Ausblick 2020: Steht Meersburg vor dem Verkehrskollaps?

Lange Schlangen bis zur Fähre, Messeverkehr Richtung Friedrichshafen, 2020 Verkehr Richtung Langesgartenschau Überlingen: Meersburg bekommt von allem etwas. Bürger Maximilian Geiger prophezeit: Es wird zum Verkehrskollaps kommen. Auch Bürgermeister Martin Brütsch zeigt sich besorgt.

Meersburg – Maximilian Geiger kann ein Lied davon singen. Oder eher: einen Trauermarsch blasen. Einen Trauermarsch für sein schönes Meersburg, durch das sich Tag für Tag ganze Autokolonnen quälen, die zur Fähre fahren oder von der Fähre kommen und von dort aus auf die Bundesstraße 31 fahren. Und bis 2020, ist er sich sicher, werde das noch viel schlimmer. Geiger sagt, dass er sich darüber nicht mehr ärgert, weil es nichts bringt. Aber er ärgert sich doch noch. Das merkt man.

Durchaus sorgenvoll blickt er also in die Zukunft und auf den Autoverkehr vor seinem Büro in der Meersburger Hauptstraße. "Der hört halt nie auf, sondern wird immer schlimmer", sagt er kopfschüttelnd. "Und dann noch die LKW und die Busse..." Durch Meersburg fährt, zusätzlich zu Einheimischen, Pendlern und Touristen, die nach Konstanz wollen auch, wer zur Messe nach Friedrichshafen will und 2020 dann zusätzlich, wer zur Landesgartenschau nach Überlingen möchte und die Anfahrt über den See wählt. "Man muss ja zuerst mal die verkehrlichen Voraussetzungen schaffen damit man eine Messe bedienen kann", findet Maximilian Geiger. "Und das ist ganz und gar nicht gegeben. Wir sind halt hier der Verkehrsknotenpunkt B¦31 und B¦33. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich was ändern wird, die Mühlen mahlen so langsam", zeigt der Meersburger sich resigniert und sagt: "So langsam denkt man doch: Macht, was ihr wollt und lasst den Verkehr zusammenbrechen." An Brückentagen gebe es Stau bis nach Stetten. "Dann ist der Fährverkehr überlastet, weil er gar nicht all die Autos aufnehmen kann und dann gibt es einen Rückstau und weil die Parkplätze überbelegt sind, stehen die Autos einfach auf der Straße und die Parkplatzsucherei beginnt", schildert der Senior das Chaos.

"Ich sehe das schon, das wird immer schlimmer und die einzige und vernünftige Lösung wäre von der Fähre aus einen Tunnel unter der Stadt durch auf die B¦31 zu graben. Aber das ist ja schon eine Diskussion seit 50 Jahren – und es tut sich nichts.“

Bürgermeister Martin Brütsch sieht das ganz ähnlich – auch er ist ausgesprochen besorgt: "Das Verkehrsaufkommen wird entsprechend den Prognosen des Bundes und des Landes sicherlich auch in Meersburg bis 2020 zunehmen", sagt er. Dass mit der Fährverbindung zwischen Meersburg und Konstanz die B¦33 am Rande des denkmalgeschützten historischen Altstadtensembles mitten durch die Stadt Meersburg verläuft, sei historisch so entstanden und für Meersburg ein zunehmend störender und belastender Faktor. "Der stark zunehmende Schwerlastverkehr sowohl während des Tages als auch in der Nacht wird seitens der Stadt und der Bürgerschaft mit großer Sorge und Betroffenheit wahrgenommen." Ein verstärktes Bestreben zur Verlagerung des Gütertransporters weg von der Straße hin zur Schiene sei seitens des Bundes dringend geboten und würde viel helfen, ist er sich sicher. Da die Planungszuständigkeit für die Bundesstraße nicht bei der Kommune, sondern beim Bund liege, seien die Einflussmöglichkeiten seitens der Kommune stark eingeschränkt. "Im Vorgriff auf eine längerfristige Veränderung versucht die Stadt Meersburg im Rahmen des Lärmaktionsplans durch eine noch ausstehende Genehmigung für Geschwindigkeitsbegrenzungen zumindest kurzfristig eine Entlastung für die durch Verkehrslärm besonders betroffenen Bürger zu erreichen.“

