B-31 Tunnel kostet mehr als das Sportbad

Mit dem Waggershauser Tunnel steht der Baubeginn des größten Bauwerk an der B31-neu bevor. Zwei Röhren auf 700 Meter Länge kommen in die Erde. Die Stadt Friedrichshafen lässt sich Lärmschutz 42,3 Millionen Euro kosten – viel mehr als ursprünglich errechnet: 19,5 Millionen Euro mehr müssen ab 2018 finanziert werden.

In den nächsten Tagen startet der Bau des größten Bauwerks an der B31-neu: ein 700 Meter langer Tunnel mit zwei Röhren in Waggershausen. Darüber informierte am Montag Andreas Irngartinger, Projektleiter der Deges, die die neue Bundesstraße im Auftrag des Bundes baut, den Finanz- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Drei Jahre lang wird die Waggershauser Straße in diesem Abschnitt eine Riesen-Baustelle bleiben – genau genommen bis zur Fertigstellung der B31 insgesamt, die für Dezember 2020 geplant ist.

Diesen Tunnel lässt sich die Stadt Friedrichshafen sehr viel kosten, um den Anwohnern den bestmöglichen Lärmschutz zu bieten. In der Summe sind es nach Angaben der Stadt, die sich auf Deges beruft, aktuell 42,32 Millionen Euro – so viel, wie der Gemeinderat bereits letztes Jahr genehmigt hatte. Zum Vergleich: Das neue Sport- und Hallenbad an der ZF-Arena soll 38 Millionen Euro kosten.

Verdopplung der Tunnelkosten

Die Entscheidung fiel den Räten vergangenes Jahr sicher nicht leicht, denn die Kosten für den Waggershauser Tunnel stiegen schon in den Vorjahren ständig an. 2002 ging das Regierungspräsidium Tübingen noch von 5,8 Millionen Euro für einen 600 Meter langen Tunnel aus. Knapp zehn Jahre später wurden 14,6 Millionen Euro für den Bau veranschlagt. Diese Summe stieg 2012 auf 17,7 Millionen Euro, weil die Stadt Friedrichshafen noch eine Verlängerung des Tunnels um 100 Meter wollte, um noch mehr Anwohner vor dem Lärm der Blechkarawane dereinst zu bewahren. Der Anteil der Stadt wurde damals noch mit knapp acht Millionen Euro für Baukosten und Grunderwerb kalkuliert.

Dazu kam eine Ablöse von rund zehn Millionen Euro. Dahinter steckt ein Einmalbetrag, den die Stadt an den Bund zahlt, damit der für den Unterhalt des Tunnelbauwerks sorgt, also Reinigung und Instandhaltung. Bis 2013 stieg der städtische Finanzierungsanteil am Tunnel auf 22,7 Millionen Euro.

Im Sommer vergangenen Jahres wurde dem Gemeinderat dann die neue Rechnung präsentiert. Die verschlug manchem die Sprache, denn dieser Betrag hatte sich fast verdoppelt. Die Deges setzte nun Baukosten von 43,2 Millionen Euro fest, womit der neu kalkulierte städtische Anteil von vormals 11,2 Millionen Euro auf 21,5 Millionen Euro stieg. Und für die Ablöse wollte der Bund statt 11,5 Millionen Euro nun 20,8 Millionen Euro. Das bedeutete also Mehrkosten von insgesamt 19,6 Millionen Euro.

Auch wenn die Stadt diese Mehrkosten nicht vor 2020, dem Jahr der Fertigstellung des Tunnels, bezahlen muss, belasten sie den städtischen Haushalt trotzdem. Denn diese Gelder müssen bereits in der Haushaltsplanung ab 2018 berücksichtigt werden. Laut derzeitigem Finanzplan sind für 2018 bis 2020 jährlich jeweils 6,8 Millionen Euro für den Lärmschutztunnel eingestellt. Dabei wird es nicht bleiben, denn auch die Tunnel-Mehrkosten müssen "im Rahmen der Haushaltsplanung für die Jahre 2018 und folgende" finanziert werden. Rein rechnerisch kommt da ein Finanzbedarf von weiteren sechs Millionen Euro jährlich hinzu.

Insofern dürfte spannend werden, welche Prioritäten die Verwaltung und der Gemeinderat setzen und ob an anderer Stelle gespart werden muss. "Wir planen, den Haushaltsentwurf für den Doppelhaushalt 2018/2019 am 23. Oktober in den Gemeinderat in öffentlicher Sitzung einzubringen. Mit dem Beschluss kann dann Anfang des kommenden Jahres gerechnet werden", erklärt Pressesprecherin Monika Blank auf Anfrage.

Baugeschichte

Mit dem ersten Spatenstich am 24. November 2014 begannen die Bauarbeiten an der B31-neu. Bis Ende 2020 soll die neue Bundesstraße zwischen Friedrichshafen/Waggershausen und Immenstaad fertig sein. Bauherr der Straße ist die Bundesrepublik, die die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges, mit dem Bau beauftragt hat. Die neue, vierspurige Straße wird circa 7,1 Kilometer lang sein. Auf dieser Strecke wird es drei Anschlussstellen geben, und zwar in Fischbach-West, Kluftern und Schnetzenhausen. Der Bau kostet insgesamt circa 157,4 Millionen Euro (Stand August 2016). Die prognostizierte Verkehrsbelastung für die neue B31 liegt bei 27.000 Fahrzeugen pro Tag.