B-31-Trasse: Meersburger ziehen an einem Strang

 

Bei einer Infoveranstaltung in der Sommertalhalle Meersburg beurteilte Verkehrsexperte Wulf Hahn die Pläne für die neue B-31-Trasse bei Meersburg und gab Empfehlungen, wie Gemeinde und Bürger in die Planungen eingreifen können. Er riet ebenso wie Bürgermeister Martin Brütsch, die Möglichkeit zur Beteiligung am Verfahren zu nutzen.

Gut besucht ist die Informationsveranstaltung zum Ausbau der B 31 in der Sommertalhalle gewesen, zu der Bürgermeister Martin Brütsch, der Gemeinderat und der Meersburger Initiativ-Kreis B 31-neu (MIK) den Verkehrsplaner Wulf Hahn als Experten geladen hatten. Dieser hatte den Auftrag, die bestehenden Planungen zu überprüfen und den Meersburgern Empfehlungen zu geben, wie sie in die Planungen eingreifen und an ihnen mitwirken könnten. Es gab eine rege Diskussion über die vorgeschlagenen Lösungen und über Handlungsmöglichkeiten.

Zunächst zeigte Hahn die Untersuchungen zum Verkehrsaufkommen auf der B 31 seit 1990. Im Jahresdurchschnitt hat sich die Zahl der Fahrzeuge, die täglich auf der Strecke unterwegs sind, zwar nur um gut ein Viertel von 15 400 (1995) auf 19 392 (2010) erhöht. Der Anteil der Lastwagen hat sich im selben Zeitraum aber mehr als verdoppelt. Dabei fällt ein Anteil an ausländischen Lastwagen von nahezu 50 Prozent auf: „Das ist extrem hoch“, sagte Hahn. Seit einigen Jahren stagniere zwar die Zahl, aber das liege auch daran, „dass die Zahl für die bestehende Straße grenzwertig ist: Mehr geht nicht!“ Die Vorschläge des Regierungspräsidiums sieht der Verkehrsplaner kritisch: Trassenführungen „in vierspurigem Ausbau mit Breiten von mindestens 20 Metern, wahrscheinlich aber sogar im Autobahnformat mit dann 28 Metern“ würden extrem viel Fläche verbrauchen, die für Meersburg wertvoll ist, da sie im Bereich der Weinberge und der raren Industrieflächen liegt.

Dass man mit einer derart ausgebauten Straße nicht nur das aktuelle Verkehrsaufkommen besser bewältigen kann, sondern sich auch neue Probleme aufhalst, machte Hahn ebenfalls deutlich: Bis zu 60 Prozent zusätzlichen Verkehr werde eine ausgebaute B 31 auf sich ziehen. „Das ist vom Bundesverkehrsministerium gewollt; denn bisher fehlt hier im Süden eine Fernstraße.“ Seiner Meinung nach würde für den bestehenden Verkehr ein dreispuriger Ausbau reichen. Der würde bei Meersburg entlang der alten Trasse geführt, kaum neue Fläche verbrauchen, kurz vor Hagnau in einen Tunnel münden und wegen der sonstigen Einsparungen dennoch nicht mehr kosten, „eher sogar weniger.“

Für unrealistisch hält er den Wunsch vieler Meersburger, die Hinterlandtrasse neu ins Gespräch zu bringen, obwohl diese nach Meinung einiger Bürger eine Menge Vorteile böte: Der Durchgangsverkehr wäre ganz vom See weg und die neue Straße könnte zugleich für die Gemeinden mit wachsenden Industriegebieten ein Zubringer und eine Umgehung sein. Hahn sieht für diese Trasse nur eine Chance: „Da muss es einen deutlich artikulierten politischen Willen geben.“ So etwa, wenn die wahrscheinliche grün-schwarze Koalition in Stuttgart das in ihren Koalitionsvertrag schriebe, hofft MIK-Sprecher Rudolf Landwehr.

Schließlich empfahl Hahn den Meersburgern, einzeln und in Gruppen ihre Kritik an den Planungen vorzutragen. „Bis zum 2. Mai kann man das auf einer eigens eingerichteten Internetseite machen.“ Bürgermeister Martin Brütsch ergänzte: „Es ist erstmalig möglich, dass wir uns direkt am Verfahren beteiligen können. Das sollten wir nutzen.“

 

Die Trassen

Infokasten zu MIK + Köpfchenzitate
Die vom Regierungspräsidium bevorzugte und jetzt im Bundes-Verkehrswegeplan festgeschriebene Linienführung „Planungsfall 7.5 W2“ würde Hagnau und Stetten entlasten, in Meersburg aber sehr viel Fläche verbrauchen, unter anderem wertvolle Rebflächen.

Die von vielen Bürgern favorisierte Hinterlandtrasse „Variante 2a“ würde die Seegemeinden entlasten und gleichzeitig den Gemeinden Salem, Bermatingen und Markdorf die gewünschten Umgehungen verschaffen. Sie gilt aber im Regierungspräsidium als nicht akzeptabel und hat deshalb wenig Chancen.

Planer Wulf Hahn schlägt eine „Ausbauvariante BA 0.1“ vor, die die bestehende Trasse nutzt und Meersburg kaum neu belasten würde. (up)