Die seit kurzem wieder aufgenommenen Planungen für den Aus- oder Neubau der B¦31 zwischen Meersburg West und Immenstaad sähen derzeit keinerlei Veränderung in Bezug auf den Anschluss der B¦31 an die B¦33 in Richtung Fähre am Saba-Knoten vor, erklärt der Bürgermeister. "Hinsichtlich einer weiteren Be- oder Entlastung des innerstädtischen Durchgangsverkehrs wird seitens der Stadt Meersburg ein besonderes Augenmerk auf die Überlegungen des Bundes für den zweiten Teilstreckenabschnitt der B¦31-neu von Meersburg West bis Überlingen geworfen", sagt Brütsch. "Denn in diesem geht es auch um eine etwaige Abfahrt von der B¦31 im Bereich Daisendorfer Straße zwischen Letztem Heller und Feuerwehrgerätehaus in Richtung Fähre." Von dort aus wäre als ein weiteres Straßenbauprojekt ein untertunnelter Straßenzubringer zur Fähre derzeit vorgesehen, erläutert Brütsch. Es dürfe es keinesfalls zu einer Verkehrsmehrbelastung auf der bestehenden Daisendorfer Straße kommen, "da der Straßenquerschnitt hierfür auch gar nicht ausgelegt ist", macht der Bürgermeister deutlich.

 

Was das Thema Parken betrifft, so beschäftigten sich Verwaltung und Gemeinderat der Stadt Meersburg sowie eine Arbeitsgemeinschaft seit Monaten sehr intensiv mit der gesamten Parkraumbewirtschaftung in Meersburg. "Zu diesem vielschichtigen Thema, das sich nicht nur auf die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Fähreparkplatz konzentriert, wird sich der Gemeinderat in Kürze im Rahme einer Klausur beraten", sagt Martin Brütsch.

 

 

Interview mit Josef Siebler: "Höhere Taktung nicht umsetzbar"

 

Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz, zum Fährverkehr auf dem Bodensee und das hohe Verkehrsaufkommen.

 

Herr Siebler, Meersburg kollabiert ja ziemlich, was den Verkehr angeht, die Schlangen zur Fähre gehen an Brückentagen oft bis nach Stetten – auch der Parkplatz quillt über. Angesichts der bevorstehenden Landesgartenschau in Überlingen wird sich der Verkehr im Jahr 2020 sicherlich nochmal drastisch erhöhen. Ist seitens der Stadtwerke etwas geplant, um dieses Nadelöhr zu weiten?

Wir haben in den vergangenen Jahren bereits in Großfähren der neueren Generation (Tabor und Lodi) investiert. Damit wurden die Kapazität und die Leistungsfähigkeit der Verbindung deutlich verbessert und die Wartezeiten dadurch erheblich verkürzt.

 

Mehr Parkplätze, mehr Fähren, gibt es hier Lösungsansätze?

Um auch zukünftig derartig hohem Verkehrsaufkommen in unseren Fährehäfen entlastend zu begegnen, ist derzeit der Bau eines neuen Fährschiffs mit einer Kapazität von 64 Pkw in Planung, das gegen das Fährschiff Fontainebleau (30 Pkw) ausgetauscht werden soll. Bei einem Einsatz von sechs Fährschiffen im Schnellkurs würde dies eine Steigerung der Spitzenkapazität um etwa zehn Prozent bedeuten. Eine Erhöhung der Taktung ist leider logistisch nicht umsetzbar, sodass der schon jetzt angebotene Schnellkurs – ein Fährschiff alle zehn Minuten – derzeit die einzige Möglichkeit ist, Spitzenzeiten aufzufangen.