachteten Strecke sah er ausreichend Fläche zum Bau
einer dritten Spur. Die Vorschläge Hahns zusammengefasst: Tieferlegung der
Straße um etwa sechs Meter, Bau von Turbokreiseln oder Holländischen Knoten zum
Anschluss der Straßen am Dornierknoten, der Zufahrten zur B 31 im Osten
und Westen Immenstaads sowie bei Kirchberg. Zum Schutz vor Lärm empfahl Hahn
eine Einhausung, also eine Art Überdachung der B 31 zwischen Tobelweg und Brücke Happenweiler
Straße sowie eine Erhöhung der Lärmschutzwälle im Bereich Seegaddel
und Bürglen. Möglicherweise komme auch im Bereich des
Anschlusses Meersburger Straße und bei Schloss
Kirchberg eine solche Überdachung in Frage.
In der Fragerunde gingen mehrere Zuhörer angesichts
einer zu erwartenden Verkehrsverlagerung von der B 33 auf die B 31
von zukünftig deutlich steigenden Verkehrszahlen aus. Hahn räumte ein:
"Wenn wir über 23 000 kommen, reicht eine dreispurige Straße
nicht." Der ehemalige Immenstaader Bürgermeister
Jürgen Beisswenger sprach sich entschieden gegen
einen Ausbau aus: "Damit führen Sie den Immenstaadern
erheblich größere Belästigungen direkt vor die Haustür."
Auf die Frage eines Zuhörers, wie der sonst über die
B 31 verlaufende Verkehr während der absehbar mehrjährigen Bauzeit
umgeleitet werden könnte, antwortete Hahn: "Da gibt es Möglichkeiten
zuhauf." Damit löste er ungläubiges Gelächter im Saal aus. Mehrere Immenstaader äußerten sich wenig erfreut über die Aussicht,
mehrere Jahre lang eine Großbaustelle vor der Haustür zu haben. Sie fürchteten
auch negative Auswirkungen auf Landschaft und Tourismus. Ein Zuhörer wies
darauf hin, dass nicht nur eine dritte Spur, sondern auch Rampen für
Holländische Knoten, Zufahrten und Einfädelspuren erhebliche Flächen an
besonders wertvoller Stelle benötigen.
Einen anderen Aspekt bat Frieder Staerke
vom BUND zu bedenken: "Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, muss die
Fahrleistung des Autoverkehrs runter. Öffentlicher Personennahverkehr und
Fahrräder bilden ein großes Potenzial, das wir nutzen müssen."
Mittelfristig könne sich eine neue B 31 als Fehlinvestition erweisen,
mahnte Staerke.
Kreisel und Knoten
Für Kreuzungs- und
Einmündungsbereiche auf die B 31 schlug Verkehrsplaner Wulf Hahn
Turbokreisel oder Holländische Knoten vor.
·
Turbokreisel werden mehrspurige Kreisverkehre genannt, die mittels
Brückenkonstruktionen auch in mehreren Ebenen angelegt werde können.
·
Holländische Knoten werden auch Holländer-Rampen genannt. Kreuzen sich zwei
Straßen, wird eine davon mit einer Brücke über die andere geführt. Über
Abbiegespuren und langgezogene Rampen, die nahezu parallel zur unten liegenden
Straße verlaufen, gelangt man von der unten liegenden Straße hinauf auf die
obere Straße. Zwei weitere Rampen zweigen von der oberen Straße ab und führen
auf die unten liegende Straße. An den Einmündungen der Rampen sind Ampeln oder
Einfädelspuren möglich